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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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ANTHONII NERI Sechstes Buch/
ley Arten/ wie man die Smalten oder geschmeltzte Arbeit verfertigen soll/
beschrieben.

Und gleich wie die Wissenschaft von dergleichen Sachen an und für
sich selbsten/ zu der Glasmacher-Kunst gehöret/ und von derselbigen gantz
und gar dependiret/ als ist dieses für kein gemeines/ sondern unter die
verborgenen und geheimen Kunst-Stücke dieser Kunst zu rechnen. Derowe-
gen/ damit dieses Werck einer solchen schönen/ nützlichen und nöthigen
Sache nicht ermangle/ als habe ich solches in diesem gegenwertigen 6.
sechsten Buch/ dem allgemeinen Nutzen zum besten/ beyfügen und mitthei-
len wollen.

Das 93. Capitel.

Die Materia/ aus welcher alle Schmeltzgläser oder
Smalten bereitet werden.

MAn nimmt/ zum Exempel/ des besten Bleyes 30. Pfund/ und des
besten Zinns 33. Pfund; diese Metallen werden/ gleich wie von dem
Bley an seinem Ort ist gelehret worden/ mit einander gecalciniret/ und
nach solchen durch ein Sieb geschlagen. Solchen Kalch lässet man als-
denn in einen reinen Topff oder Geschirr mit saubern Wasser kochen/
und nach dem es ein wenig gekochet hat/ so rücket mans vom Feuer/ und
giesset das Wasser gemagsam davon ab/ welches den allersubtilsten Kalch
mit sich führen wird; Auff den zurückgebliebenen Kalch in den Topff
giesset man von neuen frisches Wasser/ lässets sieden und scheidets ab/
wie zuvor; solches wird so lang wiederholet/ biß das Wasser keinen
Kalch mehr bey sich führe/ und das Metallische dickere Theil des Kalches
auff dem Boden des Topffes verbleibe/ welches man nochmaln calciniret/
damit man dessen subtilere Theil/ im kochen/ mit gemeinen Wasser wie
zuvor ausziehen könne.

Hernach lässet man das Wasser/ welches den subtilen Kalch bey
sich führet/ alles verrauchen/ und zwar solches insonderheit zuletzt mit
einen geringen Feuer/ damit der Kalch/ welcher auff den Boden ver-
bleibet/ nicht verderbet/ und schlechter als ein gemeiner Kalch werde.

Darnach nimmt man dieses subtilen Kalches/ wie auch der mit
weisen tharso bereiteten Frittae, beydes wohlzerrieben/ und durch ein en-
ges Sieb geschlagen/ von jedwedern 50. Pfund/ und des obigen weissen
Weinsteins-Saltzes 16. Loth; dieses alles wohl zerstossen/ vermischet

und

ANTHONII NERI Sechſtes Buch/
ley Arten/ wie man die Smalten oder geſchmeltzte Arbeit verfertigen ſoll/
beſchrieben.

Und gleich wie die Wiſſenſchaft von dergleichen Sachen an und fuͤꝛ
ſich ſelbſten/ zu der Glasmacher-Kunſt gehoͤret/ und von derſelbigen gantz
und gar dependiret/ als iſt dieſes fuͤr kein gemeines/ ſondern unter die
verboꝛgenen uñ geheimẽ Kunſt-Stuͤcke dieſer Kunſt zu rechnen. Derowe-
gen/ damit dieſes Werck einer ſolchen ſchoͤnen/ nuͤtzlichen und noͤthigen
Sache nicht ermangle/ als habe ich ſolches in dieſem gegenwertigen 6.
ſechſten Buch/ dem allgemeinen Nutzen zum beſten/ beyfuͤgen uñ mitthei-
len wollen.

Das 93. Capitel.

Die Materia/ aus welcher alle Schmeltzglaͤſer oder
Smalten bereitet werden.

MAn nimmt/ zum Exempel/ des beſten Bleyes 30. Pfund/ und des
beſten Zinns 33. Pfund; dieſe Metallen werden/ gleich wie von dem
Bley an ſeinem Ort iſt gelehret worden/ mit einander gecalciniret/ und
nach ſolchen durch ein Sieb geſchlagen. Solchen Kalch laͤſſet man als-
denn in einen reinen Topff oder Geſchirr mit ſaubern Waſſer kochen/
und nach dem es ein wenig gekochet hat/ ſo ruͤcket mans vom Feuer/ und
gieſſet das Waſſer gemagſam davon ab/ welches den allerſubtilſten Kalch
mit ſich fuͤhren wird; Auff den zuruͤckgebliebenen Kalch in den Topff
gieſſet man von neuen friſches Waſſer/ laͤſſets ſieden und ſcheidets ab/
wie zuvor; ſolches wird ſo lang wiederholet/ biß das Waſſer keinen
Kalch mehr bey ſich fuͤhre/ und das Metalliſche dickere Theil des Kalches
auff dem Boden des Topffes verbleibe/ welches man nochmaln calciniret/
damit man deſſen ſubtilere Theil/ im kochen/ mit gemeinen Waſſer wie
zuvor ausziehen koͤnne.

