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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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Die Parteilinie 1930 bis 1932

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(Ende 1967)

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In meiner Autobiographie "Deswegen"*) ging ioh in keiner N002
Weise ausführlicher einschätzend auf unsere Parteilinie ein.

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Von subjektivem Standpunkt aus war das völlig berechtigt, denn N002
ich stimmte ganz mit ihr überein: sie war damals "kein Problem N003
für mich". Ein anderer Grund war natürlich, daß die Autobio- N004
graphie bei einer wirklichen Einschätzung niemals hätte veröf- N005
fentlicht werden können. Denn es ist bei uns Sitte festzustellen, N006
daß unsere Partei, abgesehen von Kleinigkeiten, "immer richtig N007
lag". Oder auoh, wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht zu be- N008
weisen ist, heißt es dann: "Die Linie entsprach dem Reifegrad N009
der Partei" - das heißt, alte Weisheiten von Engels, Marx, Lenin N010
konnten offenbar nicht angewendet werden, weil die Partei dazu N011
"noch nicht reif" war - was natürlich nichts anderes als ziemlich N012
elende Apologetik ist. Überhaupt ist es ja ein Jammer festzustel- N013
len, welche Rolle die Apologetik bei uns (und natürlich auoh ln N014
der SU) in unserer Politik und Theorie spielt; womit selbstver- N015
ständlich auch der Mangel jeglicher Selbstkritik ab ZK aufwärts N016
zusammenhängt bzw. vice versa.

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Im folgenden möchte ich einen Versuch der Einschätzung unse- N002
rer Politik machen, und zwar auf Grund einer Rede von Thälmann N003
und der Verfälschungen (durch Lotte mit Einwilligung Walters) N004
bei der Veröffentlichung 1953 eines Aufsatzes von Walter Ulbricht, N005
der ursprünglich 1930 veröffentlicht worden war. Schon die Tat- N006
sache solcher Fälschungen (noch bei Angabe der Quelle der ursprüng- N007
lichen Veröffentlichung!) ist eine unglaubliche Freohheit sowohl N008
dem einfaoheqpv Leser wie erst recht uns Gesellsehaftswissenachaft-

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+) e'keine solche AutoDiogfaphle~ VOh miy. 5 *7 *85.

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J.K.

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Die Parteilinie 1930 bis 1932

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(Ende 1967)

N001
In meiner Autobiographie "Deswegen"*) ging ioh in keiner N002
Weise ausführlicher einschätzend auf unsere Parteilinie ein.

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Von subjektivem Standpunkt aus war das völlig berechtigt, denn N002
ich stimmte ganz mit ihr überein: sie war damals "kein Problem N003
für mich". Ein anderer Grund war natürlich, daß die Autobio- N004
graphie bei einer wirklichen Einschätzung niemals hätte veröf- N005
fentlicht werden können. Denn es ist bei uns Sitte festzustellen, N006
daß unsere Partei, abgesehen von Kleinigkeiten, "immer richtig N007
lag". Oder auoh, wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht zu be- N008
weisen ist, heißt es dann: "Die Linie entsprach dem Reifegrad N009
der Partei" - das heißt, alte Weisheiten von Engels, Marx, Lenin N010
konnten offenbar nicht angewendet werden, weil die Partei dazu N011
"noch nicht reif" war - was natürlich nichts anderes als ziemlich N012
elende Apologetik ist. Überhaupt ist es ja ein Jammer festzustel- N013
len, welche Rolle die Apologetik bei uns (und natürlich auoh ln N014
der SU) in unserer Politik und Theorie spielt; womit selbstver- N015
ständlich auch der Mangel jeglicher Selbstkritik ab ZK aufwärts N016
zusammenhängt bzw. vice versa.

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Im folgenden möchte ich einen Versuch der Einschätzung unse- N002
rer Politik machen, und zwar auf Grund einer Rede von Thälmann N003
und der Verfälschungen (durch Lotte mit Einwilligung Walters) N004
bei der Veröffentlichung 1953 eines Aufsatzes von Walter Ulbricht, N005
der ursprünglich 1930 veröffentlicht worden war. Schon die Tat- N006
sache solcher Fälschungen (noch bei Angabe der Quelle der ursprüng- N007
lichen Veröffentlichung!) ist eine unglaubliche Freohheit sowohl N008
dem einfaoheqpv Leser wie erst recht uns Gesellsehaftswissenachaft-

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+) e'keine solche AutoDiogfaphle~ VOh miy. 5 *7 *85.

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J.K.

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[0342] N001 Die Parteilinie 1930 bis 1932 N001 (Ende 1967) N001 In meiner Autobiographie "Deswegen"*) ging ioh in keiner N002 Weise ausführlicher einschätzend auf unsere Parteilinie ein. N001 Von subjektivem Standpunkt aus war das völlig berechtigt, denn N002 ich stimmte ganz mit ihr überein: sie war damals "kein Problem N003 für mich". Ein anderer Grund war natürlich, daß die Autobio- N004 graphie bei einer wirklichen Einschätzung niemals hätte veröf- N005 fentlicht werden können. Denn es ist bei uns Sitte festzustellen, N006 daß unsere Partei, abgesehen von Kleinigkeiten, "immer richtig N007 lag". Oder auoh, wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht zu be- N008 weisen ist, heißt es dann: "Die Linie entsprach dem Reifegrad N009 der Partei" - das heißt, alte Weisheiten von Engels, Marx, Lenin N010 konnten offenbar nicht angewendet werden, weil die Partei dazu N011 "noch nicht reif" war - was natürlich nichts anderes als ziemlich N012 elende Apologetik ist. Überhaupt ist es ja ein Jammer festzustel- N013 len, welche Rolle die Apologetik bei uns (und natürlich auoh ln N014 der SU) in unserer Politik und Theorie spielt; womit selbstver- N015 ständlich auch der Mangel jeglicher Selbstkritik ab ZK aufwärts N016 zusammenhängt bzw. vice versa. N001 Im folgenden möchte ich einen Versuch der Einschätzung unse- N002 rer Politik machen, und zwar auf Grund einer Rede von Thälmann N003 und der Verfälschungen (durch Lotte mit Einwilligung Walters) N004 bei der Veröffentlichung 1953 eines Aufsatzes von Walter Ulbricht, N005 der ursprünglich 1930 veröffentlicht worden war. Schon die Tat- N006 sache solcher Fälschungen (noch bei Angabe der Quelle der ursprüng- N007 lichen Veröffentlichung!) ist eine unglaubliche Freohheit sowohl N008 dem einfaoheqpv Leser wie erst recht uns Gesellsehaftswissenachaft- N001 +) e'keine solche AutoDiogfaphle~ VOh miy. 5 *7 *85. N001 J.K.

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/342>, abgerufen am 22.11.2024.