schlagen. Ihr weißes Chemisettchen war im Besitz von Geheimnissen, die einen König glücklich gemacht hätten, ihr kurzes rothes Sergeröckchen schloß sich an einen bunten mit Glasperlen verzierten Gürtel um Hüften -- das war ein wonnevoller Anblick. Als ich sie von ihrer verdammten Stampf¬ mühle auf meinen Sattel hob und rief -- ah, Juanita, du bist zu bessern Dingen geboren, als ewig Korn zu stampfen und Tortilla's zu backen -- parbleu! da wußt' ich was ich in Armen hielt. Wenn mir die Engländer und die Yankees -- Gott verdamme sie; -- in Bentsfort nicht um die Wette zehn der schönsten Pferde und Maul¬ thiere für sie geboten, so will ich ein todter Biber sein; die mexika¬ nischen Fettlappen aber klimperten mir mit Dublonen und Dolchen vor die Ohren, daß ich mehr als Einem mein Messer bis zum Green¬ viver in den Leib jagen mußte, um mir Ruhe zu schaffen. Die Zweite war eine Yuta-Indianerin, hieß Chil-cho-the, das schwankende Rohr. Ihre Schilfrohrtaille bildete zu der Fülle der Spanierin den reizendsten Gegensatz, sie war noch ein ganz junger Schößling. Ich hatte sie nach Kriegsrecht im Kampf mit den Indianern erbeutet, und brauchte ihr nur die verdammten Ockerfarben, das abscheuliche fanfaron der Wilden, aus dem Gesichte zu reiben, um zu sehen, was für eine Perle ich gefischt. Sie war gehorsam wie ein zahmes Kaninchen und in Künsten geschickt wie eine Spinne. Sie verstand die zierlichsten Mocassins, die dauerndsten Teppiche zu flechten, sie machte aus Glasperlen und den gefärbten Nadeln des Stachelschweins fanfaron, das uns im Handel mit Indianerstämmen allerorts zu statten kam, und Niemand wußte zähes Büffelfleisch so weich zu klopfen, wie sie; Sie mögen das glauben, wie Geschriebenes Monsieur! Enfin, von einer Nacht auf die andere fort waren meine Squaws beide. Als wir über das Gebirge durch das Bayou Solade nach dem Platte gingen, verlor ich bei einem nächt¬ lichen Ueberfall der verdammten Schlangenindianer meine Pferde, meine Maulthiere, meine Biberfelle, meine Weiber, Alles. Nichts be¬ hielt ich, als meine doppelläufige Flinte. Bon! Ein Schuft, der sich nicht seine Ehre gibt. Und wenn ich gestehen müßte, daß ich aus dieser Flinte an diesem Tage einen schlechtern Schuß gethan, als an jedem andern, daß mir das Auge trüber ins Visirglas guckte, oder die Hand nur ein Zehntels Haar zitterte, so wollt ich vor die Hunde kommen. Wagh! Was ein rechter Philosoph ist, der sieht Dinge, die
ſchlagen. Ihr weißes Chemiſettchen war im Beſitz von Geheimniſſen, die einen König glücklich gemacht hätten, ihr kurzes rothes Sergeröckchen ſchloß ſich an einen bunten mit Glasperlen verzierten Gürtel um Hüften — das war ein wonnevoller Anblick. Als ich ſie von ihrer verdammten Stampf¬ mühle auf meinen Sattel hob und rief — ah, Juanita, du biſt zu beſſern Dingen geboren, als ewig Korn zu ſtampfen und Tortilla's zu backen — parbleu! da wußt' ich was ich in Armen hielt. Wenn mir die Engländer und die Yankees — Gott verdamme ſie; — in Bentsfort nicht um die Wette zehn der ſchönſten Pferde und Maul¬ thiere für ſie geboten, ſo will ich ein todter Biber ſein; die mexika¬ niſchen Fettlappen aber klimperten mir mit Dublonen und Dolchen vor die Ohren, daß ich mehr als Einem mein Meſſer bis zum Green¬ viver in den Leib jagen mußte, um mir Ruhe zu ſchaffen. Die Zweite war eine Yuta-Indianerin, hieß Chil-cho-the, das ſchwankende Rohr. Ihre Schilfrohrtaille bildete zu der Fülle der Spanierin den reizendſten Gegenſatz, ſie war noch ein ganz junger Schößling. Ich hatte ſie nach Kriegsrecht im Kampf mit den Indianern erbeutet, und brauchte ihr nur die verdammten Ockerfarben, das abſcheuliche fanfaron der Wilden, aus dem