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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Anthonii Neri von der Glas-Kunst.
vergeht dem Vitriol sein Metall nicht; sondern wie gedacht/ es
fällt so lange zu Boden/ als Vitriol da ist.

Dieses ist auch bey allen andern Solien zu sehen/ man
solvire und coagulire ein Saltz mit Wasser/ so offt als man
wolle/ so scheidet es sich doch dadurch nicht von seiner Terra,
und ob es gleich im ersten Solviren und Coaguliren etwas klä-
rer stehet/ als vorher/ so hat es zwar die gröbste Erde in et-
was/ aber bey weiten nicht gantz verlohren; weiln solches ab-
solut
unmüglich ist/ daferne es anderst Forma behalten/ und
ein Saltz bleiben soll.

Jch habe dieser Sache offt nachgedacht/ und zu ergrün-
den mich bemühet/ nemlich; ob denn nicht müglich einige Art
und Weise zu finden/ ein rechtes reines Saltz/ oder einen pu-
ren Vitriol zu kriegen; da ich denn endlich einsten betrachtet/
woher doch dieses käme/ wann ich die Saltze im Wasser solvi-
re/ daß dieselben/ vornehmlich der Vitriol, so hoch aus dem
Wasser hervor steigen/ und sich auch ausserhalb an das Glas
anlegen; dieses/ gedachte ich/ müste nicht von ungefehr gesche-
hen/ ward derowegen bewogen/ der Sache ferner nach zusin-
nen. Nahm derohalben etliche Pfund Vitriol/ thate sie in
einen festen steinern Milch-Napff/ (wie denn solche sonderlich
um Dreßden/ allwo ich mich damals enthielt/ sehr feste gemacht
werden/ und unten spitzig zugehen/ oben aber gar weit seyn)
in diesen that ich meinen Vitriol/ und goß Wasser drauff/ daß
es über 2. Qver-Finger hoch darüber stunde; rührte es was
um/ da fing mein Vitriol an seiner Art nach heraus zu wach-
sen/ biß oben an den Rand/ da er sich denn gantz kraus und
weiß auffhielte; das ließ ich in 14. Tag und Nacht stehen/ da
ward dessen eine ziemliche Qvantität/ und war gantz schmie-
rig anzugreiffen; diß nahm ich ab/ wie ich dieses das erste mal
weggenommen/ wuchs es auch so geschwinde/ daß ich alle
Morgen dessen ein zimliches Theil mit Verwunderung weg-
nehmen kunte; dieses sammlete ich alles zusammen/ biß der Vi-

triol
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Anthonii Neri von der Glas-Kunſt.
vergeht dem Vitriol ſein Metall nicht; ſondern wie gedacht/ es
faͤllt ſo lange zu Boden/ als Vitriol da iſt.

Dieſes iſt auch bey allen andern Solien zu ſehen/ man
ſolvire und coagulire ein Saltz mit Waſſer/ ſo offt als man
wolle/ ſo ſcheidet es ſich doch dadurch nicht von ſeiner Terra,
und ob es gleich im erſten Solviren und Coaguliren etwas klaͤ-
rer ſtehet/ als vorher/ ſo hat es zwar die groͤbſte Erde in et-
was/ aber bey weiten nicht gantz verlohren; weiln ſolches ab-
ſolut
unmuͤglich iſt/ daferne es anderſt Forma behalten/ und
ein Saltz bleiben ſoll.

