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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855.

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endlich, um einen Freund reicher, einer Braut näher, auf zwei Seiten,
wie durch eine plötzliche Flankenbewegung, zugleich siegesglückllch,
mußte am strömendsten bewegt sein. Alle fühlten einen Geist der Zusam¬
mengehörigkeit über sich verbreitet, der sich jetzt noch nicht aussprechen ließ,
der aber nicht duldete, daß Anderes ausgesprochen würde. Man konnte
sich nicht mehr als Gesellschaft behandeln, man fühlte sich als Gemeinde.

Bei dieser Stimmung trennte man sich für heute. Benthal ging
nach Hause und Moorfeld begleitete ihn. Es gefiel unsrem Freunde,
daß Benthal und Pauline beim Abschied sich küßten, und nicht prüde
genug dachten, die bräutliche Gewohnheit jedes Tags vor dem fremden
Besuch aufzugeben.

Die jungen Männer aber setzten sich nach ihrer Tasse Thee noch
zu einer guten Flasche in Railroad-House. Wir bleiben nicht zwei¬
felhaft über den Zweck dieser Einkehr, denn als sie an der Einmün¬
dung der Centre-Street in den Park sich verabschieden, hören wir die
Worte hin und zurück: gute Nacht, Bruder!


Neuntes Kapitel.

In tiefen Gedanken wandelte Moorfeld Tags darauf durch die
Wallstreet, als ein Tilbury vor ihm anhielt und ein Kopf, ganz Stirn
und Nase, wie ein Luft-Meteor in seine Träume hereinfiel. Guten
Tag, Herr Doctor, so eben fahre ich zu Mr. Bennet; darf ich Ihnen
die Hälfte meines Wagens anbieten? ich werde das Vergnügen haben,
Sie vorzustellen. -- Es war Moorfeld's Logen-Nachbar von vor¬
gestern, der seltsame Lord Ormond.

Moorfeld erinnerte sich kaum noch des Begegnisses; -- Klein¬
deutschland, Benthal, der Urwalds-Traum, in's unmittelbarste Stadium
der That tretend, das Alles erfüllte wie eine Welt für sich die acht¬
undvierzig Stunden seit der Vorstellung des "Kapitän Ebenezer Drivvle".
Auch lehnte er dankend ab, er sei auf einem Geschäftsgang zu seinem
Banquier begriffen.

D.B.VIII. Der Amerika-Müde. 12

endlich, um einen Freund reicher, einer Braut näher, auf zwei Seiten,
wie durch eine plötzliche Flankenbewegung, zugleich ſiegesglückllch,
mußte am ſtrömendſten bewegt ſein. Alle fühlten einen Geiſt der Zuſam¬
mengehörigkeit über ſich verbreitet, der ſich jetzt noch nicht ausſprechen ließ,
der aber nicht duldete, daß Anderes ausgeſprochen würde. Man konnte
ſich nicht mehr als Geſellſchaft behandeln, man fühlte ſich als Gemeinde.

Bei dieſer Stimmung trennte man ſich für heute. Benthal ging
nach Hauſe und Moorfeld begleitete ihn. Es gefiel unſrem Freunde,
daß Benthal und Pauline beim Abſchied ſich küßten, und nicht prüde
genug dachten, die bräutliche Gewohnheit jedes Tags vor dem fremden
Beſuch aufzugeben.

Die jungen Männer aber ſetzten ſich nach ihrer Taſſe Thee noch
zu einer guten Flaſche in Railroad-Houſe. Wir bleiben nicht zwei¬
felhaft über den Zweck dieſer Einkehr, denn als ſie an der Einmün¬
dung der Centre-Street in den Park ſich verabſchieden, hören wir die
Worte hin und zurück: gute Nacht, Bruder!


Neuntes Kapitel.

In tiefen Gedanken wandelte Moorfeld Tags darauf durch die
Wallſtreet, als ein Tilbury vor ihm anhielt und ein Kopf, ganz Stirn
und Naſe, wie ein Luft-Meteor in ſeine Träume hereinfiel. Guten
Tag, Herr Doctor, ſo eben fahre ich zu Mr. Bennet; darf ich Ihnen
die Hälfte meines Wagens anbieten? ich werde das Vergnügen haben,
Sie vorzuſtellen. — Es war Moorfeld's Logen-Nachbar von vor¬
geſtern, der ſeltſame Lord Ormond.

Moorfeld erinnerte ſich kaum noch des Begegniſſes; — Klein¬
deutſchland, Benthal, der Urwalds-Traum, in's unmittelbarſte Stadium
der That tretend, das Alles erfüllte wie eine Welt für ſich die acht¬
undvierzig Stunden ſeit der Vorſtellung des „Kapitän Ebenezer Drivvle“.
Auch lehnte er dankend ab, er ſei auf einem Geſchäftsgang zu ſeinem
Banquier begriffen.

D.B.VIII. Der Amerika-Müde. 12
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[177/0195] endlich, um einen Freund reicher, einer Braut näher, auf zwei Seiten, wie durch eine plötzliche Flankenbewegung, zugleich ſiegesglückllch, mußte am ſtrömendſten bewegt ſein. Alle fühlten einen Geiſt der Zuſam¬ mengehörigkeit über ſich verbreitet, der ſich jetzt noch nicht ausſprechen ließ, der aber nicht duldete, daß Anderes ausgeſprochen würde. Man konnte ſich nicht mehr als Geſellſchaft behandeln, man fühlte ſich als Gemeinde. Bei dieſer Stimmung trennte man ſich für heute. Benthal ging nach Hauſe und Moorfeld begleitete ihn. Es gefiel unſrem Freunde, daß Benthal und Pauline beim Abſchied ſich küßten, und nicht prüde genug dachten, die bräutliche Gewohnheit jedes Tags vor dem fremden Beſuch aufzugeben. Die jungen Männer aber ſetzten ſich nach ihrer Taſſe Thee noch zu einer guten Flaſche in Railroad-Houſe. Wir bleiben nicht zwei¬ felhaft über den Zweck dieſer Einkehr, denn als ſie an der Einmün¬ dung der Centre-Street in den Park ſich verabſchieden, hören wir die Worte hin und zurück: gute Nacht, Bruder! Neuntes Kapitel. In tiefen Gedanken wandelte Moorfeld Tags darauf durch die Wallſtreet, als ein Tilbury vor ihm anhielt und ein Kopf, ganz Stirn und Naſe, wie ein Luft-Meteor in ſeine Träume hereinfiel. Guten Tag, Herr Doctor, ſo eben fahre ich zu Mr. Bennet; darf ich Ihnen die Hälfte meines Wagens anbieten? ich werde das Vergnügen haben, Sie vorzuſtellen. — Es war Moorfeld's Logen-Nachbar von vor¬ geſtern, der ſeltſame Lord Ormond. Moorfeld erinnerte ſich kaum noch des Begegniſſes; — Klein¬ deutſchland, Benthal, der Urwalds-Traum, in's unmittelbarſte Stadium der That tretend, das Alles erfüllte wie eine Welt für ſich die acht¬ undvierzig Stunden ſeit der Vorſtellung des „Kapitän Ebenezer Drivvle“. Auch lehnte er dankend ab, er ſei auf einem Geſchäftsgang zu ſeinem Banquier begriffen. D.B.VIII. Der Amerika-Müde. 12

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Zitationshilfe: Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/195>, abgerufen am 23.11.2024.