Geſichte zu reiben, um zu ſehen, was für eine Perle ich gefiſcht. Sie war gehorſam wie ein zahmes Kaninchen und in Künſten geſchickt wie eine Spinne. Sie verſtand die zierlichſten Mocaſſins, die dauerndſten Teppiche zu flechten, ſie machte aus Glasperlen und den gefärbten Nadeln des Stachelſchweins fanfaron, das uns im Handel mit Indianerſtämmen allerorts zu ſtatten kam, und Niemand wußte zähes Büffelfleiſch ſo weich zu klopfen, wie ſie; Sie mögen das glauben, wie Geſchriebenes Monſieur! Enfin, von einer Nacht auf die andere fort waren meine Squaws beide. Als wir über das Gebirge durch das Bayou Solade nach dem Platte gingen, verlor ich bei einem nächt¬ lichen Ueberfall der verdammten Schlangenindianer meine Pferde, meine Maulthiere, meine Biberfelle, meine Weiber, Alles. Nichts be¬ hielt ich, als meine doppelläufige Flinte. Bon! Ein Schuft, der ſich nicht ſeine Ehre gibt. Und wenn ich geſtehen müßte, daß ich aus dieſer Flinte an dieſem Tage einen ſchlechtern Schuß gethan, als an jedem andern, daß mir das Auge trüber ins Viſirglas guckte, oder die Hand nur ein Zehntels Haar zitterte, ſo wollt ich vor die Hunde kommen. Wagh! Was ein rechter Philoſoph iſt, der ſieht Dinge, die
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ſich an einen bunten mit Glasperlen verzierten Gürtel um Hüften — das
war ein wonnevoller Anblick. Als ich ſie von ihrer verdammten Stampf¬
mühle auf meinen Sattel hob und rief — ah, Juanita, du biſt zu
beſſern Dingen geboren, als ewig Korn zu ſtampfen und Tortilla's
zu backen — parbleu! da wußt' ich was ich in Armen hielt. Wenn
mir die Engländer und die Yankees — Gott verdamme ſie; — in
Bentsfort nicht um die Wette zehn der ſchönſten Pferde und Maul¬
thiere für ſie geboten, ſo will ich ein todter Biber ſein; die mexika¬
niſchen Fettlappen aber klimperten mir mit Dublonen und Dolchen
vor die Ohren, daß ich mehr als Einem mein Meſſer bis zum Green¬
viver in den Leib jagen mußte, um mir Ruhe zu ſchaffen. Die Zweite
war eine Yuta-Indianerin, hieß Chil-cho-the, das ſchwankende Rohr.
Ihre Schilfrohrtaille bildete zu der Fülle der Spanierin den reizendſten
Gegenſatz, ſie war noch ein ganz junger Schößling. Ich hatte ſie nach
Kriegsrecht im Kampf mit den Indianern erbeutet, und brauchte ihr
nur die verdammten Ockerfarben, das abſcheuliche fanfaron der Wilden,
aus dem Geſichte zu reiben, um zu ſehen, was für eine Perle ich
gefiſcht. Sie war gehorſam wie ein zahmes Kaninchen und in Künſten
geſchickt wie eine Spinne. Sie verſtand die zierlichſten Mocaſſins, die
dauerndſten Teppiche zu flechten, ſie machte aus Glasperlen und den
gefärbten Nadeln des Stachelſchweins fanfaron, das uns im Handel
mit Indianerſtämmen allerorts zu ſtatten kam, und Niemand wußte
zähes Büffelfleiſch ſo weich zu klopfen, wie ſie; Sie mögen das glauben,
wie Geſchriebenes Monſieur! Enfin, von einer Nacht auf die andere fort
waren meine Squaws beide. Als wir über das Gebirge durch das
Bayou Solade nach dem Platte gingen, verlor ich bei einem nächt¬
lichen Ueberfall der verdammten Schlangenindianer meine Pferde,
meine Maulthiere, meine Biberfelle, meine Weiber, Alles. Nichts be¬
hielt ich, als meine doppelläufige Flinte. Bon! Ein Schuft, der ſich
nicht ſeine Ehre gibt. Und wenn ich geſtehen müßte, daß ich aus
dieſer Flinte an dieſem Tage einen ſchlechtern Schuß gethan, als an
jedem andern, daß mir das Auge trüber ins Viſirglas guckte, oder die
Hand nur ein Zehntels Haar zitterte, ſo wollt ich vor die Hunde
kommen. Wagh! Was ein rechter Philoſoph iſt, der ſieht Dinge, die
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/431>, abgerufen am 24.11.2024.
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