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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen über die Bücher NERI,
Und wiederum:
Atqve aliud per ligna, aliud transire per aurum,
Argentoqve foras, aliud vitroqve meare.

im 6. Buch/ v. 98. 990.

Dergleichen thun auch alle nachfolgende Lateinische
Poeten.

Es war diese Kunst in America unbekannt/ wie auch in gantz Asien/
ausgenommen in Sidon und China/ als welchen diese Kunst gar spät
ist bekannt worden; sie bereiten aus dem Reys ein sehr durchsichtiges/
jedoch gar gebrechliches Glaß/ welches keines wegs mit dem unsrigen/ ob
es ihm wohl der äusserlichen Gestalt nach ziemlich nahe kommt/ zu ver-
gleichen ist. Besiehe den Sinesischen Atlas pag. 6.

Endlich damit wir dieser Streitfrage ein Ende machen/ so ist be-
kannt und offenbar/ daß das Glaß vor Alters nicht unbekannt gewesen/
auch daß die Wissenschafft des Glases ja wohl so alt/ als das Topff-
und Ziegelbrennen sey: denn man kan kaum einen Ofen voll Ziegel oder
Töpffe ausbrennen/ da nicht etliche Ziegel/ oder ein Theil von solcher
Waar/ solten zu Glaß werden: dahero ist ausser allen Zweiffel/ daß das
Glaß zur Zeit des Babylonischen Thurnbaues/ mit der Kunst die Zie-
gel zu machen/ zugleich erfunden und bekannt worden. Denn als die
Kinder Jsrael gefänglich gehalten wurden/ so war dieses/ daß sie die Zie-
gel streichen musten/ ein grosser Theil ihrer Dienstbarkeit.

Und dieser Art wird jenes gegrabene Glas gewesen seyn/ davon
Ferrant. Imperatus im 25. Buch cap. 7. also schreibet: Es ist unter der
"Erden ein Glaß gleich den künstlich-bereiteten gefunden worden/ an
"solchen Oertern da grosse Feuer entstunden: solches Glas aber/ wann
"es geschlagen wurde/ gab kein Feuer von sich; es sind auch andere runde
"Glasstücken/ gleich denen Feuersteinen/ gefunden worden/ solche/ wann
"sie zerbrochen wurden/ gläntzeten/ waren auch etwas grün und durch-
"sichtig/ gleich als ein Colophonium anzusehen/ diese aber/ so man daran
"schlug/ gaben nicht anders als der gemeine Feuerstein/ Feuer von sich:
"jedoch waren sie von dem gemeinen Feuerstein noch unterschieden/ so
"wohl des Wachsthums/ darinnen der Feuerstein was besonders hat/
"als auch wegen des Glantzes/ und daß sie sich leichtlich zerschmeltzen lies-
"sen/ welches eine sonderbare Eigenschafft des Glases ist.

" Von den gedachten Glaß-Stücken waren etliche zerreiblich/ et-

liche

C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,
Und wiederum:
Atqve aliud per ligna, aliud tranſire per aurum,
Argentoqve foras, aliud vitroqve meare.

im 6. Buch/ v. 98. 990.

Dergleichen thun auch alle nachfolgende Lateiniſche
Poeten.

Es war dieſe Kunſt in America unbekannt/ wie auch in gantz Aſien/
ausgenommen in Sidon und China/ als welchen dieſe Kunſt gar ſpaͤt
iſt bekannt worden; ſie bereiten aus dem Reys ein ſehr durchſichtiges/
jedoch gar gebrechliches Glaß/ welches keines wegs mit dem unſrigen/ ob
es ihm wohl der aͤuſſerlichen Geſtalt nach ziemlich nahe kommt/ zu ver-
gleichen iſt. Beſiehe den Sineſiſchen Atlas pag. 6.

Endlich damit wir dieſer Streitfrage ein Ende machen/ ſo iſt be-
kannt und offenbar/ daß das Glaß vor Alters nicht unbekannt geweſen/
auch daß die Wiſſenſchafft des Glaſes ja wohl ſo alt/ als das Topff-
und Ziegelbrennen ſey: denn man kan kaum einen Ofen voll Ziegel oder
Toͤpffe ausbrennen/ da nicht etliche Ziegel/ oder ein Theil von ſolcher
Waar/ ſolten zu Glaß werden: dahero iſt auſſer allen Zweiffel/ daß das
Glaß zur Zeit des Babyloniſchen Thurnbaues/ mit der Kunſt die Zie-
gel zu machen/ zugleich erfunden und bekannt worden. Denn als die
Kinder Jſrael gefaͤnglich gehalten wurden/ ſo war dieſes/ daß ſie die Zie-
gel ſtreichen muſten/ ein groſſer Theil ihrer Dienſtbarkeit.

