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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855.

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pen wir unsre Million nach Hause und das ist doch auch etwas. Ich
sage wir, denn auch ich habe ein kleines Kapital in Missouri-Land
angelegt, in der Gegend von St. Charles, die nämliche, die ich Ihnen
empfehle. Kommen Sie gefälligst in mein Bureau, ich will Ihnen
die topographischen Pläne und landamtlichen Berichterstattungen davon
vorlegen, dann sollen Sie sehen, von welchen Avantagen hier die Rede
ist im Vergleich zu dem armseligen Ohio-Erie-Kanal-Puff, der übri¬
gens größtentheils schon ausgebeutet und für den heutigen Speculanten
kaum noch de saison ist.

Während der Gesandtschaftsbeamte so sprach, fingen zwei Männer
in einer benachbarten Gruppe lauter zu reden an, dem Scheine nach
zwar unter sich, doch so, daß es Moorfeld deutlich vernehmen konnte.
St. Louis hat eine hügelige Lage, sprach einer der Männer, und ist
nur darum bewohnbar. Wer Ihnen aber St. Charles empfiehlt, den
betrachten Sie als Ihren Mörder und Todschläger. Ich will ver¬
dammt sein, wenn das Land nicht unterm Wasserspiegel von Missouri
und Missisippi liegt. Es ist ein Loch für Regenwürmer und Ratten,
Es ist das Hauptquartier der Fieberpest. Pfui, pfui, fort mit
St. Charles! Ich sehe den Schimmel an den Wänden, und das Was¬
ser von der Decke tröpfeln, wenn ich St. Charles nennen höre. Die
Blockhäuser vom dortigen Holze haben alle den Schwamm. Mich
schüttelt das Fieber, meine Natur geräth in Transaction bei dem
Gedanken St. Charles. Sprechen wir nicht mehr davon, mein Herr!

Wir Ungarn heißen Gascogner und Bramarbasse, sagte Moor¬
feld's Landsmann lächelnd, aber diese Yankee's wissen die Hyperbel
noch ganz anders zu handhaben. Haben Sie den Burschen gehört?
Der allmächtige Schuft hat wahrscheinlich eine Handvoll Klippen und
Felsen in Agentur, und schwärzt seinem armen Opfer, das uns viel¬
leicht belauscht hat, das köstlichste Bottomland unter der Sonne nun
mit des Teufels Pinsel an. Etwas fieberig ist die Gegend, das leidet
keinen Zweifel, aber was schadet das einem Ungar? Sind wir in
Sumpf und Niederung nicht geboren? Ich spreche nämlich von der
reinen Race, denn im Gebirge sitzen die Slowacken. Wo sind Sie
zu Hause, baratom?

Ich bin von Saros-Patak im Banate, sagte Moorfeld mit fester
Verwegenheit.

pen wir unſre Million nach Hauſe und das iſt doch auch etwas. Ich
ſage wir, denn auch ich habe ein kleines Kapital in Miſſouri-Land
angelegt, in der Gegend von St. Charles, die nämliche, die ich Ihnen
empfehle. Kommen Sie gefälligſt in mein Bureau, ich will Ihnen
die topographiſchen Pläne und landamtlichen Berichterſtattungen davon
vorlegen, dann ſollen Sie ſehen, von welchen Avantagen hier die Rede
iſt im Vergleich zu dem armſeligen Ohio-Erie-Kanal-Puff, der übri¬
gens größtentheils ſchon ausgebeutet und für den heutigen Speculanten
kaum noch de saison iſt.

Während der Geſandtſchaftsbeamte ſo ſprach, fingen zwei Männer
in einer benachbarten Gruppe lauter zu reden an, dem Scheine nach
zwar unter ſich, doch ſo, daß es Moorfeld deutlich vernehmen konnte.
St. Louis hat eine hügelige Lage, ſprach einer der Männer, und iſt
nur darum bewohnbar. Wer Ihnen aber St. Charles empfiehlt, den
betrachten Sie als Ihren Mörder und Todſchläger. Ich will ver¬
dammt ſein, wenn das Land nicht unterm Waſſerſpiegel von Miſſouri
und Miſſiſippi liegt. Es iſt ein Loch für Regenwürmer und Ratten,
Es iſt das Hauptquartier der Fieberpeſt. Pfui, pfui, fort mit
St. Charles! Ich ſehe den Schimmel an den Wänden, und das Waſ¬
ſer von der Decke tröpfeln, wenn ich St. Charles nennen höre. Die
Blockhäuſer vom dortigen Holze haben alle den Schwamm. Mich
ſchüttelt das Fieber, meine Natur geräth in Transaction bei dem
Gedanken St. Charles. Sprechen wir nicht mehr davon, mein Herr!

