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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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Donnerwetter! unterbrach er sie, da hätt' ich aber dreingeschlagen!

Nein! wart' nur, 's kommt ganz anders, du G'waltthätle du!
Der Handwerksbursch' hat vielleicht auch geflucht oder wenigstens im
Schrecken einen Laut von sich geben; denn auf einmal sieht er einen
Lichtschein vor sich in der Tiefe, und eine Stimme ruft von unten
herauf: Um Jesu Christi willen, gehet keinen Schritt weiter oder Ihr
seid des Todes! Wie nun das Licht näher kommen ist, da hat er erst
gesehen, daß er vor der Kelleröffnung steht, und tief unter ihm steht
der Wirth mit dem Licht in der Hand und heißt ihn warten bis er
herauf komme und die Fallthür' zumache. Drauf hat er sich umge¬
sehen nach dem Freund, der ihn vor dem jähen Sturz bewahrt hat,
aber da ist Niemand weit und breit gewesen. Wer kann's also anders
gewesen sein, als der Engel, der ihn zu seinem Schutz begleitet hat?
Sieh, und einem solchen Engel möcht' ich dich auch anempfohlen haben,
daß er keinmal von dir wiche und ließe dir kein Leid geschehen.

Wie der, der mit dem jungen Tobias auf die Wanderschaft gangen
ist? Ich ließ mir's auch gefallen, wenn du der Engel wärst.

Ach wenn ich mit dir könnt'! Ich wollt' gewiß nie über Müdig¬
keit klagen.

Das wär' ein lustig's Reisen und ein tröstlicher Reis'kamerad.
Aber --

Weil's aber nicht kann sein,
Nicht kann sein, nicht kann sein,
Bleibst du allhier.

O wenn ich dran denk', rief Christine von einem plötzlichen Schauer
ergriffen, daß ich dich nimmer säh' -- und Alles was dann über
mich käm' -- ich thät mir einen Tod an.

Wie meine Schwester? Die hat auch gesagt, sie spring' in die
Fils, und den Tag drauf hat sie meinen Schwager genommen. Da¬
mit jedoch die arm' Seel' Ruh' hat, will ich dir jeden Trost und jede
Hoffnung und jeden Schwur, Alles von A bis Z noch einmal 'runter¬
sagen. Nachdem er dies unter wiederholten Liebkosungen gethan, schob
er sie sanft einige Schritte in rückwärtsgekehrter Richtung auf der
Straße fort und sagte dann: Jetzt thu' mir's zu lieb und sieh dich
nicht mehr um; ich will mich auch nicht mehr umsehen.

Donnerwetter! unterbrach er ſie, da hätt' ich aber dreingeſchlagen!

Nein! wart' nur, 's kommt ganz anders, du G'waltthätle du!
Der Handwerksburſch' hat vielleicht auch geflucht oder wenigſtens im
Schrecken einen Laut von ſich geben; denn auf einmal ſieht er einen
Lichtſchein vor ſich in der Tiefe, und eine Stimme ruft von unten
herauf: Um Jeſu Chriſti willen, gehet keinen Schritt weiter oder Ihr
ſeid des Todes! Wie nun das Licht näher kommen iſt, da hat er erſt
geſehen, daß er vor der Kelleröffnung ſteht, und tief unter ihm ſteht
der Wirth mit dem Licht in der Hand und heißt ihn warten bis er
herauf komme und die Fallthür' zumache. Drauf hat er ſich umge¬
ſehen nach dem Freund, der ihn vor dem jähen Sturz bewahrt hat,
aber da iſt Niemand weit und breit geweſen. Wer kann's alſo anders
geweſen ſein, als der Engel, der ihn zu ſeinem Schutz begleitet hat?
Sieh, und einem ſolchen Engel möcht' ich dich auch anempfohlen haben,
daß er keinmal von dir wiche und ließe dir kein Leid geſchehen.

Wie der, der mit dem jungen Tobias auf die Wanderſchaft gangen
iſt? Ich ließ mir's auch gefallen, wenn du der Engel wärſt.

