Zu Hause beim Diner sagte Herr Staunton: Sie kommen vom Feuer? Nun, mein Herr, dann werden Sie bewundert haben eine der herr¬ lichsten Institutionen unsers freien und aufgeklärten Volkes. Wo, zwischen beiden Polen, finden Sie eine Feuerwehr wie die amerikanische? Unsere Spritzen sind leicht und zweckmäßig gebaut, ihr Mechanismus ist der vollkommenste, der sich denken läßt, ihr Aeußeres ist elegant wie ein Uhrgehäuse. Unsere Löschmannschaft ist die Blüthe unserer Jugend, ein Elitencorps, dem keine Nation der Erde etwas Aehnliches entgegenstellen kann: auf meine Verantwortung, mein Herr, das ist ein Factum über allen Zweifel erhaben. Diese vortrefflichen Jünglinge betrachten die Feuerwehr, was sie auch ist, als eine Schule des männ¬ lichen Muthes, der bürgerlichen Aufopferung, als eine Ritter-Akademie, in welcher die edelste aller Kriegswissenschaften gelehrt wird: der Kampf gegen das Element. Nichts gleicht ihrer kühnen Geistesgegenwart, ihrer heroischen Entschlossenheit, ihrer großherzigen Verachtung der Gefahr, ihrer Hingebung für die öffentliche Sicherheit des Lebens und des Eigenthums. In Wahrheit, eine Musteranstalt unsere Löschcompagnieen! Wir zeigen mit Stolz auf sie und nächst dem Unabhängigkeitsfeste ist uns kein Tag des Jahres so lieb, als der 14. Juni, der Gründungs¬ tag unserer Feuerwehr in Newyork. An diesem glorreichen Tage halten sämmtliche Compagnien ihren Festaufzug durch die Stadt, Deputationen aus allen Gegenden der Union schließen sich ihnen an, Musikchöre treten vor, die Straßen sind mit Blumen bestreut, die Fenster mit Teppichen behangen, die Tücher der Damen wehen, Fahnen mit schmei¬ chelhaften Devisen flattern; in dieser öffentlichen Huldigung einer freien Nation ernten die edlen Jünglinge den einzigen Lohn ihrer uneigen¬ nützigen Bürgertugend. Es ist ein Schauspiel, mein Herr, werth, daß man um seinetwillen allein den großen Ocean durchschifft, und selbst die nächsten Sterne, rath' ich, müßten ihre Zuschauer senden, denn die Welt hat nichts Schöneres mehr aufzuweisen, es thäte mir Leid wenn's nicht wahr wäre. Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie noch rechtzeitig zu diesem erhabenen Nationalfeste eingetroffen sind, wenigstens hörte ich alle Fremde ohne Ausnahme unsern 14. Juni als den schönsten Tag ihres Lebens preisen, und ich verkehre viel mit Fremden, das darf ich behaupten. Aber was sagen Sie zu der heutigen Probe, Herr Doctor? Sie waren erstaunt -- wie?
Zu Hauſe beim Diner ſagte Herr Staunton: Sie kommen vom Feuer? Nun, mein Herr, dann werden Sie bewundert haben eine der herr¬ lichſten Inſtitutionen unſers freien und aufgeklärten Volkes. Wo, zwiſchen beiden Polen, finden Sie eine Feuerwehr wie die amerikaniſche? Unſere Spritzen ſind leicht und zweckmäßig gebaut, ihr Mechanismus iſt der vollkommenſte, der ſich denken läßt, ihr Aeußeres iſt elegant wie ein Uhrgehäuſe. Unſere Löſchmannſchaft iſt die Blüthe unſerer Jugend, ein Elitencorps, dem keine Nation der Erde etwas Aehnliches entgegenſtellen kann: auf meine Verantwortung, mein Herr, das iſt ein Factum über allen Zweifel erhaben. Dieſe vortrefflichen Jünglinge betrachten die Feuerwehr, was ſie auch iſt, als eine Schule des männ¬ lichen Muthes, der bürgerlichen Aufopferung, als eine Ritter-Akademie, in welcher die edelſte aller Kriegswiſſenſchaften gelehrt wird: der Kampf gegen das Element. Nichts gleicht ihrer kühnen Geiſtesgegenwart, ihrer heroiſchen Entſchloſſenheit, ihrer großherzigen Verachtung der Gefahr, ihrer Hingebung für die öffentliche Sicherheit des Lebens und des Eigenthums. In Wahrheit, eine Muſteranſtalt unſere Löſchcompagnieen! Wir zeigen mit Stolz auf ſie und nächſt dem Unabhängigkeitsfeſte iſt uns kein Tag des Jahres ſo lieb, als der 