Wie groß war daher Anhorst's Bestürzung, als der Sheriff das Grundstück zu tausend Dollars kaum ausgerufen hatte, und eine Stimme sogleich tausend zweihundert dagegen rief. Es war die Stimme Mr. Wogan's. Fest und trotzig rief er sein Angebot und wendete sein häßliches Gesicht bedeutungsvoll auf Anhorst zurück.
Er bietet wahrhaftig! stammelte dieser erblaßt und sah mit einem schreckenseisigen Blicke auf Moorfeld.
Tausend fünfhundert! rief eine zweite Stimme. Aber in seinem ganzen schicksalsreichen Leben hatte Anhorst wohl nie einen so plötz¬ lichen Wechsel von Gemüthsbewegungen erfahren, denn diese zweite Stimme war Moorfeld's Stimme selbst. Ein wallendes Freudenroth überflog die harten, zerarbeiteten Züge des Deutschen und kaum glau¬ bend an diese plötzliche Hilfe in der Noth, blickte er seinen Retter zwischen Furcht und Hoffnung an. Moorfeld nahm sich keine Zeit, den Zagenden seines ausdrücklichen Schutzes zu versichern, denn Funke auf Funke stob's jetzt zwischen ihm und Wogan; er konnte nur durch Thaten antworten. Tausend sechshundert, hatte Wogan geantwortet, siebenhundert gab Moorfeld zurück, achthundert Wogan, neunhundert Moorfeld, neunhundert fünfzig Wogan, zweitausend Moorfeld.
Der ganze Saal wendete sich jetzt nach den beiden Kämpfern, während einige der erfahrensten Landhändler das Haus verließen, überzeugt, daß jedes weitere Verweilen unnütz und die Auction "fest" sei. Der Sheriff selbst streckte mit einiger Verwunderung seinen langen Hals aus den Vatermördern und es geschah of¬ fenbar zu seiner eigenen Ueberraschung, daß er John Stutering's Loos nunmehr zu zweitausend Dollars zu auctioniren fortfahren konnte. Und schon sah man den Hammer in seiner Hand erhoben und zum Niederschlagen bereit, als Wogan schnell noch ein neues Hundert da¬ zwischen rief. Moorfeld überbot mit zweihundert, Wogan steigerte drei-, Moorfeld vier-, Wogan fünfhundert. Zweitausend fünfhundert! rief Wogan. Jetzt hielt Moorfeld inne. Wogan stutzte. Unwillkür¬ lich blickte er hin nach Moorfeld, aber nicht triumphirend, erschrocken war der Blick. Ertappt! rief Moorfeld seinen Schützling anstoßend, jetzt wollen wir ihn zappeln lassen. -- Zweitausendfünfhundert wieder¬ holte mit heller Stimme der Sheriff. Moorfeld schwieg noch einmal. Wogan blickte nicht mehr nach ihm, er mochte fühlen, das sein voriger
Wie groß war daher Anhorſt's Beſtürzung, als der Sheriff das Grundſtück zu tauſend Dollars kaum ausgerufen hatte, und eine Stimme ſogleich tauſend zweihundert dagegen rief. Es war die Stimme Mr. Wogan's. Feſt und trotzig rief er ſein Angebot und wendete ſein häßliches Geſicht bedeutungsvoll auf Anhorſt zurück.
Er bietet wahrhaftig! ſtammelte dieſer erblaßt und ſah mit einem ſchreckenseiſigen Blicke auf Moorfeld.
Tauſend fünfhundert! rief eine zweite Stimme. Aber in ſeinem ganzen ſchickſalsreichen Leben hatte Anhorſt wohl nie einen ſo plötz¬ lichen Wechſel von Gemüthsbewegungen erfahren, denn dieſe zweite Stimme war Moorfeld's Stimme ſelbſt. Ein wallendes Freudenroth überflog die harten, zerarbeiteten Züge des Deutſchen und kaum glau¬ bend an dieſe plötzliche Hilfe in der Noth, blickte er ſeinen Retter zwiſchen Furcht und Hoffnung an. Moorfeld nahm ſich keine Zeit, den Zagenden ſeines ausdrücklichen Schutzes zu verſichern, denn Funke auf Funke ſtob's jetzt zwiſchen ihm und Wogan; er konnte nur durch Thaten antworten. Tauſend ſechshundert, hatte Wogan geantwortet, ſiebenhundert gab Moorfeld zurück, achthundert Wogan, neunhundert Moorfeld, neunhundert fünfzig Wogan, zweitauſend Moorfeld.
