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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glaßmacher-Kunst.
welches wir Lacca heissen/ und einerley Farb mit der Mahler Lacca hat;
Matthiolus im 23. Capitel des 1. Buchs über den Dioscoridem bezeuget/
daß es vielerley Sorten von den künstlichbereiteten Laccen gebe/ welche"
aus dem/ was sich auff den Boden sencket/ von mancherley Farben berei-"
tet werden.

Dergleichen Lacca wird aus den Bibenell-Knöpffen oder Beeren"
(von den Engelländern ins gemein Crinson genennet) bereitet: eine ande-"
re Lacca wird aus den Kermesinbeeren versertiget; die dritte aus dem"
warhafftigen Gummi-Lacc; die vierdte letzlich/ und die allerbeste Lacca"
wird aus Brasilien-Holtz gemachet: die Art und Weis aber solcher"
Bereitungen/ wie eine oder die andere geschehe/ füget gedachter Mat-"
thiolus nicht darzu.

Von dieser des Matthioli Art aber/ und von denen Jrrthümern/
die er allda begehet/ wollen wir künfftig in einen absonderlichen Tractat
gedencken/ da wir von den Farben ein Mehrers handeln werden.

Den Weg/ wie man aus dem Gummi die Lacca bereiten soll/ lehret
Birellus l. 11. c. 39. Man soll/ saget er/ ungefehr 20. Pfund von Manns-"
Urin nehmen/ solche wohl kochen und verschaumen lassen; als dann thut"
man von der Gummi-Lacca 1. Pfund darzu/ wie auch 10. Loth Alaun; sol-"
ches alles mit einander vermischet/ thut man zum Feuer/ und lässet sol-"
ches allda so lang kochen/ biß alle Farben extrahiret seye: und nachdem"
man eine Prob davon genommen hat/ so thut man noch des Alaun-Zu-"
ckers so viel hinein/ als iemand gnug zu seyn düncket; darnach seyhet man
solches durch/ gleich wie andere Laccen.

Sonsten finde ich bey unterschiedlichen Scribenten mancherley
Arten/ die Laccen zu bereiten; welche alle aber nur in der Materia/ dar-
aus/ und in denen Menstruis/ als durch welche man sie bereitet/ unter-
schieden sind.

Es sind etliche/ welche die Kermesin-Beer nehmen (aus welchen
die Apothecker einen sehr schönen und gefärbten Syrup bereiten) solche
Beer aber wachsen auff einen beertragenden Baum/ der Art/ wie der
Eibischbaum; dergleichen Baum ist in einen Garten allhier zu Londen/
in der alten Strassen/ zu finden/ nechst bey dem Pesthaus; allein es hat
dieser Baum noch niemahls eine Frucht gebracht.

Noch ein anderer dergleichen Art Baum ist in den Witthal/ in den
königlichen Privat-Garten/ herfür gewachsen/ allein er ist neulich von
den Jnnwohnern dieses Gartens/ aus Unwissenheit/ hinweg geraumet
worden.

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Von der Glaßmacher-Kunſt.
welches wir Lacca heiſſen/ und einerley Farb mit der Mahler Lacca hat;
Matthiolus im 23. Capitel des 1. Buchs uͤber den Dioſcoridem bezeuget/
daß es vielerley Sorten von den kuͤnſtlichbereiteten Laccen gebe/ welche„
aus dem/ was ſich auff den Boden ſencket/ von mancherley Farben berei-„
tet werden.

Dergleichen Lacca wird aus den Bibenell-Knoͤpffen oder Beeren„
(von den Engellaͤndern ins gemein Crinſon geneñet) bereitet: eine ande-„
re Lacca wird aus den Kermeſinbeeren verſertiget; die dritte aus dem„
warhafftigen Gummi-Lacc; die vierdte letzlich/ und die allerbeſte Lacca„
wird aus Braſilien-Holtz gemachet: die Art und Weis aber ſolcher„
Bereitungen/ wie eine oder die andere geſchehe/ fuͤget gedachter Mat-„
thiolus nicht darzu.

Von dieſer des Matthioli Art aber/ und von denen Jrrthuͤmern/
die er allda begehet/ wollen wir kuͤnfftig in einen abſonderlichen Tractat
gedencken/ da wir von den Farben ein Mehrers handeln werden.

Den Weg/ wie man aus dem Gummi die Lacca bereiten ſoll/ lehret
Birellus l. 11. c. 39. Man ſoll/ ſaget er/ ungefehr 20. Pfund von Manns-„
Urin nehmen/ ſolche wohl kochen und verſchaumen laſſen; als dann thut„
man von der Gummi-Lacca 1. Pfund darzu/ wie auch 10. Loth Alaun; ſol-„
ches alles mit einander vermiſchet/ thut man zum Feuer/ und laͤſſet ſol-„
ches allda ſo lang kochen/ biß alle Farben extrahiret ſeye: und nachdem„
man eine Prob davon genommen hat/ ſo thut man noch des Alaun-Zu-„
ckers ſo viel hinein/ als iemand gnug zu ſeyn duͤncket; darnach ſeyhet man
ſolches durch/ gleich wie andere Laccen.

