loderten die Gesichter der jungen Männer unter der Traufe des Wassers, der Augenblick, in welchem sie handgemein an einander rückten, versprach eine stürmische Katastrophe. Da gipfelte sich der dritte Act des Dra¬ ma's von einer andern Seite her.
Mit Fahnen und Standarten und einem lauten Hurrah! als gält's einen Triumphzug, erschien eine neue Compagnie auf dem Schauplatz. Bei ihrem Anblick gerieth Howland in Wuth. Es schienen seine ärgsten Parteifeinde zu sein. Wie eine wilde Katze schwang er sich auf die Feuerleiter und schrie ihnen entgegen: Was sucht ihr da in der vier¬ ten Ward? Zündet euch selbst ein Feuer an, wenn ihr eure Jungfern- Spritze einweihen wollt! Fort, fort, mit euch! Zugleich ließ seine Compagnie einen Hagel von Schimpfreden über die Eindringlinge nie¬ derregnen; man entnahm aus ihrem Geschrei, daß sie die Spritze der Andern in einem siegreichen Gefecht vor Kurzem zertrümmert, und Jene mit Fahnen, Standarten und einer neuen Paradespritze ihnen zum Trotz heute angerückt kamen. Selbst die Achter schienen durch die Erscheinung einer fremden Compagnie in ihrer Ward beleidigt, und einen Augenblick lang geneigt, ihre Partei zu wechseln. Inzwischen waren sie, begünstigt durch die neue Diversion, Herren des Brunnens geworden, hatten ihre Spritze schnell gefüllt, und richteten ihren Schlauch erst auf den hochstehenden Howland, dann aber auch auf die Köpfe seiner neuen Feinde. Diese wiederholten dasselbe Manöver, indem sie Howland von der andern Seite bombardirten, und sowohl seine als die achte Compagnie mit einem langreichenden Wasserstrahle bedeckten. Howland, wüthend wie ein angeschossener Eber, zog seinen Revolver und knatterte blindlings nach links und rechts unter seine Feinde; augenblicklich protzten und platzten die Pistoletts von allen Seiten gegen einander, jede Compagnie stand gegen jede, die Kugeln flogen hin und wieder, die Wasserbogen brausten auf und ab, dazu regnete es von der Höhe herab Feuerbrände, da die Flamme, schon halb gelöscht, während dieses Handgemenges neu aufflackerte. Die Zu¬ schauer stoben entsetzt auseinander, hier rief eine Frauenstimme: ich bin getroffen! dort: ich brenne; die Männer schrieen: Watch! Watch! aber Polizei ließ sich nirgends blicken. Zuletzt verließ auch Moor¬ feld die Brandstätte und hatte -- eine amerikanische Sonntagsfeier gesehen.
loderten die Geſichter der jungen Männer unter der Traufe des Waſſers, der Augenblick, in welchem ſie handgemein an einander rückten, verſprach eine ſtürmiſche Kataſtrophe. Da gipfelte ſich der dritte Act des Dra¬ ma's von einer andern Seite her.
Mit Fahnen und Standarten und einem lauten Hurrah! als gält's einen Triumphzug, erſchien eine neue Compagnie auf dem Schauplatz. Bei ihrem Anblick gerieth Howland in Wuth. Es ſchienen ſeine ärgſten Parteifeinde zu ſein. Wie eine wilde Katze ſchwang er ſich auf die Feuerleiter und ſchrie ihnen entgegen: Was ſucht ihr da in der vier¬ ten Ward? Zündet euch ſelbſt ein Feuer an, wenn ihr eure Jungfern- Spritze einweihen wollt! Fort, fort, mit euch! Zugleich ließ ſeine Compagnie einen Hagel von Schimpfreden über die Eindringlinge nie¬ derregnen; man entnahm aus ihrem Geſchrei, daß ſie die Spritze der Andern in einem ſiegreichen Gefecht vor Kurzem zertrümmert, und Jene mit Fahnen, Standarten und einer neuen Paradeſpritze ihnen zum Trotz heute angerückt kamen. Selbſt die Achter ſchienen durch die Erſcheinung einer fremden Compagnie in ihrer Ward beleidigt, und einen Augenblick lang geneigt, ihre Partei zu wechſeln. Inzwiſchen waren ſie, begünſtigt durch die neue Diverſion, Herren des Brunnens geworden, hatten ihre Spritze ſchnell gefüllt, und richteten ihren Schlauch erſt auf den hochſtehenden Howland, dann aber auch auf die Köpfe ſeiner neuen Feinde. Dieſe wiederholten daſſelbe Manöver, indem ſie Howland von der andern Seite bombardirten, und ſowohl ſeine als die achte Compagnie mit einem langreichenden Waſſerſtrahle bedeckten. Howland, wüthend wie ein angeſchoſſener Eber, zog ſeinen Revolver und knatterte blindlings nach links und rechts unter ſeine Feinde; augenblicklich protzten und platzten die Piſtoletts von allen Seiten gegen einander, jede Compagnie ſtand gegen jede, die Kugeln flogen hin und wieder, die Waſſerbogen brausten auf und ab, dazu regnete es von der Höhe herab Feuerbrände, da die Flamme, ſchon halb gelöſcht, während dieſes Handgemenges neu aufflackerte. Die Zu¬ ſchauer ſtoben entſetzt auseinander, hier rief eine Frauenſtimme: ich bin getroffen! dort: ich brenne; die Männer ſchrieen: Watch! Watch! aber Polizei ließ ſich nirgends blicken. Zuletzt verließ auch Moor¬ feld die Brandſtätte und hatte — eine amerikaniſche Sonntagsfeier geſehen.
