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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von denen Edelgesteinen ins gemein.
zugespitzt/ und hat 6. glatte Seiten. Diese Art wird offt gefunden in der
Grösse einer Haselnuß; Die andere Art dieser Steine/ sind die Arabischen/
welche etwas kleiner als die vorigen/ ihnen aber sonsten nicht ungleich/
und wachsen diese beyde Arten nicht in Gold/ sondern allein; Der Mace-
donische Demant aber ist gleich einem Kürbis-Samen/ und wird im Gold
gefunden; über dieses sind noch andere Arten der Demanten/ welche
theils rund/ theils aber sehr eckigt gefunden werden/ als da sind die Böh-
mischen/ Armenische/ Englischen und Ungarische/ diese alle aber sind mit
dem Orientalischen nicht zu vergleichen. Der viel erfahrne teutsche Alchy-
mist Bartholomäus Korndörffer/ lehret in seinem Büchlein von Edlenge-
steinen/ (so meines Wissens noch nicht im Druck) aus den guten und reinen
natürlichen Crystall den besten Diamant zu machen folgender gestalt: Nim
(sagt er) den allerbesten polirten Crystall/ er sey groß oder klein/ wann er nur
schön helle ist/ setze ihm 3. mahl so viel meines fixen Gold-Schwefels zu/ thue
solchen sammt den Crystall in einen Tiegel/ also daß der Crystall oben und unten
mit dem Gold-Schweffel bedeckt sey; vermache den Tiegel oben/ und lasse
ihn 3. Tage und Nacht lang in Feuer wohl und sehr starck erglüen/ alsdenn
nim solchen heraus und lösche ihn ab in Brunnen-Wasser/ darinnen zu-
vor auff die 20. mahl ein glüender Stahl ist abgelöschet worden/ so hast du
einen Diamant der dem natürlichen Diamant in allen gleich gerecht und gut
ist; und so weit gedachter Korndörffer. Er lässet aber das Vornehmste aus/
in dem er seinen Goldschwefel nicht ausführlich genug zu machen lehret.

Sonst sind in Bißnager/ einer Landschafft in Ost-Jndien 2 oder 3.
Felsen/ welche Demanten bringen/ davon etliche 2. Qvintlein/ andere
1. Scrupel/ item 8. Gran und dergleichen wägen: Es schreibet Monor-
dus/ daß er einen solchen Demant/ welcher 140. Karat/ jeden Karat
zu 4. Gran gerechnet/ gesehen habe. Ein wohl polirter Demant ohne Man-
gel/ der ein Gran schwer wieget/ ist 10; der aber 2. Gran schwer ist/ schon
100. Reichsthaler werth/ wie Bootius saget. Anderwerts aber spricht
er: ein wohl polirter und geschnittener Demant von 4. Gran schwer/ sey
50. Ducaten werth. Cardanus gedencket eines Demants/ der zu An-
torff ist/ welcher eine Untz/ weniger einen Scrupel wieget/ und wird
umb hundert und funfftzig tausend Cronen geschätzet.
Und so viel von Diamanten.

Anmer-

Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
zugeſpitzt/ und hat 6. glatte Seiten. Dieſe Art wird offt gefunden in der
Groͤſſe einer Haſelnuß; Die andere Art dieſer Steine/ ſind die Arabiſchen/
welche etwas kleiner als die vorigen/ ihnen aber ſonſten nicht ungleich/
und wachſen dieſe beyde Arten nicht in Gold/ ſondern allein; Der Mace-
doniſche Demant aber iſt gleich einem Kuͤrbis-Samen/ und wird im Gold
gefunden; uͤber dieſes ſind noch andere Arten der Demanten/ welche
theils rund/ theils aber ſehr eckigt gefunden werden/ als da ſind die Boͤh-
miſchen/ Armeniſche/ Engliſchen und Ungariſche/ dieſe alle aber ſind mit
dem Orientaliſchen nicht zu vergleichen. Der viel erfahrne teutſche Alchy-
miſt Bartholomaͤus Korndoͤrffer/ lehret in ſeinem Buͤchlein von Edlenge-
ſteinen/ (ſo meines Wiſſens noch nicht im Druck) aus den guten und reinen
natuͤrlichen Cryſtall den beſten Diamant zu machen folgender geſtalt: Nim
(ſagt er) den allerbeſten polirten Cryſtall/ er ſey groß oder klein/ wann er nur
ſchoͤn helle iſt/ ſetze ihm 3. mahl ſo viel meines fixen Gold-Schwefels zu/ thue
ſolchen ſam̃t den Cryſtall in einen Tiegel/ alſo daß der Cryſtall oben uñ unten
mit dem Gold-Schweffel bedeckt ſey; vermache den Tiegel oben/ und laſſe
ihn 3. Tage und Nacht lang in Feuer wohl und ſehr ſtarck ergluͤen/ alsdenn
nim ſolchen heraus und loͤſche ihn ab in Brunnen-Waſſer/ darinnen zu-
vor auff die 20. mahl ein gluͤender Stahl iſt abgeloͤſchet worden/ ſo haſt du
einen Diamant der dem natuͤrlichen Diamant in allen gleich gerecht uñ gut
iſt; und ſo weit gedachter Korndoͤrffer. Er laͤſſet aber das Vornehmſte aus/
in dem er ſeinen Goldſchwefel nicht ausfuͤhrlich genug zu machen lehret.

