besten Tagen ihrer Impertinenz. Aber ihre Eitelkeit war bereits er¬ regt; sie hütete sich, mit dem merkwürdigen Farmer-Galanthomme zu brechen. Moorfeld sah fast mit Augen, wie der kalte Stolz und die heiße Neugierde in ihrem Innern gegen einander zischten.
Was ich da von Flöten und Geigen fantasirte, rückte er ver¬ traulich heraus, ist nicht ganz ohne. Wenn Sie mich nicht verrathen, Madame, so will ich Ihnen ein Geheimniß ausplaudern. Geheimniß eigentlich nicht. Es wird bald genug Stoff der Tagespresse sein. Aber eine Dame von so gutem Geschmack -- das Getändel mit dem Bonnet dauerte fort -- ist im Grunde näher dabei interessirt, als die dumme Publicistik, die nicht überall so ungalant sein soll, den Vor¬ tritt zu haben. Lady Morgan horchte hoch auf. Eine Gesellschaft deutscher Edelleute -- lassen Sie mich das Wort nicht entgelten, Ver¬ ehrteste, es klingt barbarisch, ohne Zweifel, aber wer das Unglück hat, mit dem Adel behaftet zu sein, leidet mindestens an einem unver¬ schuldeten Unglücke; er verdient weniger den Abscheu als das Mitleid aufgeklärter Republikaner. Ich bin nicht republikanisch gesinnt, sagte Lady Morgan verlegen lächelnd. All men are equal, ist nicht all women. Frauen sind dem Principe der Gleichheit nicht hold. -- Mon Dieu! rief Moorfeld, dann hört die schönere Hälfte der Union auf Republik zu sein; und Lady Morgan mußte sich's schon gefallen lassen, eine leichte Artigkeit in einer boshaften Wendung gegen ihr vergöt¬ tertes Vaterland hinzunehmen. Moorfeld fuhr fort: Eine Gesellschaft deutscher Edelleute, disgustirt von der Juli-Revolution, gerieth auf den Einfall, sich ein Reduit, eine Art Adelscolonie in Amerika zu gründen, wenn das erkrankte Jahrhundert einst die Hahnemannische Cur empfehlen sollte, einer deutschen Republik in eine amerikanische zu entfliehen. In der Wahl des Orts wollten wir die alten Bour¬ geoisstaaten des Ostens wie die langweiligen Wüsteneien des Westens gleichmäßig vermeiden und entschieden uns zunächst für Ohio. Doch, um die ganze Wahrheit zu sagen, gestehe ich allerdings, daß noch zwei Versuche in zwei andern Staaten gemacht sind. Mein Probekauf ist nur einer von dreien.
Wir Drei werden nun -- das ist der Plan -- als gewöhnliche Farmer wirthschaften, und ohne alles Aufsehen unsere Lokalverhältnisse beobachten. Nach Jahresfrist schicken wir dann unsere Berichte ein, und
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beſten Tagen ihrer Impertinenz. Aber ihre Eitelkeit war bereits er¬ regt; ſie hütete ſich, mit dem merkwürdigen Farmer-Galanthomme zu brechen. Moorfeld ſah faſt mit Augen, wie der kalte Stolz und die heiße Neugierde in ihrem Innern gegen einander ziſchten.
Was ich da von Flöten und Geigen fantaſirte, rückte er ver¬ traulich heraus, iſt nicht ganz ohne. Wenn Sie mich nicht verrathen, Madame, ſo will ich Ihnen ein Geheimniß ausplaudern. Geheimniß eigentlich nicht. Es wird bald genug Stoff der Tagespreſſe ſein. Aber eine Dame von ſo gutem Geſchmack — das Getändel mit dem Bonnet dauerte fort — iſt im Grunde näher dabei intereſſirt, als die dumme Publiciſtik, die nicht überall ſo ungalant ſein ſoll, den Vor¬ tritt zu haben. Lady Morgan horchte hoch auf. Eine Geſellſchaft deutſcher Edelleute — laſſen Sie mich das Wort nicht entgelten, Ver¬ ehrteſte, es klingt barbariſch, ohne Zweifel, aber wer das Unglück hat, mit dem Adel behaftet zu ſein, leidet mindeſtens an einem unver¬ ſchuldeten Unglücke; er verdient weniger den Abſcheu als das Mitleid aufgeklärter Republikaner. Ich bin nicht republikaniſch geſinnt, ſagte Lady Morgan verlegen lächelnd. All men are equal, iſt nicht all women. Frauen ſind dem Principe der Gleichheit nicht hold. — Mon Dieu! rief Moorfeld, dann hört die ſchönere Hälfte der Union auf Republik zu ſein; und Lady Morgan mußte ſich's ſchon gefallen laſſen, eine leichte Artigkeit in einer boshaften Wendung gegen ihr vergöt¬ tertes Vaterland hinzunehmen. Moorfeld fuhr fort: Eine Geſellſchaft deutſcher Edelleute, disguſtirt von der Juli-Revolution, gerieth auf den Einfall, ſich ein Reduit, eine Art Adelscolonie in Amerika zu gründen, wenn das erkrankte Jahrhundert einſt die Hahnemanniſche Cur empfehlen ſollte, einer deutſchen Republik in eine amerikaniſche zu entfliehen. In der Wahl des Orts wollten wir die alten Bour¬ geoisſtaaten des Oſtens wie die langweiligen Wüſteneien des Weſtens gleichmäßig vermeiden und entſchieden uns zunächſt für Ohio. Doch, um die ganze Wahrheit zu ſagen, geſtehe ich allerdings, daß noch zwei Verſuche in zwei andern Staaten gemacht ſind. Mein Probekauf iſt nur einer von dreien.
