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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Anthonii Neri von der Glas-Kunst.
thige und nützliche Handgriffe zu beschreiben; Dieses aber
hat man in der/ (woran doch das allermeiste liegt) Composi-
tion
befunden/ daß die Farbe auff solche Weise nicht wohl
rein und fein/ sondern mehrentheils unsauber und ungestalt
wird oder heraus kommt. Will derohalben dem Liebhaber
einen Modum setzen/ wie mir solchen einsten ein Frantzmann
gewiesen/ und wir solche mit einander gemacht und verfer-
tigt haben. Nemlich wir nahmen Lapis Lazuli und stiessen
denselben in Stücken/ so groß als Erbsen/ selbigen liessen wir
hernach roth glüen/ und schütteten ihn also heiß in scharfen
Wein-Eßig/ (will man distillirten nehmen/ ists desto besser)
ferner rieben wir ihn mit dem Eßig auff einen harten Mar-
mor/ so klein/ daß er gantz unbegreiflich ward/ denn ie kleiner
er gerieben wird/ ie besser es ist; man kan ihn auch nicht zu
klein reiben: und dieses ist das vornehmste Stück der gantzen
Kunst. Alsdenn nahmen wir gleich so schwer/ als das Pul-
ver gewogen/ reines gelbes Wachs und reinen Calcschaumm/
iedes die Hälffte; dieses liessen wir in einer irden verglasten
Pfannen zergehen/ und rührten also den aufs subtilst gepul-
verisirten Lapis Lazuli fein sachte und nach einander hinein;
her nach thaten wirs in reines kalt Wasser/ darinnen lies-
sen wirs 8. Tage liegen; hernach nahmen wir zwey grosse
gläserne Zuckel-Töpffe/ und füllten die an mit Wasser/ wel-
ches eben so heiß war/ daß wir kaum die Hände darinnen lei-
den kunten/ (dieses warme Wasser muß auch gantz rein seyn)
alsdann nahm der eine von uns eine Rolle in die Hand/ und
malaxirte oder kettete dieselbe in dem warmen Wasser wohl
durch einander; nachdem nun das subtilst und schönste/
wie uns dauchte/ heraus war/ so nahm sie der ander in sein
Glas/ und was da heraus fällt/ das ist nicht so schön/ sondern
bleicher und geringer. Dieses Wasser liessen wir wohl wieder
über 4. Tage stehen/ in welcher Zeit sich das subtile Pulver
völlig setzet/ welches man alsdenn auffs fleißigste zusammen

sucht.
Z iij

Anthonii Neri von der Glas-Kunſt.
thige und nuͤtzliche Handgriffe zu beſchreiben; Dieſes aber
hat man in der/ (woran doch das allermeiſte liegt) Compoſi-
tion
befunden/ daß die Farbe auff ſolche Weiſe nicht wohl
rein und fein/ ſondern mehrentheils unſauber und ungeſtalt
wird oder heraus kommt. Will derohalben dem Liebhaber
einen Modum ſetzen/ wie mir ſolchen einſten ein Frantzmann
gewieſen/ und wir ſolche mit einander gemacht und verfer-
tigt haben. Nemlich wir nahmen Lapis Lazuli und ſtieſſen
denſelben in Stuͤcken/ ſo groß als Erbſen/ ſelbigen lieſſen wir
hernach roth gluͤen/ und ſchuͤtteten ihn alſo heiß in ſcharfen
Wein-Eßig/ (will man diſtillirten nehmen/ iſts deſto beſſer)
ferner rieben wir ihn mit dem Eßig auff einen harten Mar-
mor/ ſo klein/ daß er gantz unbegreiflich ward/ denn ie kleiner
er gerieben wird/ ie beſſer es iſt; man kan ihn auch nicht zu
klein reiben: und dieſes iſt das vornehmſte Stuͤck der gantzen
Kunſt. Alsdenn nahmen wir gleich ſo ſchwer/ als das Pul-
ver gewogen/ reines gelbes Wachs und reinen Calcſchaum̃/
iedes die Haͤlffte; dieſes lieſſen wir in einer irden verglaſten
Pfannen zergehen/ und ruͤhrten alſo den aufs ſubtilſt gepul-
veriſirten Lapis Lazuli fein ſachte und nach einander hinein;
her nach thaten wirs in reines kalt Waſſer/ darinnen lieſ-
ſen wirs 8. Tage liegen; hernach nahmen wir zwey groſſe
glaͤſerne Zuckel-Toͤpffe/ und fuͤllten die an mit Waſſer/ wel-
ches eben ſo heiß war/ daß wir kaum die Haͤnde darinnen lei-
den kunten/ (dieſes warme Waſſer muß auch gantz rein ſeyn)
alsdann nahm der eine von uns eine Rolle in die Hand/ und
malaxirte oder kettete dieſelbe in dem warmen Waſſer wohl
durch einander; nachdem nun das ſubtilſt und ſchoͤnſte/
wie uns dauchte/ heraus war/ ſo nahm ſie der ander in ſein
Glas/ und was da heraus faͤllt/ das iſt nicht ſo ſchoͤn/ ſondern
bleicher und geringer. Dieſes Waſſer lieſſen wir wohl wieder
uͤber 4. Tage ſtehen/ in welcher Zeit ſich das ſubtile Pulver
voͤllig ſetzet/ welches man alsdenn auffs fleißigſte zuſammen