Sonſt ſind in Bißnager/ einer Landſchafft in Oſt-Jndien 2 oder 3.
Felſen/ welche Demanten bringen/ davon etliche 2. Qvintlein/ andere
1. Scrupel/ item 8. Gran und dergleichen waͤgen: Es ſchreibet Monor-
dus/ daß er einen ſolchen Demant/ welcher 140. Karat/ jeden Karat
zu 4. Gran gerechnet/ geſehen habe. Ein wohl polirter Demant ohne Man-
gel/ der ein Gran ſchwer wieget/ iſt 10; der aber 2. Gran ſchwer iſt/ ſchon
100. Reichsthaler werth/ wie Bootius ſaget. Anderwerts aber ſpricht
er: ein wohl polirter und geſchnittener Demant von 4. Gran ſchwer/ ſey
50. Ducaten werth. Cardanus gedencket eines Demants/ der zu An-
torff iſt/ welcher eine Untz/ weniger einen Scrupel wieget/ und wird
umb hundert und funfftzig tauſend Cronen geſchaͤtzet.
Und ſo viel von Diamanten.

Anmer-
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[104/0528] Von denen Edelgeſteinen ins gemein. zugeſpitzt/ und hat 6. glatte Seiten. Dieſe Art wird offt gefunden in der Groͤſſe einer Haſelnuß; Die andere Art dieſer Steine/ ſind die Arabiſchen/ welche etwas kleiner als die vorigen/ ihnen aber ſonſten nicht ungleich/ und wachſen dieſe beyde Arten nicht in Gold/ ſondern allein; Der Mace- doniſche Demant aber iſt gleich einem Kuͤrbis-Samen/ und wird im Gold gefunden; uͤber dieſes ſind noch andere Arten der Demanten/ welche theils rund/ theils aber ſehr eckigt gefunden werden/ als da ſind die Boͤh- miſchen/ Armeniſche/ Engliſchen und Ungariſche/ dieſe alle aber ſind mit dem Orientaliſchen nicht zu vergleichen. Der viel erfahrne teutſche Alchy- miſt Bartholomaͤus Korndoͤrffer/ lehret in ſeinem Buͤchlein von Edlenge- ſteinen/ (ſo meines Wiſſens noch nicht im Druck) aus den guten und reinen natuͤrlichen Cryſtall den beſten Diamant zu machen folgender geſtalt: Nim (ſagt er) den allerbeſten polirten Cryſtall/ er ſey groß oder klein/ wann er nur ſchoͤn helle iſt/ ſetze ihm 3. mahl ſo viel meines fixen Gold-Schwefels zu/ thue ſolchen ſam̃t den Cryſtall in einen Tiegel/ alſo daß der Cryſtall oben uñ unten mit dem Gold-Schweffel bedeckt ſey; vermache den Tiegel oben/ und laſſe ihn 3. Tage und Nacht lang in Feuer wohl und ſehr ſtarck ergluͤen/ alsdenn nim ſolchen heraus und loͤſche ihn ab in Brunnen-Waſſer/ darinnen zu- vor auff die 20. mahl ein gluͤender Stahl iſt abgeloͤſchet worden/ ſo haſt du einen Diamant der dem natuͤrlichen Diamant in allen gleich gerecht uñ gut iſt; und ſo weit gedachter Korndoͤrffer. Er laͤſſet aber das Vornehmſte aus/ in dem er ſeinen Goldſchwefel nicht ausfuͤhrlich genug zu machen lehret. Sonſt ſind in Bißnager/ einer Landſchafft in Oſt-Jndien 2 oder 3. Felſen/ welche Demanten bringen/ davon etliche 2. Qvintlein/ andere 1. Scrupel/ item 8. Gran und dergleichen waͤgen: Es ſchreibet Monor- dus/ daß er einen ſolchen Demant/ welcher 140. Karat/ jeden Karat zu 4. Gran gerechnet/ geſehen habe. Ein wohl polirter Demant ohne Man- gel/ der ein Gran ſchwer wieget/ iſt 10; der aber 2. Gran ſchwer iſt/ ſchon 100. Reichsthaler werth/ wie Bootius ſaget. Anderwerts aber ſpricht er: ein wohl polirter und geſchnittener Demant von 4. Gran ſchwer/ ſey 50. Ducaten werth. Cardanus gedencket eines Demants/ der zu An- torff iſt/ welcher eine Untz/ weniger einen Scrupel wieget/ und wird umb hundert und funfftzig tauſend Cronen geſchaͤtzet. Und ſo viel von Diamanten. Anmer-

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/528>, abgerufen am 24.11.2024.