Ungeduldig raffte sich Moorfeld, so gut es gehen wollte, auf und half auch seinem Pferde auf die Beine. Er führte es vorsichtig am Zaume nach sich gegen die Hütte, deren Thüre er mit Einem Fu߬ tritte aufstieß.
Aber jetzt war auch Empfang da.
Ein Mann trat ihm unter der Thüre entgegen und leuchtete ihm mit einer Kienfackel in's Antlitz.
Moorfeld prallte zurück. Das war Adin Ballan der Schottländer nicht, dieses Gesicht war -- Wogan!
Hollah, was soll's? Was wollt Ihr vor meinem Hause? polterte der barsche häßliche Mann.
Moorfeld blickte unwillkürlich um sich, ob er den Ort nicht ver¬ fehlt, aber kein Irrthum waltete. Welch neue Ungeheuerlichkeit das! Hölle! rief er, ist ein Toller hier eingebrochen; wo ist Ballan?
In allen Winden; was kümmert's mich! laßt mir mein Haus in Frieden!
Teufel! Herr, packt Euch in's Tollhaus; Pistolen spaßen nicht. Wo ist Ballan, mein Diener?
Wogan trat zurück und machte Miene die Thüre zuzuwerfen.
Moorfeld riß eine Pistole aus dem Gürtel und feuerte. Das Hausrecht gegen die kolossalste aller Frechheiten zu vertheidigen, hätten wir selbst, um ein Gleiches zu thun, vielleicht nicht erst des Zustandes bedurft, worin diese Frechheit ihn antraf.
James! Dick! Bill! Charles! Heda, schüttet Zündkraut auf! Knallt ihn nieder! Schmeißt ihn todt! Und im Nu stand der Eingang ge¬ drängt von einem Halbdutzend wilder, betrunkener Galgengesichter.
Moorfeld zog eine zweite Pistole. Da geschah ein Schlag gegen seine Hand und die Waffe fiel zu Boden. Ein höllisches Gelächter umwieherte ihn, das Gesindel packte ihn von allen Seiten. Moorfeld riß ein Jagdmesser aus der Scheide und stürzte blind auf den Schwarm. Dieser stob augenblicks auseinander. Moorfeld fiel im Schwung seines Stoßes zu Boden und sein Messer rannte tief in die ungedielte Erde. Die Meute johlte unbändig über den gelungenen Raufer-Kunstgriff.
Niemand antwortete.
Hört, Ballan, hört! Heraus mit Licht!
Das Blockhaus rührte ſich nicht.
Ungeduldig raffte ſich Moorfeld, ſo gut es gehen wollte, auf und half auch ſeinem Pferde auf die Beine. Er führte es vorſichtig am Zaume nach ſich gegen die Hütte, deren Thüre er mit Einem Fu߬ tritte aufſtieß.
Aber jetzt war auch Empfang da.
Ein Mann trat ihm unter der Thüre entgegen und leuchtete ihm mit einer Kienfackel in's Antlitz.
Moorfeld prallte zurück. Das war Adin Ballan der Schottländer nicht, dieſes Geſicht war — Wogan!
Hollah, was ſoll's? Was wollt Ihr vor meinem Hauſe? polterte der barſche häßliche Mann.
Moorfeld blickte unwillkürlich um ſich, ob er den Ort nicht ver¬ fehlt, aber kein Irrthum waltete. Welch neue Ungeheuerlichkeit das! Hölle! rief er, iſt ein Toller hier eingebrochen; wo iſt Ballan?
In allen Winden; was kümmert's mich! laßt mir mein Haus in Frieden!
Wogan trat zurück und machte Miene die Thüre zuzuwerfen.
Moorfeld riß eine Piſtole aus dem Gürtel und feuerte. Das Hausrecht gegen die koloſſalſte aller Frechheiten zu vertheidigen, hätten wir ſelbſt, um ein Gleiches zu thun, vielleicht nicht erſt des Zuſtandes bedurft, worin dieſe Frechheit ihn antraf.
James! Dick! Bill! Charles! Heda, ſchüttet Zündkraut auf! Knallt ihn nieder! Schmeißt ihn todt! Und im Nu ſtand der Eingang ge¬ drängt von einem Halbdutzend wilder, betrunkener Galgengeſichter.
Moorfeld zog eine zweite Piſtole. Da geſchah ein Schlag gegen ſeine Hand und die Waffe fiel zu Boden. Ein hölliſches Gelächter umwieherte ihn, das Geſindel packte ihn von allen Seiten. Moorfeld riß ein Jagdmeſſer aus der Scheide und ſtürzte blind auf den Schwarm. Dieſer ſtob augenblicks auseinander. Moorfeld fiel im Schwung ſeines Stoßes zu Boden und ſein Meſſer rannte tief in die ungedielte Erde. Die Meute johlte unbändig über den gelungenen Raufer-Kunſtgriff.
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Niemand antwortete.
Hört, Ballan, hört! Heraus mit Licht!
Das Blockhaus rührte ſich nicht.
Ungeduldig raffte ſich Moorfeld, ſo gut es gehen wollte, auf und
half auch ſeinem Pferde auf die Beine. Er führte es vorſichtig am
Zaume nach ſich gegen die Hütte, deren Thüre er mit Einem Fu߬
tritte aufſtieß.
Aber jetzt war auch Empfang da.
Ein Mann trat ihm unter der Thüre entgegen und leuchtete ihm
mit einer Kienfackel in's Antlitz.
Moorfeld prallte zurück. Das war Adin Ballan der Schottländer
nicht, dieſes Geſicht war — Wogan!
Hollah, was ſoll's? Was wollt Ihr vor meinem Hauſe? polterte
der barſche häßliche Mann.
Moorfeld blickte unwillkürlich um ſich, ob er den Ort nicht ver¬
fehlt, aber kein Irrthum waltete. Welch neue Ungeheuerlichkeit das!
Hölle! rief er, iſt ein Toller hier eingebrochen; wo iſt Ballan?
In allen Winden; was kümmert's mich! laßt mir mein Haus in
Frieden!
Teufel! Herr, packt Euch in's Tollhaus; Piſtolen ſpaßen nicht.
Wo iſt Ballan, mein Diener?
Wogan trat zurück und machte Miene die Thüre zuzuwerfen.
Moorfeld riß eine Piſtole aus dem Gürtel und feuerte. Das
Hausrecht gegen die koloſſalſte aller Frechheiten zu vertheidigen, hätten
wir ſelbſt, um ein Gleiches zu thun, vielleicht nicht erſt des Zuſtandes
bedurft, worin dieſe Frechheit ihn antraf.
James! Dick! Bill! Charles! Heda, ſchüttet Zündkraut auf! Knallt
ihn nieder! Schmeißt ihn todt! Und im Nu ſtand der Eingang ge¬
drängt von einem Halbdutzend wilder, betrunkener Galgengeſichter.
Moorfeld zog eine zweite Piſtole. Da geſchah ein Schlag gegen
ſeine Hand und die Waffe fiel zu Boden. Ein hölliſches Gelächter
umwieherte ihn, das Geſindel packte ihn von allen Seiten. Moorfeld
riß ein Jagdmeſſer aus der Scheide und ſtürzte blind auf den Schwarm.
Dieſer ſtob augenblicks auseinander. Moorfeld fiel im Schwung ſeines
Stoßes zu Boden und ſein Meſſer rannte tief in die ungedielte Erde.
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/446>, abgerufen am 08.07.2024.
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