14. Juni, der Gründungs¬ tag unſerer Feuerwehr in Newyork. An dieſem glorreichen Tage halten ſämmtliche Compagnien ihren Feſtaufzug durch die Stadt, Deputationen aus allen Gegenden der Union ſchließen ſich ihnen an, Muſikchöre treten vor, die Straßen ſind mit Blumen beſtreut, die Fenſter mit Teppichen behangen, die Tücher der Damen wehen, Fahnen mit ſchmei¬ chelhaften Deviſen flattern; in dieſer öffentlichen Huldigung einer freien Nation ernten die edlen Jünglinge den einzigen Lohn ihrer uneigen¬ nützigen Bürgertugend. Es iſt ein Schauſpiel, mein Herr, werth, daß man um ſeinetwillen allein den großen Ocean durchſchifft, und ſelbſt die nächſten Sterne, rath' ich, müßten ihre Zuſchauer ſenden, denn die Welt hat nichts Schöneres mehr aufzuweiſen, es thäte mir Leid wenn's nicht wahr wäre. Ich wünſche Ihnen Glück, daß Sie noch rechtzeitig zu dieſem erhabenen Nationalfeſte eingetroffen ſind, wenigſtens hörte ich alle Fremde ohne Ausnahme unſern 14. Juni als den ſchönſten Tag ihres Lebens preiſen, und ich verkehre viel mit Fremden, das darf ich behaupten. Aber was ſagen Sie zu der heutigen Probe, Herr Doctor? Sie waren erſtaunt — wie?
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Zu Hauſe beim Diner ſagte Herr Staunton: Sie kommen vom Feuer?
Nun, mein Herr, dann werden Sie bewundert haben eine der herr¬
lichſten Inſtitutionen unſers freien und aufgeklärten Volkes. Wo,
zwiſchen beiden Polen, finden Sie eine Feuerwehr wie die amerikaniſche?
Unſere Spritzen ſind leicht und zweckmäßig gebaut, ihr Mechanismus
iſt der vollkommenſte, der ſich denken läßt, ihr Aeußeres iſt elegant
wie ein Uhrgehäuſe. Unſere Löſchmannſchaft iſt die Blüthe unſerer
Jugend, ein Elitencorps, dem keine Nation der Erde etwas Aehnliches
entgegenſtellen kann: auf meine Verantwortung, mein Herr, das iſt
ein Factum über allen Zweifel erhaben. Dieſe vortrefflichen Jünglinge
betrachten die Feuerwehr, was ſie auch iſt, als eine Schule des männ¬
lichen Muthes, der bürgerlichen Aufopferung, als eine Ritter-Akademie,
in welcher die edelſte aller Kriegswiſſenſchaften gelehrt wird: der Kampf
gegen das Element. Nichts gleicht ihrer kühnen Geiſtesgegenwart, ihrer
heroiſchen Entſchloſſenheit, ihrer großherzigen Verachtung der Gefahr,
ihrer Hingebung für die öffentliche Sicherheit des Lebens und des
Eigenthums. In Wahrheit, eine Muſteranſtalt unſere Löſchcompagnieen!
Wir zeigen mit Stolz auf ſie und nächſt dem Unabhängigkeitsfeſte iſt
uns kein Tag des Jahres ſo lieb, als der 14. Juni, der Gründungs¬
tag unſerer Feuerwehr in Newyork. An dieſem glorreichen Tage halten
ſämmtliche Compagnien ihren Feſtaufzug durch die Stadt, Deputationen
aus allen Gegenden der Union ſchließen ſich ihnen an, Muſikchöre
treten vor, die Straßen ſind mit Blumen beſtreut, die Fenſter mit
Teppichen behangen, die Tücher der Damen wehen, Fahnen mit ſchmei¬
chelhaften Deviſen flattern; in dieſer öffentlichen Huldigung einer freien
Nation ernten die edlen Jünglinge den einzigen Lohn ihrer uneigen¬
nützigen Bürgertugend. Es iſt ein Schauſpiel, mein Herr, werth, daß
man um ſeinetwillen allein den großen Ocean durchſchifft, und ſelbſt
die nächſten Sterne, rath' ich, müßten ihre Zuſchauer ſenden, denn die
Welt hat nichts Schöneres mehr aufzuweiſen, es thäte mir Leid wenn's
nicht wahr wäre. Ich wünſche Ihnen Glück, daß Sie noch rechtzeitig
zu dieſem erhabenen Nationalfeſte eingetroffen ſind, wenigſtens hörte
ich alle Fremde ohne Ausnahme unſern 14. Juni als den ſchönſten
Tag ihres Lebens preiſen, und ich verkehre viel mit Fremden, das darf
ich behaupten. Aber was ſagen Sie zu der heutigen Probe, Herr
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/62>, abgerufen am 23.11.2024.
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