Sonſten finde ich bey unterſchiedlichen Scribenten mancherley
Arten/ die Laccen zu bereiten; welche alle aber nur in der Materia/ dar-
aus/ und in denen Menſtruis/ als durch welche man ſie bereitet/ unter-
ſchieden ſind.

Es ſind etliche/ welche die Kermeſin-Beer nehmen (aus welchen
die Apothecker einen ſehr ſchoͤnen und gefaͤrbten Syrup bereiten) ſolche
Beer aber wachſen auff einen beertragenden Baum/ der Art/ wie der
Eibiſchbaum; dergleichen Baum iſt in einen Garten allhier zu Londen/
in der alten Straſſen/ zu finden/ nechſt bey dem Peſthaus; allein es hat
dieſer Baum noch niemahls eine Frucht gebracht.

Noch ein anderer dergleichen Art Baum iſt in den Witthal/ in den
koͤniglichen Privat-Garten/ herfuͤr gewachſen/ allein er iſt neulich von
den Jnnwohnern dieſes Gartens/ aus Unwiſſenheit/ hinweg geraumet
worden.

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[315/0359] Von der Glaßmacher-Kunſt. welches wir Lacca heiſſen/ und einerley Farb mit der Mahler Lacca hat; Matthiolus im 23. Capitel des 1. Buchs uͤber den Dioſcoridem bezeuget/ daß es vielerley Sorten von den kuͤnſtlichbereiteten Laccen gebe/ welche„ aus dem/ was ſich auff den Boden ſencket/ von mancherley Farben berei-„ tet werden. Dergleichen Lacca wird aus den Bibenell-Knoͤpffen oder Beeren„ (von den Engellaͤndern ins gemein Crinſon geneñet) bereitet: eine ande-„ re Lacca wird aus den Kermeſinbeeren verſertiget; die dritte aus dem„ warhafftigen Gummi-Lacc; die vierdte letzlich/ und die allerbeſte Lacca„ wird aus Braſilien-Holtz gemachet: die Art und Weis aber ſolcher„ Bereitungen/ wie eine oder die andere geſchehe/ fuͤget gedachter Mat-„ thiolus nicht darzu. Von dieſer des Matthioli Art aber/ und von denen Jrrthuͤmern/ die er allda begehet/ wollen wir kuͤnfftig in einen abſonderlichen Tractat gedencken/ da wir von den Farben ein Mehrers handeln werden. Den Weg/ wie man aus dem Gummi die Lacca bereiten ſoll/ lehret Birellus l. 11. c. 39. Man ſoll/ ſaget er/ ungefehr 20. Pfund von Manns-„ Urin nehmen/ ſolche wohl kochen und verſchaumen laſſen; als dann thut„ man von der Gummi-Lacca 1. Pfund darzu/ wie auch 10. Loth Alaun; ſol-„ ches alles mit einander vermiſchet/ thut man zum Feuer/ und laͤſſet ſol-„ ches allda ſo lang kochen/ biß alle Farben extrahiret ſeye: und nachdem„ man eine Prob davon genommen hat/ ſo thut man noch des Alaun-Zu-„ ckers ſo viel hinein/ als iemand gnug zu ſeyn duͤncket; darnach ſeyhet man ſolches durch/ gleich wie andere Laccen. Sonſten finde ich bey unterſchiedlichen Scribenten mancherley Arten/ die Laccen zu bereiten; welche alle aber nur in der Materia/ dar- aus/ und in denen Menſtruis/ als durch welche man ſie bereitet/ unter- ſchieden ſind. Es ſind etliche/ welche die Kermeſin-Beer nehmen (aus welchen die Apothecker einen ſehr ſchoͤnen und gefaͤrbten Syrup bereiten) ſolche Beer aber wachſen auff einen beertragenden Baum/ der Art/ wie der Eibiſchbaum; dergleichen Baum iſt in einen Garten allhier zu Londen/ in der alten Straſſen/ zu finden/ nechſt bey dem Peſthaus; allein es hat dieſer Baum noch niemahls eine Frucht gebracht. Noch ein anderer dergleichen Art Baum iſt in den Witthal/ in den koͤniglichen Privat-Garten/ herfuͤr gewachſen/ allein er iſt neulich von den Jnnwohnern dieſes Gartens/ aus Unwiſſenheit/ hinweg geraumet worden. Es R r

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/359>, abgerufen am 24.11.2024.