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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glaßmacher-Kunst.
Reinischen und Spanischen Wein/ zum Claret oder Bier: Jngleichen
Flaschen und andere Geschirr/ darinnen man Wein/ Bier/ Spiritus.
Oehl oder Pulver auffbehalten/ und in welchen man die Durchsichtig-
keit der Liqvorum, derselben Güte/ Jährung/ Scheidung und andere
Verwunderungssachen sehen kan/ welche mit der Zeit von der Natur
in denselben gewürcket werden.

Uber dieses werden bereitet Näpffe oder Schalen/ warme Spei-
se darinnen auffzuheben; Stund-und-Zeit Gläser/ Glätte-Gläser/ das
leinerne Geräthe zu glätten: Ziergläser/ die Ramen und Studier-Stu-
ben damit zu zieren; Fenster/ die Kälte und den Regen auffzuhalten/ und
dadurch das Liecht in die Gemächer zu leiten.

Jtem/ wann das Glas gefärbet/ so theilet es allen Dingen/ die der
Sonn entgegen stehen/ seine Farbe mit: Endlich verfertiget man auch
aus dem Glas/ die Spiegel-Gläser/ als mit welchen Narcissus und seine
Nachfolger sich belustigen und gerne damit umbgehen.

Jn der Naturkündigung hat man vor die alten Leute erhabene
Gesicht-Gläser/ und hohlgeschlieffene für die Blödsehende/ welche alle
Dinge gantz nahe vor die Augen halten müssen; hierzu sind auch noch zu
rechnen/ die Schrepff-und Laß-Köpff/ die Harngläser/ die Aussaug Hüt-
lein zu den Weiber-Brüsten/ die Praeservativ-Brüllen/ welche die Kunst-
stecher/ Siegelgräber und Jubilirer zu kleinen und accuraten Sachen
gebrauchen/ auch andere künstliche Sehgläser/ mit welchen man zur
Lust oder Zierde/ die Objecta verkleinern kan/ item vergrössern/ ent-
fernen/ vervielfältigen/ und ihre Gestalten und Positurn mannigfältig
verändern/ durch welche Veränderungen/ bey dem Unwissenden eine
Furcht und Bestürtzung verursachet wird; Wie an den Gesicht-und
Spiegelgläsern/ Brennspiegeln/ Bilderspiegeln/ Perspectiven/ und
Tubis zu sehen ist; deren eine ziemliche Anzahl von sehr viel raren und
verwunderlichen Spiegeln/ Caspar Schottus, aus dem Kirchero, Porta
und andern dergleichen Schreibern/ zusammengelesen und mitgetheilet
hat.

Was für Seltzamkeiten und Wunder-würdige Sachen sind
nicht in der Sternkunst/ vermittels der Ferngläser entdecket worden?
Und zwar derjenigen Ferngläser/ welche Galilaeus de Galilaeis, oder
Scheinerus (denn hierum sind die Sternseher unter einander uneinig)
ersunden hat; und welche von Paulo Nealio, (der eine Zierde der Engli-
schen Nation) wie auch von dem hochgelehrten Hugenio, von dem unver-

gleich-
Ff ij

Von der Glaßmacher-Kunſt.
Reiniſchen und Spaniſchen Wein/ zum Claret oder Bier: Jngleichen
Flaſchen und andere Geſchirr/ darinnen man Wein/ Bier/ Spiritus.
Oehl oder Pulver auffbehalten/ und in welchen man die Durchſichtig-
keit der Liqvorum, derſelben Guͤte/ Jaͤhrung/ Scheidung und andere
Verwunderungsſachen ſehen kan/ welche mit der Zeit von der Natur
in denſelben gewuͤrcket werden.

Uber dieſes werden bereitet Naͤpffe oder Schalen/ warme Spei-
ſe darinnen auffzuheben; Stund-und-Zeit Glaͤſer/ Glaͤtte-Glaͤſer/ das
leinerne Geraͤthe zu glaͤtten: Zierglaͤſer/ die Ramen und Studier-Stu-
ben damit zu zieren; Fenſter/ die Kaͤlte und den Regen auffzuhalten/ und
dadurch das Liecht in die Gemaͤcher zu leiten.

Jtem/ wann das Glas gefaͤrbet/ ſo theilet es allen Dingen/ die der
Sonn entgegen ſtehen/ ſeine Farbe mit: Endlich verfertiget man auch
aus dem Glas/ die Spiegel-Glaͤſer/ als mit welchen Narciſſus und ſeine
Nachfolger ſich beluſtigen und gerne damit umbgehen.