Der ganze Saal wendete ſich jetzt nach den beiden Kämpfern, während einige der erfahrenſten Landhändler das Haus verließen, überzeugt, daß jedes weitere Verweilen unnütz und die Auction „feſt“ ſei. Der Sheriff ſelbſt ſtreckte mit einiger Verwunderung ſeinen langen Hals aus den Vatermördern und es geſchah of¬ fenbar zu ſeiner eigenen Ueberraſchung, daß er John Stutering's Loos nunmehr zu zweitauſend Dollars zu auctioniren fortfahren konnte. Und ſchon ſah man den Hammer in ſeiner Hand erhoben und zum Niederſchlagen bereit, als Wogan ſchnell noch ein neues Hundert da¬ zwiſchen rief. Moorfeld überbot mit zweihundert, Wogan ſteigerte drei-, Moorfeld vier-, Wogan fünfhundert. Zweitauſend fünfhundert! rief Wogan. Jetzt hielt Moorfeld inne. Wogan ſtutzte. Unwillkür¬ lich blickte er hin nach Moorfeld, aber nicht triumphirend, erſchrocken war der Blick. Ertappt! rief Moorfeld ſeinen Schützling anſtoßend, jetzt wollen wir ihn zappeln laſſen. — Zweitauſendfünfhundert wieder¬ holte mit heller Stimme der Sheriff. Moorfeld ſchwieg noch einmal. Wogan blickte nicht mehr nach ihm, er mochte fühlen, das ſein voriger
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Wie groß war daher Anhorſt's Beſtürzung, als der Sheriff das
Grundſtück zu tauſend Dollars kaum ausgerufen hatte, und eine
Stimme ſogleich tauſend zweihundert dagegen rief. Es war die Stimme
Mr. Wogan's. Feſt und trotzig rief er ſein Angebot und wendete ſein
häßliches Geſicht bedeutungsvoll auf Anhorſt zurück.
Er bietet wahrhaftig! ſtammelte dieſer erblaßt und ſah mit einem
ſchreckenseiſigen Blicke auf Moorfeld.
Tauſend fünfhundert! rief eine zweite Stimme. Aber in ſeinem
ganzen ſchickſalsreichen Leben hatte Anhorſt wohl nie einen ſo plötz¬
lichen Wechſel von Gemüthsbewegungen erfahren, denn dieſe zweite
Stimme war Moorfeld's Stimme ſelbſt. Ein wallendes Freudenroth
überflog die harten, zerarbeiteten Züge des Deutſchen und kaum glau¬
bend an dieſe plötzliche Hilfe in der Noth, blickte er ſeinen Retter
zwiſchen Furcht und Hoffnung an. Moorfeld nahm ſich keine Zeit, den
Zagenden ſeines ausdrücklichen Schutzes zu verſichern, denn Funke auf
Funke ſtob's jetzt zwiſchen ihm und Wogan; er konnte nur durch
Thaten antworten. Tauſend ſechshundert, hatte Wogan geantwortet,
ſiebenhundert gab Moorfeld zurück, achthundert Wogan, neunhundert
Moorfeld, neunhundert fünfzig Wogan, zweitauſend Moorfeld.
Der ganze Saal wendete ſich jetzt nach den beiden Kämpfern,
während einige der erfahrenſten Landhändler das Haus verließen,
überzeugt, daß jedes weitere Verweilen unnütz und die Auction
„feſt“ ſei. Der Sheriff ſelbſt ſtreckte mit einiger Verwunderung
ſeinen langen Hals aus den Vatermördern und es geſchah of¬
fenbar zu ſeiner eigenen Ueberraſchung, daß er John Stutering's Loos
nunmehr zu zweitauſend Dollars zu auctioniren fortfahren konnte.
Und ſchon ſah man den Hammer in ſeiner Hand erhoben und zum
Niederſchlagen bereit, als Wogan ſchnell noch ein neues Hundert da¬
zwiſchen rief. Moorfeld überbot mit zweihundert, Wogan ſteigerte
drei-, Moorfeld vier-, Wogan fünfhundert. Zweitauſend fünfhundert!
rief Wogan. Jetzt hielt Moorfeld inne. Wogan ſtutzte. Unwillkür¬
lich blickte er hin nach Moorfeld, aber nicht triumphirend, erſchrocken
war der Blick. Ertappt! rief Moorfeld ſeinen Schützling anſtoßend,
jetzt wollen wir ihn zappeln laſſen. — Zweitauſendfünfhundert wieder¬
holte mit heller Stimme der Sheriff. Moorfeld ſchwieg noch einmal.
Wogan blickte nicht mehr nach ihm, er mochte fühlen, das ſein voriger
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/332>, abgerufen am 25.11.2024.
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