Kürnberger, Ferdinand: Der Drache. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [263]–310. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Ferdinand Kürnberger wurde am 3. Juli 1824 in Wien geboren, studirte dort Philosophie und nahm seit dem Jahre 1847 an L. A. Frankl's "Sonntagsblättern" Theil. Im November 1848 verließ er die Vaterstadt und lebte bis 1856 in Deutschland, in Dresden, Hamburg, Bremen (wo er Mitredacteur der "Tageschronik" des Pastor Dulon war) und Frankfurt a./M. In letzterer Stadt erschien (als 7ter Band der Meidingerschen D. Bibliothek) 1856 sein Roman "Der Amerikamüde," dem 1857 ein Bändchen "Ausgewählte Novellen" folgte. Nachdem er von 1856--60 wieder in Wien gelebt, veröffentlichte er 1861 drei Bände "Novellen" in München (bei Rohfold). Ein Trauerspiel "Catilina" war schon 1855 (bei Hoffmann und Campe) erschienen; ein Drama "Firdusi" wurde 1871 in München aufgeführt. Von 1865 an hielt sich Kürnberger wieder in Oesterreich auf und widmet sich seit 1866 in Wien ausschließlich literarischen Arbeiten, 1867-1870 daselbst als Generalsecretär der Schillerstiftung thätig. Einer der begabtesten und schlagfertigsten österreichischen Feuilletonisten, hat Kürnberger in den letzten Jahren nur selten Muße oder Stimmung zu dichterischen Arbeiten gefunden, was zumal Diejenigen, denen sein Roman in gutem Andenken steht, lebhaft beklagen. Freilich ist das Talent des Journalisten dem Dichter so gefährlich, wie es dem Heerführer verhängnißvoll werden kann, wenn ein besonders dazu geschaffenes Terrain ihn verführt, sich mit Vorliebe dem Guerrillakriege zuzuwenden. Und doch würde -- dafür sind "Der Amerikamüde" und mehrere seiner Novellen vollgültige Zeugen -- die dichterische Begabung Kürnberger's Ferdinand Kürnberger wurde am 3. Juli 1824 in Wien geboren, studirte dort Philosophie und nahm seit dem Jahre 1847 an L. A. Frankl's „Sonntagsblättern“ Theil. Im November 1848 verließ er die Vaterstadt und lebte bis 1856 in Deutschland, in Dresden, Hamburg, Bremen (wo er Mitredacteur der „Tageschronik“ des Pastor Dulon war) und Frankfurt a./M. In letzterer Stadt erschien (als 7ter Band der Meidingerschen D. Bibliothek) 1856 sein Roman „Der Amerikamüde,“ dem 1857 ein Bändchen „Ausgewählte Novellen“ folgte. Nachdem er von 1856—60 wieder in Wien gelebt, veröffentlichte er 1861 drei Bände „Novellen“ in München (bei Rohfold). Ein Trauerspiel „Catilina“ war schon 1855 (bei Hoffmann und Campe) erschienen; ein Drama „Firdusi“ wurde 1871 in München aufgeführt. Von 1865 an hielt sich Kürnberger wieder in Oesterreich auf und widmet sich seit 1866 in Wien ausschließlich literarischen Arbeiten, 1867-1870 daselbst als Generalsecretär der Schillerstiftung thätig. Einer der begabtesten und schlagfertigsten österreichischen Feuilletonisten, hat Kürnberger in den letzten Jahren nur selten Muße oder Stimmung zu dichterischen Arbeiten gefunden, was zumal Diejenigen, denen sein Roman in gutem Andenken steht, lebhaft beklagen. Freilich ist das Talent des Journalisten dem Dichter so gefährlich, wie es dem Heerführer verhängnißvoll werden kann, wenn ein besonders dazu geschaffenes Terrain ihn verführt, sich mit Vorliebe dem Guerrillakriege zuzuwenden. Und doch würde — dafür sind „Der Amerikamüde“ und mehrere seiner Novellen vollgültige Zeugen — die dichterische Begabung Kürnberger's <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Ferdinand Kürnberger wurde am 3. Juli 1824 in Wien geboren, studirte