Und dieſer Art wird jenes gegrabene Glas geweſen ſeyn/ davon
Ferrant. Imperatus im 25. Buch cap. 7. alſo ſchreibet: Es iſt unter der
„Erden ein Glaß gleich den kuͤnſtlich-bereiteten gefunden worden/ an
„ſolchen Oertern da groſſe Feuer entſtunden: ſolches Glas aber/ wann
„es geſchlagen wurde/ gab kein Feuer von ſich; es ſind auch andere runde
„Glasſtuͤcken/ gleich denen Feuerſteinen/ gefunden worden/ ſolche/ wann
„ſie zerbrochen wurden/ glaͤntzeten/ waren auch etwas gruͤn und durch-
„ſichtig/ gleich als ein Colophonium anzuſehen/ dieſe aber/ ſo man daran
„ſchlug/ gaben nicht anders als der gemeine Feuerſtein/ Feuer von ſich:
„jedoch waren ſie von dem gemeinen Feuerſtein noch unterſchieden/ ſo
„wohl des Wachsthums/ darinnen der Feuerſtein was beſonders hat/
„als auch wegen des Glantzes/ und daß ſie ſich leichtlich zerſchmeltzen lieſ-
„ſen/ welches eine ſonderbare Eigenſchafft des Glaſes iſt.

„ Von den gedachten Glaß-Stuͤcken waren etliche zerreiblich/ et-

liche
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[220[226]/0270] C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, Und wiederum: Atqve aliud per ligna, aliud tranſire per aurum, Argentoqve foras, aliud vitroqve meare. im 6. Buch/ v. 98. 990. Dergleichen thun auch alle nachfolgende Lateiniſche Poeten. Es war dieſe Kunſt in America unbekannt/ wie auch in gantz Aſien/ ausgenommen in Sidon und China/ als welchen dieſe Kunſt gar ſpaͤt iſt bekannt worden; ſie bereiten aus dem Reys ein ſehr durchſichtiges/ jedoch gar gebrechliches Glaß/ welches keines wegs mit dem unſrigen/ ob es ihm wohl der aͤuſſerlichen Geſtalt nach ziemlich nahe kommt/ zu ver- gleichen iſt. Beſiehe den Sineſiſchen Atlas pag. 6. Endlich damit wir dieſer Streitfrage ein Ende machen/ ſo iſt be- kannt und offenbar/ daß das Glaß vor Alters nicht unbekannt geweſen/ auch daß die Wiſſenſchafft des Glaſes ja wohl ſo alt/ als das Topff- und Ziegelbrennen ſey: denn man kan kaum einen Ofen voll Ziegel oder Toͤpffe ausbrennen/ da nicht etliche Ziegel/ oder ein Theil von ſolcher Waar/ ſolten zu Glaß werden: dahero iſt auſſer allen Zweiffel/ daß das Glaß zur Zeit des Babyloniſchen Thurnbaues/ mit der Kunſt die Zie- gel zu machen/ zugleich erfunden und bekannt worden. Denn als die Kinder Jſrael gefaͤnglich gehalten wurden/ ſo war dieſes/ daß ſie die Zie- gel ſtreichen muſten/ ein groſſer Theil ihrer Dienſtbarkeit. Und dieſer Art wird jenes gegrabene Glas geweſen ſeyn/ davon Ferrant. Imperatus im 25. Buch cap. 7. alſo ſchreibet: Es iſt unter der „Erden ein Glaß gleich den kuͤnſtlich-bereiteten gefunden worden/ an „ſolchen Oertern da groſſe Feuer entſtunden: ſolches Glas aber/ wann „es geſchlagen wurde/ gab kein Feuer von ſich; es ſind auch andere runde „Glasſtuͤcken/ gleich denen Feuerſteinen/ gefunden worden/ ſolche/ wann „ſie zerbrochen wurden/ glaͤntzeten/ waren auch etwas gruͤn und durch- „ſichtig/ gleich als ein Colophonium anzuſehen/ dieſe aber/ ſo man daran „ſchlug/ gaben nicht anders als der gemeine Feuerſtein/ Feuer von ſich: „jedoch waren ſie von dem gemeinen Feuerſtein noch unterſchieden/ ſo „wohl des Wachsthums/ darinnen der Feuerſtein was beſonders hat/ „als auch wegen des Glantzes/ und daß ſie ſich leichtlich zerſchmeltzen lieſ- „ſen/ welches eine ſonderbare Eigenſchafft des Glaſes iſt. „ Von den gedachten Glaß-Stuͤcken waren etliche zerreiblich/ et- liche

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 220[226]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/270>, abgerufen am 23.11.2024.