Hernach laͤſſet man das Waſſer/ welches den ſubtilen Kalch bey
ſich fuͤhret/ alles verrauchen/ und zwar ſolches inſonderheit zuletzt mit
einen geringen Feuer/ damit der Kalch/ welcher auff den Boden ver-
bleibet/ nicht verderbet/ und ſchlechter als ein gemeiner Kalch werde.

Darnach nimmt man dieſes ſubtilen Kalches/ wie auch der mit
weiſen tharſo bereiteten Frittæ, beydes wohlzerrieben/ und durch ein en-
ges Sieb geſchlagen/ von jedwedern 50. Pfund/ und des obigen weiſſen
Weinſteins-Saltzes 16. Loth; dieſes alles wohl zerſtoſſen/ vermiſchet

und
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[136/0176] ANTHONII NERI Sechſtes Buch/ ley Arten/ wie man die Smalten oder geſchmeltzte Arbeit verfertigen ſoll/ beſchrieben. Und gleich wie die Wiſſenſchaft von dergleichen Sachen an und fuͤꝛ ſich ſelbſten/ zu der Glasmacher-Kunſt gehoͤret/ und von derſelbigen gantz und gar dependiret/ als iſt dieſes fuͤr kein gemeines/ ſondern unter die verboꝛgenen uñ geheimẽ Kunſt-Stuͤcke dieſer Kunſt zu rechnen. Derowe- gen/ damit dieſes Werck einer ſolchen ſchoͤnen/ nuͤtzlichen und noͤthigen Sache nicht ermangle/ als habe ich ſolches in dieſem gegenwertigen 6. ſechſten Buch/ dem allgemeinen Nutzen zum beſten/ beyfuͤgen uñ mitthei- len wollen. Das 93. Capitel. Die Materia/ aus welcher alle Schmeltzglaͤſer oder Smalten bereitet werden. MAn nimmt/ zum Exempel/ des beſten Bleyes 30. Pfund/ und des beſten Zinns 33. Pfund; dieſe Metallen werden/ gleich wie von dem Bley an ſeinem Ort iſt gelehret worden/ mit einander gecalciniret/ und nach ſolchen durch ein Sieb geſchlagen. Solchen Kalch laͤſſet man als- denn in einen reinen Topff oder Geſchirr mit ſaubern Waſſer kochen/ und nach dem es ein wenig gekochet hat/ ſo ruͤcket mans vom Feuer/ und gieſſet das Waſſer gemagſam davon ab/ welches den allerſubtilſten Kalch mit ſich fuͤhren wird; Auff den zuruͤckgebliebenen Kalch in den Topff gieſſet man von neuen friſches Waſſer/ laͤſſets ſieden und ſcheidets ab/ wie zuvor; ſolches wird ſo lang wiederholet/ biß das Waſſer keinen Kalch mehr bey ſich fuͤhre/ und das Metalliſche dickere Theil des Kalches auff dem Boden des Topffes verbleibe/ welches man nochmaln calciniret/ damit man deſſen ſubtilere Theil/ im kochen/ mit gemeinen Waſſer wie zuvor ausziehen koͤnne. Hernach laͤſſet man das Waſſer/ welches den ſubtilen Kalch bey ſich fuͤhret/ alles verrauchen/ und zwar ſolches inſonderheit zuletzt mit einen geringen Feuer/ damit der Kalch/ welcher auff den Boden ver- bleibet/ nicht verderbet/ und ſchlechter als ein gemeiner Kalch werde. Darnach nimmt man dieſes ſubtilen Kalches/ wie auch der mit weiſen tharſo bereiteten Frittæ, beydes wohlzerrieben/ und durch ein en- ges Sieb geſchlagen/ von jedwedern 50. Pfund/ und des obigen weiſſen Weinſteins-Saltzes 16. Loth; dieſes alles wohl zerſtoſſen/ vermiſchet und

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/176>, abgerufen am 23.11.2024.