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loderten die Geſichter der jungen Männer unter der Traufe des Waſſers,
der Augenblick, in welchem ſie handgemein an einander rückten, verſprach
eine ſtürmiſche Kataſtrophe. Da gipfelte ſich der dritte Act des Dra¬
ma's von einer andern Seite her.
Mit Fahnen und Standarten und einem lauten Hurrah! als gält's
einen Triumphzug, erſchien eine neue Compagnie auf dem Schauplatz.
Bei ihrem Anblick gerieth Howland in Wuth. Es ſchienen ſeine ärgſten
Parteifeinde zu ſein. Wie eine wilde Katze ſchwang er ſich auf die
Feuerleiter und ſchrie ihnen entgegen: Was ſucht ihr da in der vier¬
ten Ward? Zündet euch ſelbſt ein Feuer an, wenn ihr eure Jungfern-
Spritze einweihen wollt! Fort, fort, mit euch! Zugleich ließ ſeine
Compagnie einen Hagel von Schimpfreden über die Eindringlinge nie¬
derregnen; man entnahm aus ihrem Geſchrei, daß ſie die Spritze der
Andern in einem ſiegreichen Gefecht vor Kurzem zertrümmert, und
Jene mit Fahnen, Standarten und einer neuen Paradeſpritze ihnen
zum Trotz heute angerückt kamen. Selbſt die Achter ſchienen durch die
Erſcheinung einer fremden Compagnie in ihrer Ward beleidigt, und
einen Augenblick lang geneigt, ihre Partei zu wechſeln. Inzwiſchen
waren ſie, begünſtigt durch die neue Diverſion, Herren des Brunnens
geworden, hatten ihre Spritze ſchnell gefüllt, und richteten ihren
Schlauch erſt auf den hochſtehenden Howland, dann aber auch auf
die Köpfe ſeiner neuen Feinde. Dieſe wiederholten daſſelbe Manöver,
indem ſie Howland von der andern Seite bombardirten, und ſowohl
ſeine als die achte Compagnie mit einem langreichenden Waſſerſtrahle
bedeckten. Howland, wüthend wie ein angeſchoſſener Eber, zog ſeinen
Revolver und knatterte blindlings nach links und rechts unter ſeine
Feinde; augenblicklich protzten und platzten die Piſtoletts von allen
Seiten gegen einander, jede Compagnie ſtand gegen jede, die Kugeln
flogen hin und wieder, die Waſſerbogen brausten auf und ab, dazu
regnete es von der Höhe herab Feuerbrände, da die Flamme, ſchon
halb gelöſcht, während dieſes Handgemenges neu aufflackerte. Die Zu¬
ſchauer ſtoben entſetzt auseinander, hier rief eine Frauenſtimme: ich
bin getroffen! dort: ich brenne; die Männer ſchrieen: Watch! Watch!
aber Polizei ließ ſich nirgends blicken. Zuletzt verließ auch Moor¬
feld die Brandſtätte und hatte — eine amerikaniſche Sonntagsfeier
geſehen.
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/61>, abgerufen am 23.11.2024.
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