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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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den Händen dazu gefochten, und hat den Schmidhannes verklagt, daß
er heut' in Gegenwart des ganzen löblichen Magistrats, just vor der
Conventssitzung, in einem Streit wegen eines Gartenzaunes die Ham¬
melayischen insgesammt Hexen gescholten habe. Das sei ein Schimpf
und eine Schande für ihn und seine Gefreundten und er klage im
Namen der ganzen Hammelayischen Familie, man möchte den Schmid
zur gebärenden Strafe ziehen und ihm eine christliche Abbitte auf¬
erlegen. Ich hab' gleich den Schmidhannes holen müssen, und der
hat auch ohne weiters bekannt, daß er diese Rede vor gesessenem Ge¬
richt ausgestoßen hab', und es sei wahr, er bleibe dabei, denn die
alte Hammelayin sei ihm schon vor fünf Jahren einmal in aller Früh'
ohne Haub' im Hemd und Rock begegnet, hab' auch eine schwarze
Katz' bei sich gehabt, die so groß als ein Kalb gewesen sei. Der
Herr Amtmann hat ihm drauf die Sach' ausreden wollen, er hab'
vielleicht einen starken Morgenschnaps getrunken gehabt und die Katz'
durch eine zu große Brill' angesehen. Er aber ist dabei beharrt,
daß er keinen Rausch gehabt habe, und wie ihm der Herr Amtmann
zugesetzt hat, so ist er zornig worden und hat sich verschworen, der
Teufel solle ihn zu Sägmehl verreißen, wenn er weiter als für sechs
Kreuzer getrunken gehabt hab'. Auf das ist der Herr Pfarrer aufge¬
fahren und der Herr Amtmann hat ihm gleich zwei Pfund Heller an¬
dictirt, weil er sich mit Fluchen vermessen hab', absonderlich in Gegen¬
wart des Herrn Pfarrers. Das hat ihn dann etwas mürber gemacht
und endlich hat er sich zureden lassen, daß er den Hammelayischen
solche Gottlosigkeiten nicht beweisen könne, sondern aus Zorn und Un¬
verstand geredt hab'. Er hat dann dem Franzosen für die Hamme¬
layischen Abbitte thun müssen und ist als ein schlecht bemittelter
Mann, den die zwei Pfund Heller schon sauer ankommen, auf zwei¬
mal vier und zwanzig Stund' in Thurn gesprochen worden, heißt das,
erst wenn das Quartier vom Küfer frei wird.

So was muß man eben auch nicht auf seine Nebenmenschen brin¬
gen, wenn man's nicht beweisen kann, bemerkte der Müllerknecht: das
ist doch das Allerärgst', was man Einem nachsagen kann.

Die Obrigkeit nimmt ja so etwas gar nicht mehr an, sagte einer
der Bauern, die in der Gesellschaft saßen, verdrießlich. Da können
alle Greuel geschehen, man fragt nichts darnach, und wenn Einer das

den Händen dazu gefochten, und hat den Schmidhannes verklagt, daß
er heut' in Gegenwart des ganzen löblichen Magiſtrats, juſt vor der
Conventsſitzung, in einem Streit wegen eines Gartenzaunes die Ham¬
melayiſchen insgeſammt Hexen geſcholten habe. Das ſei ein Schimpf
und eine Schande für ihn und ſeine Gefreundten und er klage im
Namen der ganzen Hammelayiſchen Familie, man möchte den Schmid
zur gebärenden Strafe ziehen und ihm eine chriſtliche Abbitte auf¬
erlegen. Ich hab' gleich den Schmidhannes holen müſſen, und der
hat auch ohne weiters bekannt, daß er dieſe Rede vor geſeſſenem Ge¬
richt ausgeſtoßen hab', und es ſei wahr, er bleibe dabei, denn die
alte Hammelayin ſei ihm ſchon vor fünf Jahren einmal in aller Früh'
ohne Haub' im Hemd und Rock begegnet, hab' auch eine ſchwarze
Katz' bei ſich gehabt, die ſo groß als ein Kalb geweſen ſei. Der
Herr Amtmann hat ihm drauf die Sach' ausreden wollen, er hab'
vielleicht einen ſtarken Morgenſchnaps getrunken gehabt und die Katz'
durch eine zu große Brill' angeſehen. Er aber iſt dabei beharrt,
daß er keinen Rauſch gehabt habe, und wie ihm der Herr Amtmann
zugeſetzt hat, ſo iſt er zornig worden und hat ſich verſchworen, der
Teufel ſolle ihn zu Sägmehl verreißen, wenn er weiter als für ſechs
Kreuzer getrunken gehabt hab'. Auf das iſt der Herr Pfarrer aufge¬
fahren und der Herr Amtmann hat ihm gleich zwei Pfund Heller an¬
dictirt, weil er ſich mit Fluchen vermeſſen hab', abſonderlich in Gegen¬
wart des Herrn Pfarrers. Das hat ihn dann etwas mürber gemacht
und endlich hat er ſich zureden laſſen, daß er den Hammelayiſchen
ſolche Gottloſigkeiten nicht beweiſen könne, ſondern aus Zorn und Un¬
verſtand geredt hab'. Er hat dann dem Franzoſen für die Hamme¬
layiſchen Abbitte thun müſſen und iſt als ein ſchlecht bemittelter
Mann, den die zwei Pfund Heller ſchon ſauer ankommen, auf zwei¬
mal vier und zwanzig Stund' in Thurn geſprochen worden, heißt das,
erſt wenn das Quartier vom Küfer frei wird.