ſucht.
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[183/0221] Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. thige und nuͤtzliche Handgriffe zu beſchreiben; Dieſes aber hat man in der/ (woran doch das allermeiſte liegt) Compoſi- tion befunden/ daß die Farbe auff ſolche Weiſe nicht wohl rein und fein/ ſondern mehrentheils unſauber und ungeſtalt wird oder heraus kommt. Will derohalben dem Liebhaber einen Modum ſetzen/ wie mir ſolchen einſten ein Frantzmann gewieſen/ und wir ſolche mit einander gemacht und verfer- tigt haben. Nemlich wir nahmen Lapis Lazuli und ſtieſſen denſelben in Stuͤcken/ ſo groß als Erbſen/ ſelbigen lieſſen wir hernach roth gluͤen/ und ſchuͤtteten ihn alſo heiß in ſcharfen Wein-Eßig/ (will man diſtillirten nehmen/ iſts deſto beſſer) ferner rieben wir ihn mit dem Eßig auff einen harten Mar- mor/ ſo klein/ daß er gantz unbegreiflich ward/ denn ie kleiner er gerieben wird/ ie beſſer es iſt; man kan ihn auch nicht zu klein reiben: und dieſes iſt das vornehmſte Stuͤck der gantzen Kunſt. Alsdenn nahmen wir gleich ſo ſchwer/ als das Pul- ver gewogen/ reines gelbes Wachs und reinen Calcſchaum̃/ iedes die Haͤlffte; dieſes lieſſen wir in einer irden verglaſten Pfannen zergehen/ und ruͤhrten alſo den aufs ſubtilſt gepul- veriſirten Lapis Lazuli fein ſachte und nach einander hinein; her nach thaten wirs in reines kalt Waſſer/ darinnen lieſ- ſen wirs 8. Tage liegen; hernach nahmen wir zwey groſſe glaͤſerne Zuckel-Toͤpffe/ und fuͤllten die an mit Waſſer/ wel- ches eben ſo heiß war/ daß wir kaum die Haͤnde darinnen lei- den kunten/ (dieſes warme Waſſer muß auch gantz rein ſeyn) alsdann nahm der eine von uns eine Rolle in die Hand/ und malaxirte oder kettete dieſelbe in dem warmen Waſſer wohl durch einander; nachdem nun das ſubtilſt und ſchoͤnſte/ wie uns dauchte/ heraus war/ ſo nahm ſie der ander in ſein Glas/ und was da heraus faͤllt/ das iſt nicht ſo ſchoͤn/ ſondern bleicher und geringer. Dieſes Waſſer lieſſen wir wohl wieder uͤber 4. Tage ſtehen/ in welcher Zeit ſich das ſubtile Pulver voͤllig ſetzet/ welches man alsdenn auffs fleißigſte zuſammen ſucht. Z iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/221>, abgerufen am 27.11.2024.