Ach wenn ich mit dir könnt'! Ich wollt' gewiß nie über Müdig¬
keit klagen.

Das wär' ein luſtig's Reiſen und ein tröſtlicher Reiſ'kamerad.
Aber —

Weil's aber nicht kann ſein,
Nicht kann ſein, nicht kann ſein,
Bleibſt du allhier.

O wenn ich dran denk', rief Chriſtine von einem plötzlichen Schauer
ergriffen, daß ich dich nimmer ſäh' — und Alles was dann über
mich käm' — ich thät mir einen Tod an.

Wie meine Schweſter? Die hat auch geſagt, ſie ſpring' in die
Fils, und den Tag drauf hat ſie meinen Schwager genommen. Da¬
mit jedoch die arm' Seel' Ruh' hat, will ich dir jeden Troſt und jede
Hoffnung und jeden Schwur, Alles von A bis Z noch einmal 'runter¬
ſagen. Nachdem er dies unter wiederholten Liebkoſungen gethan, ſchob
er ſie ſanft einige Schritte in rückwärtsgekehrter Richtung auf der
Straße fort und ſagte dann: Jetzt thu' mir's zu lieb und ſieh dich
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[156/0172] Donnerwetter! unterbrach er ſie, da hätt' ich aber dreingeſchlagen! Nein! wart' nur, 's kommt ganz anders, du G'waltthätle du! Der Handwerksburſch' hat vielleicht auch geflucht oder wenigſtens im Schrecken einen Laut von ſich geben; denn auf einmal ſieht er einen Lichtſchein vor ſich in der Tiefe, und eine Stimme ruft von unten herauf: Um Jeſu Chriſti willen, gehet keinen Schritt weiter oder Ihr ſeid des Todes! Wie nun das Licht näher kommen iſt, da hat er erſt geſehen, daß er vor der Kelleröffnung ſteht, und tief unter ihm ſteht der Wirth mit dem Licht in der Hand und heißt ihn warten bis er herauf komme und die Fallthür' zumache. Drauf hat er ſich umge¬ ſehen nach dem Freund, der ihn vor dem jähen Sturz bewahrt hat, aber da iſt Niemand weit und breit geweſen. Wer kann's alſo anders geweſen ſein, als der Engel, der ihn zu ſeinem Schutz begleitet hat? Sieh, und einem ſolchen Engel möcht' ich dich auch anempfohlen haben, daß er keinmal von dir wiche und ließe dir kein Leid geſchehen. Wie der, der mit dem jungen Tobias auf die Wanderſchaft gangen iſt? Ich ließ mir's auch gefallen, wenn du der Engel wärſt. Ach wenn ich mit dir könnt'! Ich wollt' gewiß nie über Müdig¬ keit klagen. Das wär' ein luſtig's Reiſen und ein tröſtlicher Reiſ'kamerad. Aber — Weil's aber nicht kann ſein, Nicht kann ſein, nicht kann ſein, Bleibſt du allhier. O wenn ich dran denk', rief Chriſtine von einem plötzlichen Schauer ergriffen, daß ich dich nimmer ſäh' — und Alles was dann über mich käm' — ich thät mir einen Tod an. Wie meine Schweſter? Die hat auch geſagt, ſie ſpring' in die Fils, und den Tag drauf hat ſie meinen Schwager genommen. Da¬ mit jedoch die arm' Seel' Ruh' hat, will ich dir jeden Troſt und jede Hoffnung und jeden Schwur, Alles von A bis Z noch einmal 'runter¬ ſagen. Nachdem er dies unter wiederholten Liebkoſungen gethan, ſchob er ſie ſanft einige Schritte in rückwärtsgekehrter Richtung auf der Straße fort und ſagte dann: Jetzt thu' mir's zu lieb und ſieh dich nicht mehr um; ich will mich auch nicht mehr umſehen.

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/172>, abgerufen am 26.11.2024.