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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/

Jn übrigen so ist mit der Zeit und durch die Erfahrung/ der Ge-
brauch des Salpeters und Steinsaltzes/ zu der Glasbereitung gantz
und gar abgekommen/ und ist nun das Levantische Pülverlein unter al-
len das Fürnehmste; denn die andern erstgedachten Salia sind hierzu zu
weich und linde; indem das Glas ein fixes Laugen-Saltz erfordert/ wel-
ches am Geschmack scharff/ und gleichsam brennend ist/ auch hat es et-
was wenig Fettes bey sich/ dergleichen auch das Nitrum und Bergsaltz
bey sich haben. Derowegen werden sie auch den mehresten Theil in ein
Alkalisches Saltz resolviret/ als welchen das Nitrum am Geschmack
und Fettigkeit verwandt ist.

Der Agricola und andere mit ihm/ haben/ meines Bedünckens/
den Plinium nicht recht verstanden/ indem sie das Nitrum diesem Alka-
lisir
ten Saltz vorsetzen; denn also saget gedachter Plinius im 10. Capitel
des 31. Buchs: aus der Eichen/ nachdem man sie verbrennet/ ist niemals
viel des Nitri bereitet worden; in gleicher Meinung scheinet auch Virgi-
lius
zu seyn/ wann er im 1. Buch Georgicorum also singet:
Semina vidi eqvidem, multos medicare serentes
Et nitro prius, & nigra perfundere amurca.

Welches zu Teutsch ungefehr also lauten mag:

Dem Saamen (wie man siht) kan selbst der Ackersmann
Offt gute Hülffe thun/ damit er Früchte bringet/
Jndem mit Nitro Er die Erde feuchtet an/
Und durch den schwartzen Mist die Aecker wohl bedin-
get.

Welche Art des Ackerbaues/ in den vorhergehenden/ gedachter Poet
also sagend/ beschreibet:
-- -- Arida tantum
Ne saturare funo pingvi pudeat sola: neve
Effoetos cinerem immundum jactare per agros.

Zu Teutsch:
Man schlägt den fetten Mist nicht auff den besten Boden/
Nur der verbrannte Grund wird damit angelegt.
Ein Brachfeld/ das nichts hat als die verwelckte Soden/
Wird mit der Asche nur beworffen/ daß es trägt.

Aus
C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/

Jn uͤbrigen ſo iſt mit der Zeit und durch die Erfahrung/ der Ge-
brauch des Salpeters und Steinſaltzes/ zu der Glasbereitung gantz
und gar abgekommen/ und iſt nun das Levantiſche Puͤlverlein unter al-
len das Fuͤrnehmſte; denn die andern erſtgedachten Salia ſind hierzu zu
weich und linde; indem das Glas ein fixes Laugen-Saltz erfordert/ wel-
ches am Geſchmack ſcharff/ und gleichſam brennend iſt/ auch hat es et-
was wenig Fettes bey ſich/ dergleichen auch das Nitrum und Bergſaltz
bey ſich haben. Derowegen werden ſie auch den mehreſten Theil in ein
Alkaliſches Saltz reſolviret/ als welchen das Nitrum am Geſchmack
und Fettigkeit verwandt iſt.

Der Agricola und andere mit ihm/ haben/ meines Beduͤnckens/
den Plinium nicht recht verſtanden/ indem ſie das Nitrum dieſem Alka-
liſir
ten Saltz vorſetzen; denn alſo ſaget gedachter Plinius im 10. Capitel
des 31. Buchs: aus der Eichen/ nachdem man ſie verbrennet/ iſt niemals
viel des Nitri bereitet worden; in gleicher Meinung ſcheinet auch Virgi-
lius
zu ſeyn/ wann er im 1. Buch Georgicorum alſo ſinget:
Semina vidi eqvidem, multos medicare ſerentes
Et nitro prius, & nigra perfundere amurca.

Welches zu Teutſch ungefehr alſo lauten mag:

Dem Saamen (wie man ſiht) kan ſelbſt der Ackersmann
Offt gute Huͤlffe thun/ damit er Fruͤchte bringet/
Jndem mit Nitro Er die Erde feuchtet an/
Und durch den ſchwartzen Miſt die Aecker wohl bedin-
get.

Welche Art des Ackerbaues/ in den vorhergehenden/ gedachter Poet
alſo ſagend/ beſchreibet:
‒‒ ‒‒ Arida tantum
Ne ſaturare funo pingvi pudeat ſola: neve
Effœtos cinerem immundum jactare per agros.

Zu Teutſch:
Man ſchlaͤgt den fetten Miſt nicht auff den beſten Boden/
Nur der verbrannte Grund wird damit angelegt.
Ein Brachfeld/ das nichts hat als die verwelckte Soden/
Wird mit der Aſche nur beworffen/ daß es traͤgt.

Aus
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[258/0302] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ Jn uͤbrigen ſo iſt mit der Zeit und durch die Erfahrung/ der Ge- brauch des Salpeters und Steinſaltzes/ zu der Glasbereitung gantz und gar abgekommen/ und iſt nun das Levantiſche Puͤlverlein unter al- len das Fuͤrnehmſte; denn die andern erſtgedachten Salia ſind hierzu zu weich und linde; indem das Glas ein fixes Laugen-Saltz erfordert/ wel- ches am Geſchmack ſcharff/ und gleichſam brennend iſt/ auch hat es et- was wenig Fettes bey ſich/ dergleichen auch das Nitrum und Bergſaltz bey ſich haben. Derowegen werden ſie auch den mehreſten Theil in ein Alkaliſches Saltz reſolviret/ als welchen das Nitrum am Geſchmack und Fettigkeit verwandt iſt. Der Agricola und andere mit ihm/ haben/ meines Beduͤnckens/ den Plinium nicht recht verſtanden/ indem ſie das Nitrum dieſem Alka- liſirten Saltz vorſetzen; denn alſo ſaget gedachter Plinius im 10. Capitel des 31. Buchs: aus der Eichen/ nachdem man ſie verbrennet/ iſt niemals viel des Nitri bereitet worden; in gleicher Meinung ſcheinet auch Virgi- lius zu ſeyn/ wann er im 1. Buch Georgicorum alſo ſinget: Semina vidi eqvidem, multos medicare ſerentes Et nitro prius, & nigra perfundere amurca. Welches zu Teutſch ungefehr alſo lauten mag: Dem Saamen (wie man ſiht) kan ſelbſt der Ackersmann Offt gute Huͤlffe thun/ damit er Fruͤchte bringet/ Jndem mit Nitro Er die Erde feuchtet an/ Und durch den ſchwartzen Miſt die Aecker wohl bedin- get. Welche Art des Ackerbaues/ in den vorhergehenden/ gedachter Poet alſo ſagend/ beſchreibet: ‒‒ ‒‒ Arida tantum Ne ſaturare funo pingvi pudeat ſola: neve Effœtos cinerem immundum jactare per agros. Zu Teutſch: Man ſchlaͤgt den fetten Miſt nicht auff den beſten Boden/ Nur der verbrannte Grund wird damit angelegt. Ein Brachfeld/ das nichts hat als die verwelckte Soden/ Wird mit der Aſche nur beworffen/ daß es traͤgt. Aus

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/302>, abgerufen am 23.11.2024.