Jch habe dieſer Sache offt nachgedacht/ und zu ergruͤn-
den mich bemuͤhet/ nemlich; ob denn nicht muͤglich einige Art
und Weiſe zu finden/ ein rechtes reines Saltz/ oder einen pu-
ren Vitriol zu kriegen; da ich denn endlich einſten betrachtet/
woher doch dieſes kaͤme/ wann ich die Saltze im Waſſer ſolvi-
re/ daß dieſelben/ vornehmlich der Vitriol, ſo hoch aus dem
Waſſer hervor ſteigen/ und ſich auch auſſerhalb an das Glas
anlegen; dieſes/ gedachte ich/ muͤſte nicht von ungefehr geſche-
hen/ ward derowegen bewogen/ der Sache ferner nach zuſin-
nen. Nahm derohalben etliche Pfund Vitriol/ thate ſie in
einen feſten ſteinern Milch-Napff/ (wie denn ſolche ſonderlich
um Dreßdẽ/ allwo ich mich damals enthielt/ ſehꝛ feſte gemacht
werden/ und unten ſpitzig zugehen/ oben aber gar weit ſeyn)
in dieſen that ich meinen Vitriol/ und goß Waſſer drauff/ daß
es uͤber 2. Qver-Finger hoch daruͤber ſtunde; ruͤhrte es was
um/ da fing mein Vitriol an ſeiner Art nach heraus zu wach-
ſen/ biß oben an den Rand/ da er ſich denn gantz kraus und
weiß auffhielte; das ließ ich in 14. Tag und Nacht ſtehen/ da
ward deſſen eine ziemliche Qvantitaͤt/ und war gantz ſchmie-
rig anzugreiffen; diß nahm ich ab/ wie ich dieſes das erſte mal
weggenommen/ wuchs es auch ſo geſchwinde/ daß ich alle
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[197/0235] Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. vergeht dem Vitriol ſein Metall nicht; ſondern wie gedacht/ es faͤllt ſo lange zu Boden/ als Vitriol da iſt. Dieſes iſt auch bey allen andern Solien zu ſehen/ man ſolvire und coagulire ein Saltz mit Waſſer/ ſo offt als man wolle/ ſo ſcheidet es ſich doch dadurch nicht von ſeiner Terra, und ob es gleich im erſten Solviren und Coaguliren etwas klaͤ- rer ſtehet/ als vorher/ ſo hat es zwar die groͤbſte Erde in et- was/ aber bey weiten nicht gantz verlohren; weiln ſolches ab- ſolut unmuͤglich iſt/ daferne es anderſt Forma behalten/ und ein Saltz bleiben ſoll. Jch habe dieſer Sache offt nachgedacht/ und zu ergruͤn- den mich bemuͤhet/ nemlich; ob denn nicht muͤglich einige Art und Weiſe zu finden/ ein rechtes reines Saltz/ oder einen pu- ren Vitriol zu kriegen; da ich denn endlich einſten betrachtet/ woher doch dieſes kaͤme/ wann ich die Saltze im Waſſer ſolvi- re/ daß dieſelben/ vornehmlich der Vitriol, ſo hoch aus dem Waſſer hervor ſteigen/ und ſich auch auſſerhalb an das Glas anlegen; dieſes/ gedachte ich/ muͤſte nicht von ungefehr geſche- hen/ ward derowegen bewogen/ der Sache ferner nach zuſin- nen. Nahm derohalben etliche Pfund Vitriol/ thate ſie in einen feſten ſteinern Milch-Napff/ (wie denn ſolche ſonderlich um Dreßdẽ/ allwo ich mich damals enthielt/ ſehꝛ feſte gemacht werden/ und unten ſpitzig zugehen/ oben aber gar weit ſeyn) in dieſen that ich meinen Vitriol/ und goß Waſſer drauff/ daß es uͤber 2. Qver-Finger hoch daruͤber ſtunde; ruͤhrte es was um/ da fing mein Vitriol an ſeiner Art nach heraus zu wach- ſen/ biß oben an den Rand/ da er ſich denn gantz kraus und weiß auffhielte; das ließ ich in 14. Tag und Nacht ſtehen/ da ward deſſen eine ziemliche Qvantitaͤt/ und war gantz ſchmie- rig anzugreiffen; diß nahm ich ab/ wie ich dieſes das erſte mal weggenommen/ wuchs es auch ſo geſchwinde/ daß ich alle Morgen deſſen ein zimliches Theil mit Verwunderung weg- nehmen kunte; dieſes ſam̃lete ich alles zuſammen/ biß der Vi- triol B b ij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/235>, abgerufen am 26.11.2024.