Wir Ungarn heißen Gascogner und Bramarbaſſe, ſagte Moor¬
feld's Landsmann lächelnd, aber dieſe Yankee's wiſſen die Hyperbel
noch ganz anders zu handhaben. Haben Sie den Burſchen gehört?
Der allmächtige Schuft hat wahrſcheinlich eine Handvoll Klippen und
Felſen in Agentur, und ſchwärzt ſeinem armen Opfer, das uns viel¬
leicht belauſcht hat, das köſtlichſte Bottomland unter der Sonne nun
mit des Teufels Pinſel an. Etwas fieberig iſt die Gegend, das leidet
keinen Zweifel, aber was ſchadet das einem Ungar? Sind wir in
Sumpf und Niederung nicht geboren? Ich ſpreche nämlich von der
reinen Race, denn im Gebirge ſitzen die Slowacken. Wo ſind Sie
zu Hauſe, bárátom?

Ich bin von Saros-Patak im Banate, ſagte Moorfeld mit feſter
Verwegenheit.

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[55/0073] pen wir unſre Million nach Hauſe und das iſt doch auch etwas. Ich ſage wir, denn auch ich habe ein kleines Kapital in Miſſouri-Land angelegt, in der Gegend von St. Charles, die nämliche, die ich Ihnen empfehle. Kommen Sie gefälligſt in mein Bureau, ich will Ihnen die topographiſchen Pläne und landamtlichen Berichterſtattungen davon vorlegen, dann ſollen Sie ſehen, von welchen Avantagen hier die Rede iſt im Vergleich zu dem armſeligen Ohio-Erie-Kanal-Puff, der übri¬ gens größtentheils ſchon ausgebeutet und für den heutigen Speculanten kaum noch de saison iſt. Während der Geſandtſchaftsbeamte ſo ſprach, fingen zwei Männer in einer benachbarten Gruppe lauter zu reden an, dem Scheine nach zwar unter ſich, doch ſo, daß es Moorfeld deutlich vernehmen konnte. St. Louis hat eine hügelige Lage, ſprach einer der Männer, und iſt nur darum bewohnbar. Wer Ihnen aber St. Charles empfiehlt, den betrachten Sie als Ihren Mörder und Todſchläger. Ich will ver¬ dammt ſein, wenn das Land nicht unterm Waſſerſpiegel von Miſſouri und Miſſiſippi liegt. Es iſt ein Loch für Regenwürmer und Ratten, Es iſt das Hauptquartier der Fieberpeſt. Pfui, pfui, fort mit St. Charles! Ich ſehe den Schimmel an den Wänden, und das Waſ¬ ſer von der Decke tröpfeln, wenn ich St. Charles nennen höre. Die Blockhäuſer vom dortigen Holze haben alle den Schwamm. Mich ſchüttelt das Fieber, meine Natur geräth in Transaction bei dem Gedanken St. Charles. Sprechen wir nicht mehr davon, mein Herr! Wir Ungarn heißen Gascogner und Bramarbaſſe, ſagte Moor¬ feld's Landsmann lächelnd, aber dieſe Yankee's wiſſen die Hyperbel noch ganz anders zu handhaben. Haben Sie den Burſchen gehört? Der allmächtige Schuft hat wahrſcheinlich eine Handvoll Klippen und Felſen in Agentur, und ſchwärzt ſeinem armen Opfer, das uns viel¬ leicht belauſcht hat, das köſtlichſte Bottomland unter der Sonne nun mit des Teufels Pinſel an. Etwas fieberig iſt die Gegend, das leidet keinen Zweifel, aber was ſchadet das einem Ungar? Sind wir in Sumpf und Niederung nicht geboren? Ich ſpreche nämlich von der reinen Race, denn im Gebirge ſitzen die Slowacken. Wo ſind Sie zu Hauſe, bárátom? Ich bin von Saros-Patak im Banate, ſagte Moorfeld mit feſter Verwegenheit.

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Zitationshilfe: Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/73>, abgerufen am 24.11.2024.