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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Vor die Glasmacher.
vier messinge Platten eines kleinen Fingers dick machen/ jeder derselben
muß einen Winckel von ein baar Zoll haben/ solche mögen so hoch und
breit seyn/ als zu denen allergrösten Flaschen von Nöthen; Diese Platten
müssen gantz glatt und eben gepollirt seyn; Wann nun selbge fertig/ so setzet
man nach Anzeigung beygesügter Figur Z. den Winckel A. an die Flache
B. und die Flache von den Winckel A. mit C. bezeichnet/ die setzt man an
den Winckel D. die Fläche von den Winckel D. mit E. gemerckt/ setzt man
an den Winckel F. und G. an H. so macht es ein richtiges 4. eck/ man kan
auch ablange viereckt machen ja zu allerhand Sorten/ klein und groß wie
mans selbst verlangt dazu Augenblicklich und ohne alle Mühe auff diese
Weise die Platten einrichten und also Flaschen formiren und fügen. Solche
Winckel und Flächen aber/ werden allezeit mit zweyen Eysern Klammern/
deren iede eine Schrauben hat/ damit man es feste anhalten kan/ zusam-
men geschraubt. Es giebt sich auch wenn man diese Forme nur einmahl
zusammen gesetzt/ schon alles selber wie und welcher gestalt man nemlich
solche/ nach gefälligen Belieben/ wie auch Lit. I. und die Fig. Y. Anleitung
giebt näher zusammen oder weiter von einander rücken könne und möge/
und wenn die Platten so groß seyn/ daß man zu erst eine Flasche darein von
1. oder 2. oder mehr Kannen formiren kan/ so kan mans zusammen setzen/ daß
auch Fläschgen von 1. Loth darein mögen gemacht werden/ da aber ja die
Forme zu hoch/ kan solche doch leichtlich mit einen guten thon so weit als man
wil und nöthig ist ausgefüllet werden. Man kan hier nicht nur alleine auff
tausenderley Art und Weise varieren/ sondern auch solche von einerley For-
me oder Sorte so nette machen/ daß eine wie die andere fast auff ein Haar
passen müssen.

Dieses kan ein ieder mit 4. Kartenblättern probiren wenn er an iedes
einen kleinen Winckel beuget und allezeit den Winckel mit der Flache zu-
sammen setzet/ so wird er sich: (vermuthlich) den Effect alsobald einbilden
und also/ ehe er Unkosten in Messing daran thut/ sich zuvor versichern kön-
nen daß es angehet und so wohl beqvem als Practicabel, ja so leicht und
einfältig als sie anzusehn wenn sie gemacht/ so Sinnreich doch ausgedacht ist.

Die erste welche Herr J. D. K. machen ließ war von dünnen Mes-
sing Blechen/ es wolte sich aber/ wie ich sie probiren ließ/ mit grossen
Flaschen nicht schicken; müssen derowegen die Platten absonderlich dazu
gegossen werden. Jch hoffe/ daß bey denen Glashütten wo diese Forme
wird im Brauch kommen/ hinfüro (was die Flasche betrifft) viel Mühe/
Verdruß und Ungelegenheit soll ersparet werden etc.

Beschluß
N n n iij

Vor die Glasmacher.
vier meſſinge Platten eines kleinen Fingers dick machen/ jeder derſelben
muß einen Winckel von ein baar Zoll haben/ ſolche moͤgen ſo hoch und
breit ſeyn/ als zu denen allergroͤſten Flaſchen von Noͤthen; Dieſe Platten
muͤſſen gantz glatt und eben gepollirt ſeyn; Wann nun ſelbge fertig/ ſo ſetzet
man nach Anzeigung beygeſuͤgter Figur Z. den Winckel A. an die Flache
B. und die Flache von den Winckel A. mit C. bezeichnet/ die ſetzt man an
den Winckel D. die Flaͤche von den Winckel D. mit E. gemerckt/ ſetzt man
an den Winckel F. und G. an H. ſo macht es ein richtiges 4. eck/ man kan
auch ablange viereckt machen ja zu allerhand Sorten/ klein und groß wie
mans ſelbſt verlangt dazu Augenblicklich und ohne alle Muͤhe auff dieſe
Weiſe die Platten einrichten und alſo Flaſchen formiren uñ fuͤgen. Solche
Winckel und Flaͤchen aber/ werden allezeit mit zweyen Eyſern Klammern/
deren iede eine Schrauben hat/ damit man es feſte anhalten kan/ zuſam-
men geſchraubt. Es giebt ſich auch wenn man dieſe Forme nur einmahl
zuſammen geſetzt/ ſchon alles ſelber wie und welcher geſtalt man nemlich
ſolche/ nach gefaͤlligen Belieben/ wie auch Lit. I. und die Fig. Y. Anleitung
giebt naͤher zuſammen oder weiter von einander ruͤcken koͤnne und moͤge/
und wenn die Platten ſo groß ſeyn/ daß man zu erſt eine Flaſche darein von
1. oder 2. oder mehr Kannen formiren kan/ ſo kan mans zuſammen ſetzen/ daß
auch Flaͤſchgen von 1. Loth darein moͤgen gemacht werden/ da aber ja die
Foꝛme zu hoch/ kan ſolche doch leichtlich mit einen guten thon ſo weit als man
wil und noͤthig iſt ausgefuͤllet werden. Man kan hier nicht nur alleine auff
tauſenderley Art und Weiſe varieren/ ſondeꝛn auch ſolche von einerley For-
me oder Sorte ſo nette machen/ daß eine wie die andere faſt auff ein Haar
paſſen muͤſſen.