Wir Drei werden nun — das iſt der Plan — als gewöhnliche Farmer wirthſchaften, und ohne alles Aufſehen unſere Lokalverhältniſſe beobachten. Nach Jahresfriſt ſchicken wir dann unſere Berichte ein, und
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beſten Tagen ihrer Impertinenz. Aber ihre Eitelkeit war bereits er¬
regt; ſie hütete ſich, mit dem merkwürdigen Farmer-Galanthomme zu
brechen. Moorfeld ſah faſt mit Augen, wie der kalte Stolz und die
heiße Neugierde in ihrem Innern gegen einander ziſchten.
Was ich da von Flöten und Geigen fantaſirte, rückte er ver¬
traulich heraus, iſt nicht ganz ohne. Wenn Sie mich nicht verrathen,
Madame, ſo will ich Ihnen ein Geheimniß ausplaudern. Geheimniß
eigentlich nicht. Es wird bald genug Stoff der Tagespreſſe ſein.
Aber eine Dame von ſo gutem Geſchmack — das Getändel mit dem
Bonnet dauerte fort — iſt im Grunde näher dabei intereſſirt, als die
dumme Publiciſtik, die nicht überall ſo ungalant ſein ſoll, den Vor¬
tritt zu haben. Lady Morgan horchte hoch auf. Eine Geſellſchaft
deutſcher Edelleute — laſſen Sie mich das Wort nicht entgelten, Ver¬
ehrteſte, es klingt barbariſch, ohne Zweifel, aber wer das Unglück hat,
mit dem Adel behaftet zu ſein, leidet mindeſtens an einem unver¬
ſchuldeten Unglücke; er verdient weniger den Abſcheu als das Mitleid
aufgeklärter Republikaner. Ich bin nicht republikaniſch geſinnt, ſagte
Lady Morgan verlegen lächelnd. All men are equal, iſt nicht all
women. Frauen ſind dem Principe der Gleichheit nicht hold. — Mon
Dieu! rief Moorfeld, dann hört die ſchönere Hälfte der Union auf
Republik zu ſein; und Lady Morgan mußte ſich's ſchon gefallen laſſen,
eine leichte Artigkeit in einer boshaften Wendung gegen ihr vergöt¬
tertes Vaterland hinzunehmen. Moorfeld fuhr fort: Eine Geſellſchaft
deutſcher Edelleute, disguſtirt von der Juli-Revolution, gerieth auf
den Einfall, ſich ein Reduit, eine Art Adelscolonie in Amerika zu
gründen, wenn das erkrankte Jahrhundert einſt die Hahnemanniſche
Cur empfehlen ſollte, einer deutſchen Republik in eine amerikaniſche
zu entfliehen. In der Wahl des Orts wollten wir die alten Bour¬
geoisſtaaten des Oſtens wie die langweiligen Wüſteneien des Weſtens
gleichmäßig vermeiden und entſchieden uns zunächſt für Ohio. Doch,
um die ganze Wahrheit zu ſagen, geſtehe ich allerdings, daß noch
zwei Verſuche in zwei andern Staaten gemacht ſind. Mein Probekauf
iſt nur einer von dreien.
Wir Drei werden nun — das iſt der Plan — als gewöhnliche
Farmer wirthſchaften, und ohne alles Aufſehen unſere Lokalverhältniſſe
beobachten. Nach Jahresfriſt ſchicken wir dann unſere Berichte ein, und
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/361>, abgerufen am 24.11.2024.
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