So was muß man eben auch nicht auf ſeine Nebenmenſchen brin¬
gen, wenn man's nicht beweiſen kann, bemerkte der Müllerknecht: das
iſt doch das Allerärgſt', was man Einem nachſagen kann.

Die Obrigkeit nimmt ja ſo etwas gar nicht mehr an, ſagte einer
der Bauern, die in der Geſellſchaft ſaßen, verdrießlich. Da können
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[104/0120] den Händen dazu gefochten, und hat den Schmidhannes verklagt, daß er heut' in Gegenwart des ganzen löblichen Magiſtrats, juſt vor der Conventsſitzung, in einem Streit wegen eines Gartenzaunes die Ham¬ melayiſchen insgeſammt Hexen geſcholten habe. Das ſei ein Schimpf und eine Schande für ihn und ſeine Gefreundten und er klage im Namen der ganzen Hammelayiſchen Familie, man möchte den Schmid zur gebärenden Strafe ziehen und ihm eine chriſtliche Abbitte auf¬ erlegen. Ich hab' gleich den Schmidhannes holen müſſen, und der hat auch ohne weiters bekannt, daß er dieſe Rede vor geſeſſenem Ge¬ richt ausgeſtoßen hab', und es ſei wahr, er bleibe dabei, denn die alte Hammelayin ſei ihm ſchon vor fünf Jahren einmal in aller Früh' ohne Haub' im Hemd und Rock begegnet, hab' auch eine ſchwarze Katz' bei ſich gehabt, die ſo groß als ein Kalb geweſen ſei. Der Herr Amtmann hat ihm drauf die Sach' ausreden wollen, er hab' vielleicht einen ſtarken Morgenſchnaps getrunken gehabt und die Katz' durch eine zu große Brill' angeſehen. Er aber iſt dabei beharrt, daß er keinen Rauſch gehabt habe, und wie ihm der Herr Amtmann zugeſetzt hat, ſo iſt er zornig worden und hat ſich verſchworen, der Teufel ſolle ihn zu Sägmehl verreißen, wenn er weiter als für ſechs Kreuzer getrunken gehabt hab'. Auf das iſt der Herr Pfarrer aufge¬ fahren und der Herr Amtmann hat ihm gleich zwei Pfund Heller an¬ dictirt, weil er ſich mit Fluchen vermeſſen hab', abſonderlich in Gegen¬ wart des Herrn Pfarrers. Das hat ihn dann etwas mürber gemacht und endlich hat er ſich zureden laſſen, daß er den Hammelayiſchen ſolche Gottloſigkeiten nicht beweiſen könne, ſondern aus Zorn und Un¬ verſtand geredt hab'. Er hat dann dem Franzoſen für die Hamme¬ layiſchen Abbitte thun müſſen und iſt als ein ſchlecht bemittelter Mann, den die zwei Pfund Heller ſchon ſauer ankommen, auf zwei¬ mal vier und zwanzig Stund' in Thurn geſprochen worden, heißt das, erſt wenn das Quartier vom Küfer frei wird. So was muß man eben auch nicht auf ſeine Nebenmenſchen brin¬ gen, wenn man's nicht beweiſen kann, bemerkte der Müllerknecht: das iſt doch das Allerärgſt', was man Einem nachſagen kann. Die Obrigkeit nimmt ja ſo etwas gar nicht mehr an, ſagte einer der Bauern, die in der Geſellſchaft ſaßen, verdrießlich. Da können alle Greuel geſchehen, man fragt nichts darnach, und wenn Einer das

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/120>, abgerufen am 24.11.2024.