Dieſes kan ein ieder mit 4. Kartenblaͤttern probiren wenn er an iedes
einen kleinen Winckel beuget und allezeit den Winckel mit der Flache zu-
ſammen ſetzet/ ſo wird er ſich: (vermuthlich) den Effect alſobald einbilden
und alſo/ ehe er Unkoſten in Meſſing daran thut/ ſich zuvor verſichern koͤn-
nen daß es angehet und ſo wohl beqvem als Practicabel, ja ſo leicht und
einfaͤltig als ſie anzuſehn weñ ſie gemacht/ ſo Sinnreich doch ausgedacht iſt.

Die erſte welche Herr J. D. K. machen ließ war von duͤnnen Meſ-
ſing Blechen/ es wolte ſich aber/ wie ich ſie probiren ließ/ mit groſſen
Flaſchen nicht ſchicken; muͤſſen derowegen die Platten abſonderlich dazu
gegoſſen werden. Jch hoffe/ daß bey denen Glashuͤtten wo dieſe Forme
wird im Brauch kommen/ hinfuͤro (was die Flaſche betrifft) viel Muͤhe/
Verdruß und Ungelegenheit ſoll erſparet werden ꝛc.

Beſchluß
N n n iij
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[93/0517] Vor die Glasmacher. vier meſſinge Platten eines kleinen Fingers dick machen/ jeder derſelben muß einen Winckel von ein baar Zoll haben/ ſolche moͤgen ſo hoch und breit ſeyn/ als zu denen allergroͤſten Flaſchen von Noͤthen; Dieſe Platten muͤſſen gantz glatt und eben gepollirt ſeyn; Wann nun ſelbge fertig/ ſo ſetzet man nach Anzeigung beygeſuͤgter Figur Z. den Winckel A. an die Flache B. und die Flache von den Winckel A. mit C. bezeichnet/ die ſetzt man an den Winckel D. die Flaͤche von den Winckel D. mit E. gemerckt/ ſetzt man an den Winckel F. und G. an H. ſo macht es ein richtiges 4. eck/ man kan auch ablange viereckt machen ja zu allerhand Sorten/ klein und groß wie mans ſelbſt verlangt dazu Augenblicklich und ohne alle Muͤhe auff dieſe Weiſe die Platten einrichten und alſo Flaſchen formiren uñ fuͤgen. Solche Winckel und Flaͤchen aber/ werden allezeit mit zweyen Eyſern Klammern/ deren iede eine Schrauben hat/ damit man es feſte anhalten kan/ zuſam- men geſchraubt. Es giebt ſich auch wenn man dieſe Forme nur einmahl zuſammen geſetzt/ ſchon alles ſelber wie und welcher geſtalt man nemlich ſolche/ nach gefaͤlligen Belieben/ wie auch Lit. I. und die Fig. Y. Anleitung giebt naͤher zuſammen oder weiter von einander ruͤcken koͤnne und moͤge/ und wenn die Platten ſo groß ſeyn/ daß man zu erſt eine Flaſche darein von 1. oder 2. oder mehr Kannen formiren kan/ ſo kan mans zuſammen ſetzen/ daß auch Flaͤſchgen von 1. Loth darein moͤgen gemacht werden/ da aber ja die Foꝛme zu hoch/ kan ſolche doch leichtlich mit einen guten thon ſo weit als man wil und noͤthig iſt ausgefuͤllet werden. Man kan hier nicht nur alleine auff tauſenderley Art und Weiſe varieren/ ſondeꝛn auch ſolche von einerley For- me oder Sorte ſo nette machen/ daß eine wie die andere faſt auff ein Haar paſſen muͤſſen. Dieſes kan ein ieder mit 4. Kartenblaͤttern probiren wenn er an iedes einen kleinen Winckel beuget und allezeit den Winckel mit der Flache zu- ſammen ſetzet/ ſo wird er ſich: (vermuthlich) den Effect alſobald einbilden und alſo/ ehe er Unkoſten in Meſſing daran thut/ ſich zuvor verſichern koͤn- nen daß es angehet und ſo wohl beqvem als Practicabel, ja ſo leicht und einfaͤltig als ſie anzuſehn weñ ſie gemacht/ ſo Sinnreich doch ausgedacht iſt. Die erſte welche Herr J. D. K. machen ließ war von duͤnnen Meſ- ſing Blechen/ es wolte ſich aber/ wie ich ſie probiren ließ/ mit groſſen Flaſchen nicht ſchicken; muͤſſen derowegen die Platten abſonderlich dazu gegoſſen werden. Jch hoffe/ daß bey denen Glashuͤtten wo dieſe Forme wird im Brauch kommen/ hinfuͤro (was die Flaſche betrifft) viel Muͤhe/ Verdruß und Ungelegenheit ſoll erſparet werden ꝛc. Beſchluß N n n iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/517>, abgerufen am 24.11.2024.