Jn der Naturkuͤndigung hat man vor die alten Leute erhabene
Geſicht-Glaͤſer/ und hohlgeſchlieffene fuͤr die Bloͤdſehende/ welche alle
Dinge gantz nahe vor die Augen halten muͤſſen; hierzu ſind auch noch zu
rechnen/ die Schrepff-und Laß-Koͤpff/ die Harnglaͤſer/ die Auſſaug Huͤt-
lein zu den Weiber-Bruͤſten/ die Præſervativ-Bruͤllen/ welche die Kunſt-
ſtecher/ Siegelgraͤber und Jubilirer zu kleinen und accuraten Sachen
gebrauchen/ auch andere kuͤnſtliche Sehglaͤſer/ mit welchen man zur
Luſt oder Zierde/ die Objecta verkleinern kan/ item vergroͤſſern/ ent-
fernen/ vervielfaͤltigen/ und ihre Geſtalten und Poſiturn mannigfaͤltig
veraͤndern/ durch welche Veraͤnderungen/ bey dem Unwiſſenden eine
Furcht und Beſtuͤrtzung verurſachet wird; Wie an den Geſicht-und
Spiegelglaͤſern/ Brennſpiegeln/ Bilderſpiegeln/ Perſpectiven/ und
Tubis zu ſehen iſt; deren eine ziemliche Anzahl von ſehr viel raren und
verwunderlichen Spiegeln/ Caſpar Schottus, aus dem Kirchero, Porta
und andern dergleichen Schreibern/ zuſammengeleſen und mitgetheilet
hat.

Was fuͤr Seltzamkeiten und Wunder-wuͤrdige Sachen ſind
nicht in der Sternkunſt/ vermittels der Fernglaͤſer entdecket worden?
Und zwar derjenigen Fernglaͤſer/ welche Galilæus de Galilæis, oder
Scheinerus (denn hierum ſind die Sternſeher unter einander uneinig)
erſunden hat; und welche von Paulo Nealio, (der eine Zierde der Engli-
ſchen Nation) wie auch von dem hochgelehrten Hugenio, von dem unver-

gleich-
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[229/0273] Von der Glaßmacher-Kunſt. Reiniſchen und Spaniſchen Wein/ zum Claret oder Bier: Jngleichen Flaſchen und andere Geſchirr/ darinnen man Wein/ Bier/ Spiritus. Oehl oder Pulver auffbehalten/ und in welchen man die Durchſichtig- keit der Liqvorum, derſelben Guͤte/ Jaͤhrung/ Scheidung und andere Verwunderungsſachen ſehen kan/ welche mit der Zeit von der Natur in denſelben gewuͤrcket werden. Uber dieſes werden bereitet Naͤpffe oder Schalen/ warme Spei- ſe darinnen auffzuheben; Stund-und-Zeit Glaͤſer/ Glaͤtte-Glaͤſer/ das leinerne Geraͤthe zu glaͤtten: Zierglaͤſer/ die Ramen und Studier-Stu- ben damit zu zieren; Fenſter/ die Kaͤlte und den Regen auffzuhalten/ und dadurch das Liecht in die Gemaͤcher zu leiten. Jtem/ wann das Glas gefaͤrbet/ ſo theilet es allen Dingen/ die der Sonn entgegen ſtehen/ ſeine Farbe mit: Endlich verfertiget man auch aus dem Glas/ die Spiegel-Glaͤſer/ als mit welchen Narciſſus und ſeine Nachfolger ſich beluſtigen und gerne damit umbgehen. Jn der Naturkuͤndigung hat man vor die alten Leute erhabene Geſicht-Glaͤſer/ und hohlgeſchlieffene fuͤr die Bloͤdſehende/ welche alle Dinge gantz nahe vor die Augen halten muͤſſen; hierzu ſind auch noch zu rechnen/ die Schrepff-und Laß-Koͤpff/ die Harnglaͤſer/ die Auſſaug Huͤt- lein zu den Weiber-Bruͤſten/ die Præſervativ-Bruͤllen/ welche die Kunſt- ſtecher/ Siegelgraͤber und Jubilirer zu kleinen und accuraten Sachen gebrauchen/ auch andere kuͤnſtliche Sehglaͤſer/ mit welchen man zur Luſt oder Zierde/ die Objecta verkleinern kan/ item vergroͤſſern/ ent- fernen/ vervielfaͤltigen/ und ihre Geſtalten und Poſiturn mannigfaͤltig veraͤndern/ durch welche Veraͤnderungen/ bey dem Unwiſſenden eine Furcht und Beſtuͤrtzung verurſachet wird; Wie an den Geſicht-und Spiegelglaͤſern/ Brennſpiegeln/ Bilderſpiegeln/ Perſpectiven/ und Tubis zu ſehen iſt; deren eine ziemliche Anzahl von ſehr viel raren und verwunderlichen Spiegeln/ Caſpar Schottus, aus dem Kirchero, Porta und andern dergleichen Schreibern/ zuſammengeleſen und mitgetheilet hat. Was fuͤr Seltzamkeiten und Wunder-wuͤrdige Sachen ſind nicht in der Sternkunſt/ vermittels der Fernglaͤſer entdecket worden? Und zwar derjenigen Fernglaͤſer/ welche Galilæus de Galilæis, oder Scheinerus (denn hierum ſind die Sternſeher unter einander uneinig) erſunden hat; und welche von Paulo Nealio, (der eine Zierde der Engli- ſchen Nation) wie auch von dem hochgelehrten Hugenio, von dem unver- gleich- Ff ij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/273>, abgerufen am 24.11.2024.