N001 man daran, daß eins starke Minderheit in der Sowjetunion säuft N002 und die Nettoreproduktionsrate der Bevölkerung im europäischen N003 feil der SU auf unter 1 tendiert. Es macht den Menschen nicht N004 viel Spaß zu leben. Und das im Sozialismus!
N001 Natürlich, wenn die Menschen gezwungen sind, auch bei den N002 langwelligsten Beden dazusitzen und sie sich anzuhören, wenn es N003 keine Konkurrenz gegen langweilige Zeitungen gibt, dann kann man N004 natürlich auoh nur schwer gute Agitatoren und Propagandisten N005 erziehen.
N001 Wo der Bevölkerung aber Ausweiohmöglichkeiten zur Verfügung N002 stehen, wie beim Bad io und Fernsehen, da wählt sie in der Mehrheit N003 die Sendungen des Feindes.
N001 Ganz entscheidend für die Schwäche unserer Agitation und N002 Propaganda ist aucht *
N001 1" daß die Führung kein Vertrauen in die Bevölkerung hat
N001 2. daß die Führung dauernd Angst vor dem Feind hat"
N001 Beides hängt engstens zusammen und führt zu Schönfärberei N002 und unkritischer Berichterstattung.
N001 Ganz allmählich scheint man das auoh in dar SU und bei uns N002 insofern zu begreifen, als man versteht, daß man bei der Bevölke- N003 rung nicht ankommt,
N001 Als Ausweg sucht man jetzt mehr das Gefühl anzusprechen, N002 weniger "politisch" zu argumentieren, "heiterer" zu werden. All N003 das ist gut und schön und richtig - trifft aber nicht den Kern N004 der Sache.
N001 Wenn man sich davor fürchtet, daß der Feind jede Selbstkritik N002 an unseren Verhältnissen ausnutzen wird - was dooh selbstverständ- N003 lich ist - und nicht sieht, daß unser Nutzen von Selbstkritik N004 größer ist als der Schaden, den der Feind uns antun kann, dann N005 kann man eben nicht Agitation und Propaganda so treiben wie es
N001 * 14 •
N001 man daran, daß eins starke Minderheit in der Sowjetunion säuft N002 und die Nettoreproduktionsrate der Bevölkerung im europäischen N003 feil der SU auf unter 1 tendiert. Es macht den Menschen nicht N004 viel Spaß zu leben. Und das im Sozialismus!
N001 Natürlich, wenn die Menschen gezwungen sind, auch bei den N002 langwelligsten Beden dazusitzen und sie sich anzuhören, wenn es N003 keine Konkurrenz gegen langweilige Zeitungen gibt, dann kann man N004 natürlich auoh nur schwer gute Agitatoren und Propagandisten N005 erziehen.
N001 Wo der Bevölkerung aber Ausweiohmöglichkeiten zur Verfügung N002 stehen, wie beim Bad io und Fernsehen, da wählt sie in der Mehrheit N003 die Sendungen des Feindes.
N001 Ganz entscheidend für die Schwäche unserer Agitation und N002 Propaganda ist aucht *
N001 1» daß die Führung kein Vertrauen in die Bevölkerung hat
N001 2. daß die Führung dauernd Angst vor dem Feind hat«
N001 Beides hängt engstens zusammen und führt zu Schönfärberei N002 und unkritischer Berichterstattung.
N001 Ganz allmählich scheint man das auoh in dar SU und bei uns N002 insofern zu begreifen, als man versteht, daß man bei der Bevölke- N003 rung nicht ankommt,
N001 Als Ausweg sucht man jetzt mehr das Gefühl anzusprechen, N002 weniger "politisch" zu argumentieren, "heiterer" zu werden. All N003 das ist gut und schön und richtig - trifft aber nicht den Kern N004 der Sache.
N001 Wenn man sich davor fürchtet, daß der Feind jede Selbstkritik N002 an unseren Verhältnissen ausnutzen wird - was dooh selbstverständ- N003 lich ist - und nicht sieht, daß unser Nutzen von Selbstkritik N004 größer ist als der Schaden, den der Feind uns antun kann, dann N005 kann man eben nicht Agitation und Propaganda so treiben wie es
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man daran, daß eins starke Minderheit in der Sowjetunion säuft N002
und die Nettoreproduktionsrate der Bevölkerung im europäischen N003
feil der SU auf unter 1 tendiert. Es macht den Menschen nicht N004
viel Spaß zu leben. Und das im Sozialismus!
N001
Natürlich, wenn die Menschen gezwungen sind, auch bei den N002
langwelligsten Beden dazusitzen und sie sich anzuhören, wenn es N003
keine Konkurrenz gegen langweilige Zeitungen gibt, dann kann man N004
natürlich auoh nur schwer gute Agitatoren und Propagandisten N005
erziehen.
N001
Wo der Bevölkerung aber Ausweiohmöglichkeiten zur Verfügung N002
stehen, wie beim Bad io und Fernsehen, da wählt sie in der Mehrheit N003
die Sendungen des Feindes.
N001
Ganz entscheidend für die Schwäche unserer Agitation und N002
Propaganda ist aucht *
N001
1» daß die Führung kein Vertrauen in die Bevölkerung hat
N001
2. daß die Führung dauernd Angst vor dem Feind hat«
N001
Beides hängt engstens zusammen und führt zu Schönfärberei N002
und unkritischer Berichterstattung.
N001
Ganz allmählich scheint man das auoh in dar SU und bei uns N002
insofern zu begreifen, als man versteht, daß man bei der Bevölke- N003
rung nicht ankommt,
N001
Als Ausweg sucht man jetzt mehr das Gefühl anzusprechen, N002
weniger "politisch" zu argumentieren, "heiterer" zu werden. All N003
das ist gut und schön und richtig - trifft aber nicht den Kern N004
der Sache.
N001
Wenn man sich davor fürchtet, daß der Feind jede Selbstkritik N002
an unseren Verhältnissen ausnutzen wird - was dooh selbstverständ- N003
lich ist - und nicht sieht, daß unser Nutzen von Selbstkritik N004
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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/513>, abgerufen am 22.11.2024.
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