dort Philosophie und nahm seit dem Jahre 1847 an L. A. Frankl's „Sonntagsblättern“ Theil. Im November 1848 verließ er die Vaterstadt und lebte bis 1856 in Deutschland, in Dresden, Hamburg, Bremen (wo er Mitredacteur der „Tageschronik“ des Pastor Dulon war) und Frankfurt a./M. In letzterer Stadt erschien (als 7ter Band der Meidingerschen D. Bibliothek) 1856 sein Roman „Der Amerikamüde,“ dem 1857 ein Bändchen „Ausgewählte Novellen“ folgte. Nachdem er von 1856—60 wieder in Wien gelebt, veröffentlichte er 1861 drei Bände „Novellen“ in München (bei Rohfold). Ein Trauerspiel „Catilina“ war schon 1855 (bei Hoffmann und Campe) erschienen; ein Drama „Firdusi“ wurde 1871 in München aufgeführt. Von 1865 an hielt sich Kürnberger wieder in Oesterreich auf und widmet sich seit 1866 in Wien ausschließlich literarischen Arbeiten, 1867-1870 daselbst als Generalsecretär der Schillerstiftung thätig.</p><lb/> <p>Einer der begabtesten und schlagfertigsten österreichischen Feuilletonisten, hat Kürnberger in den letzten Jahren nur selten Muße oder Stimmung zu dichterischen Arbeiten gefunden, was zumal Diejenigen, denen sein Roman in gutem Andenken steht, lebhaft beklagen. Freilich ist das Talent des Journalisten dem Dichter so gefährlich, wie es dem Heerführer verhängnißvoll werden kann, wenn ein besonders dazu geschaffenes Terrain ihn verführt, sich mit Vorliebe dem Guerrillakriege zuzuwenden. Und doch würde — dafür sind „Der Amerikamüde“ und mehrere seiner Novellen vollgültige Zeugen — die dichterische Begabung Kürnberger's<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Ferdinand Kürnberger wurde am 3. Juli 1824 in Wien geboren, studirte dort Philosophie und nahm seit dem Jahre 1847 an L. A. Frankl's „Sonntagsblättern“ Theil. Im November 1848 verließ er die Vaterstadt und lebte bis 1856 in Deutschland, in Dresden, Hamburg, Bremen (wo er Mitredacteur der „Tageschronik“ des Pastor Dulon war) und Frankfurt a./M. In letzterer Stadt erschien (als 7ter Band der Meidingerschen D. Bibliothek) 1856 sein Roman „Der Amerikamüde,“ dem 1857 ein Bändchen „Ausgewählte Novellen“ folgte. Nachdem er von 1856—60 wieder in Wien gelebt, veröffentlichte er 1861 drei Bände „Novellen“ in München (bei Rohfold). Ein Trauerspiel „Catilina“ war schon 1855 (bei Hoffmann und Campe) erschienen; ein Drama „Firdusi“ wurde 1871 in München aufgeführt. Von 1865 an hielt sich Kürnberger wieder in Oesterreich auf und widmet sich seit 1866 in Wien ausschließlich literarischen Arbeiten, 1867-1870 daselbst als Generalsecretär der Schillerstiftung thätig.
Einer der begabtesten und schlagfertigsten österreichischen Feuilletonisten, hat Kürnberger in den letzten Jahren nur selten Muße oder Stimmung zu dichterischen Arbeiten gefunden, was zumal Diejenigen, denen sein Roman in gutem Andenken steht, lebhaft beklagen. Freilich ist das Talent des Journalisten dem Dichter so gefährlich, wie es dem Heerführer verhängnißvoll werden kann, wenn ein besonders dazu geschaffenes Terrain ihn verführt, sich mit Vorliebe dem Guerrillakriege zuzuwenden. Und doch würde — dafür sind „Der Amerikamüde“ und mehrere seiner Novellen vollgültige Zeugen — die dichterische Begabung Kürnberger's
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Zitationshilfe: | Kürnberger, Ferdinand: Der Drache. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [263]–310. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_drache_1910/5>, abgerufen am 16.07.2024. |