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Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die Hand des Freundes fassend. Darf ich auch ein solches Opfer annehmen?

Kein Opfer, erwiderte Holger. Da wir doch nicht beisammen bleiben können, wollte ich nicht, daß du von Allem, was dir theuer ist, getrennt leben solltest; auch liegt es mir ob, was ich uns aufgebürdet habe, allein zu tragen: es ist meine Pflicht, John nicht aus den Augen zu lassen; und ist er nicht so in meinen Händen?

Thor! rief Woldemar kopfschüttelnd, er ist dein Chef. -- Die Vergangenheit hat er vergessen, und er wird die Gegenwart geltend machen. Gieb nur Acht.

Holger schwieg; auch war es, als sollte jedes Wort des Freundes, Alles, was er sah und hörte, ihm das Herz schwerer machen. -- Die Aeußerung des Chefs hatte ihn belehrt, daß die Welt doch nicht ganz getäuscht worden sei, daß sein muthvolles Betragen sie nur zum Schweigen gebracht, und statt, wie er gewähnt, die sittliche Ehre des Corps unbefleckt zu erhalten, hatte er die Blicke der Welt nur fester auf die gewaschene Stelle gezogen, wo sie noch immer einen Flecken vermuthete. --

John fühlte sich durch Holger's selbsterwählte Versetzung unter sein Commando höchst überrascht und betroffen. Eine finstre Wolke fuhr über sein Antlitz hin, das sich doch sogleich zu einem erzwungen freundlichen Lächeln verzog, womit er Diesem von Stunde an immer entgegenkam, mit dem er nun fast den ganzen Tag zu-

die Hand des Freundes fassend. Darf ich auch ein solches Opfer annehmen?

Kein Opfer, erwiderte Holger. Da wir doch nicht beisammen bleiben können, wollte ich nicht, daß du von Allem, was dir theuer ist, getrennt leben solltest; auch liegt es mir ob, was ich uns aufgebürdet habe, allein zu tragen: es ist meine Pflicht, John nicht aus den Augen zu lassen; und ist er nicht so in meinen Händen?

Thor! rief Woldemar kopfschüttelnd, er ist dein Chef. — Die Vergangenheit hat er vergessen, und er wird die Gegenwart geltend machen. Gieb nur Acht.

Holger schwieg; auch war es, als sollte jedes Wort des Freundes, Alles, was er sah und hörte, ihm das Herz schwerer machen. — Die Aeußerung des Chefs hatte ihn belehrt, daß die Welt doch nicht ganz getäuscht worden sei, daß sein muthvolles Betragen sie nur zum Schweigen gebracht, und statt, wie er gewähnt, die sittliche Ehre des Corps unbefleckt zu erhalten, hatte er die Blicke der Welt nur fester auf die gewaschene Stelle gezogen, wo sie noch immer einen Flecken vermuthete. —

John fühlte sich durch Holger's selbsterwählte Versetzung unter sein Commando höchst überrascht und betroffen. Eine finstre Wolke fuhr über sein Antlitz hin, das sich doch sogleich zu einem erzwungen freundlichen Lächeln verzog, womit er Diesem von Stunde an immer entgegenkam, mit dem er nun fast den ganzen Tag zu-

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[0075] die Hand des Freundes fassend. Darf ich auch ein solches Opfer annehmen? Kein Opfer, erwiderte Holger. Da wir doch nicht beisammen bleiben können, wollte ich nicht, daß du von Allem, was dir theuer ist, getrennt leben solltest; auch liegt es mir ob, was ich uns aufgebürdet habe, allein zu tragen: es ist meine Pflicht, John nicht aus den Augen zu lassen; und ist er nicht so in meinen Händen? Thor! rief Woldemar kopfschüttelnd, er ist dein Chef. — Die Vergangenheit hat er vergessen, und er wird die Gegenwart geltend machen. Gieb nur Acht. Holger schwieg; auch war es, als sollte jedes Wort des Freundes, Alles, was er sah und hörte, ihm das Herz schwerer machen. — Die Aeußerung des Chefs hatte ihn belehrt, daß die Welt doch nicht ganz getäuscht worden sei, daß sein muthvolles Betragen sie nur zum Schweigen gebracht, und statt, wie er gewähnt, die sittliche Ehre des Corps unbefleckt zu erhalten, hatte er die Blicke der Welt nur fester auf die gewaschene Stelle gezogen, wo sie noch immer einen Flecken vermuthete. — John fühlte sich durch Holger's selbsterwählte Versetzung unter sein Commando höchst überrascht und betroffen. Eine finstre Wolke fuhr über sein Antlitz hin, das sich doch sogleich zu einem erzwungen freundlichen Lächeln verzog, womit er Diesem von Stunde an immer entgegenkam, mit dem er nun fast den ganzen Tag zu-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:52:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:52:36Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/75>, abgerufen am 26.11.2024.