Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Von denen Edelgesteinen ins gemein. XXXIII. Von dem Bezoarstein. Dieses ist ein schwartz- grünlichter Stein/ in Grösse einer Hasel- Von dem Hirschen-Bezoarstein (von welchen die Alten viel geschrie- Unter allen Arten der Bezoarsteine sind die grünlichen und An- S s s
Von denen Edelgeſteinen ins gemein. XXXIII. Von dem Bezoarſtein. Dieſes iſt ein ſchwartz- gruͤnlichter Stein/ in Groͤſſe einer Haſel- Von dem Hirſchẽ-Bezoarſtein (von welchen die Alten viel geſchrie- Unter allen Arten der Bezoarſteine ſind die gruͤnlichen und An- S ſ ſ
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Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
XXXIII.
Von dem Bezoarſtein.
Dieſes iſt ein ſchwartz- gruͤnlichter Stein/ in Groͤſſe einer Haſel-
nuß/ rund/ und hohl in der Mitten/ in deſſen Hohligkeit ſich ein wenig
ſandiges Pulver befindet; er wird auch gantz Aſchenfarbicht gefunden/
und wird fuͤr eine ſonderliche Artzeney gegen Gifft/ gehalten: in der Form
iſt er laͤnglicht rund/ in der Geſtalt wie ein Eichel/ ſo ſie auſſer ihren Scha-
len iſt; dem Gewicht nach iſt er nicht gar ſchwer/ weil er ziemlich poroͤß
iſt; er wird gezeuget in dem Magen einer wilden Ziegen/ von dem Saft
der Kraͤuter/ davon ſie ſich im Fruͤhling und Sommer naͤhret/ als zu
welcher Zeit allein/ dergleichen Steine im ſelbigen Thier gefunden wer-
den: der rechte Bezoarſtein iſt euſſerlich Rauch/ ungleich/ und unpoli-
ret/ gleich denen Steinen ſo in den menſchlichen Blaſen gefunden wer-
den: die natuͤrlichen oder warhafftigen Bezoarſteine von den falſchen zu
erkennen oder zu unterſcheiden/ hat man vielerley Manieren/ unter wel-
chen die beſten ſind/ daß man von ſolchen Stein etliche Gran/ einem
Thier/ ſo Gifft genommen/ eingebe/ und alſo ſeine Wuͤrckung probire:
Von dem Hirſchẽ-Bezoarſtein (von welchen die Alten viel geſchrie-
ben) iſt ſehr nachdencklich/ was Rulandus ſchreibet/ indem er ſaget/ daß
die Hirſchen im Fruͤhling/ die Hoͤhlen oder Loͤcher der Schlangen zu
ſuchen pflegen/ und nachdem ſie ſolche angetroffen/ ziehen ſie mit ihren
Athem und Naſenloͤchern/ die Schlangen an ſich/ und freſſen ſolche/
als mit welchen ſie ſich von ihrer jaͤhrlichen Kranckheit reinigen; ſie lauf-
fen aber/ nachdem ſie die Schlangen gefreſſen haben/ in einem Fluß oder
Waſſer/ und liegen oder weltzen ſich ſo lang darinnen/ biß ſie mercken/
daß die Gewalt des Schlangen-Gifftes in ihnen uͤberwunden ſey: Mitt-
ler dieſer Zeit/ rinnen aus ihren Augen ein hauffen Thraͤnen herfuͤr/
welche alsdenn zuſammen rinnen und erharten/ und ein fuͤrtrefflicher
Bezoar und gegen Gifft Artzney ſind: obs ſichs aber ſo verhalte/ oder
nicht wollen wir ungeſaget laſſen.
Unter allen Arten der Bezoarſteine ſind die gruͤnlichen und
ſchwartzgruͤnen die beſten/ und ſolviren ſich leichtlich auff der Zunge/ o-
der im Waſſer: Sie werden aus den Orientaliſchen Landen/ ingleichen
auch aus Oſt-und Weſt-Jndien gebracht: dem Preiß nach ſind ſie un-
terſchiedlich/ insgemein wird ein ſolcher Stein/ der 1. Qvintlein wiegt/
fuͤr 1. Ducaten verkaufft.
An-
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