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Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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neben andern Angehörigen, zugleich jenes anmuthige Mädchengesicht wiedersah, das bei dem ersten Besuch heimlich zum Fenster hervorgeschaut hatte. Es war das Töchterchen des Juden, das dieser wie eine kostbare Perle hütete. Eben zur Jungfrau erblühend, hatte Deborah noch nicht gewagt, das Gerüst zu betreten, wo der fremde Mann arbeitete. Stuart freute sich, auch ihr die Blätter mit den Zeichnungen vorlegen und ihre naiven Aeußerungen darüber vernehmen zu können. Die Erwähnung der Sage über den Ursprung jener Bildwerke, die allerdings auch den Bewohnern des Hauses hinlänglich glaubhaft erschien, gab dabei Gelegenheit zu manchen heitern Scherzen. Im Uebrigen fand Stuart freilich kein sonderliches Behagen an dem Innern des Judenhauses und an dem Verkehr, der dort herrschte. In einer Art geheimnißvoller Hast bewegten sich die Leute durcheinander, und mehrfach, wenn Waaren in den Hof eingeführt und eilfertig in den inneren Gemächern des Hauses oder in den Kellern unter sichern Verschluß gebracht wurden, während Baruch mit den Ueberbringern flüsterte und feilschte, wollte es ihn gemahnen, als werde hier irgend ein vielleicht nicht sehr gesetzlicher Schmuggelhandel getrieben.

Indeß ließ sich Stuart dies bei der eifrigen Beschäftigung mit seiner Arbeit wenig kümmern. So lebhaft sich aber sein Sinn in die schönen und edlen Formen der Bildwerke versenkte, so hohen Genuß ihm die

neben andern Angehörigen, zugleich jenes anmuthige Mädchengesicht wiedersah, das bei dem ersten Besuch heimlich zum Fenster hervorgeschaut hatte. Es war das Töchterchen des Juden, das dieser wie eine kostbare Perle hütete. Eben zur Jungfrau erblühend, hatte Deborah noch nicht gewagt, das Gerüst zu betreten, wo der fremde Mann arbeitete. Stuart freute sich, auch ihr die Blätter mit den Zeichnungen vorlegen und ihre naiven Aeußerungen darüber vernehmen zu können. Die Erwähnung der Sage über den Ursprung jener Bildwerke, die allerdings auch den Bewohnern des Hauses hinlänglich glaubhaft erschien, gab dabei Gelegenheit zu manchen heitern Scherzen. Im Uebrigen fand Stuart freilich kein sonderliches Behagen an dem Innern des Judenhauses und an dem Verkehr, der dort herrschte. In einer Art geheimnißvoller Hast bewegten sich die Leute durcheinander, und mehrfach, wenn Waaren in den Hof eingeführt und eilfertig in den inneren Gemächern des Hauses oder in den Kellern unter sichern Verschluß gebracht wurden, während Baruch mit den Ueberbringern flüsterte und feilschte, wollte es ihn gemahnen, als werde hier irgend ein vielleicht nicht sehr gesetzlicher Schmuggelhandel getrieben.

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[0047] neben andern Angehörigen, zugleich jenes anmuthige Mädchengesicht wiedersah, das bei dem ersten Besuch heimlich zum Fenster hervorgeschaut hatte. Es war das Töchterchen des Juden, das dieser wie eine kostbare Perle hütete. Eben zur Jungfrau erblühend, hatte Deborah noch nicht gewagt, das Gerüst zu betreten, wo der fremde Mann arbeitete. Stuart freute sich, auch ihr die Blätter mit den Zeichnungen vorlegen und ihre naiven Aeußerungen darüber vernehmen zu können. Die Erwähnung der Sage über den Ursprung jener Bildwerke, die allerdings auch den Bewohnern des Hauses hinlänglich glaubhaft erschien, gab dabei Gelegenheit zu manchen heitern Scherzen. Im Uebrigen fand Stuart freilich kein sonderliches Behagen an dem Innern des Judenhauses und an dem Verkehr, der dort herrschte. In einer Art geheimnißvoller Hast bewegten sich die Leute durcheinander, und mehrfach, wenn Waaren in den Hof eingeführt und eilfertig in den inneren Gemächern des Hauses oder in den Kellern unter sichern Verschluß gebracht wurden, während Baruch mit den Ueberbringern flüsterte und feilschte, wollte es ihn gemahnen, als werde hier irgend ein vielleicht nicht sehr gesetzlicher Schmuggelhandel getrieben. Indeß ließ sich Stuart dies bei der eifrigen Beschäftigung mit seiner Arbeit wenig kümmern. So lebhaft sich aber sein Sinn in die schönen und edlen Formen der Bildwerke versenkte, so hohen Genuß ihm die

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:01:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:01:39Z)

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Zitationshilfe: Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kugler_incantada_1910/47>, abgerufen am 24.11.2024.