Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.lich gemacht. Endlich von seinem Unrechte überzeugt, gab er sein Ehrenwort, zur bestimmten Stunde an dem benannten Orte sich einzufinden. Noch kurz vor Mitternacht suchte Holger aus guten Gründen den früher erwähnten Offizier aus der Garnison, um sich seiner zum zweiten Secundanten zu versichern. Es lag ihm daran, dem bevorstehenden Auftritt eine spätere Oeffentlichkeit zu geben. Dann händigte er mit kurzen Worten John das noch übrige Geld ein und verließ ihn kalt mit dem Versprechen, ihn mit Tagesanbruch abzuholen. Holger fand ihn zur bestimmten Stunde schon angekleidet, und kein äußeres Merkzeichen verrieth dem beobachtenden Blick, daß sein Herz nicht an der rechten Stelle schlüge. In dem Augenblicke, wo sie aus der Thüre treten wollten, kam eine Estaffette an, welche die sehnlich erwartete Entscheidung ihres Schicksals in einer versiegelten Depesche mit der Adresse John's, als der das oberste Commando hatte, übergab. Mit der Eröffnung einer königlichen Ordre nur eine Viertelstunde zu zögern, würde ein jeder Seeoffizier als ein Staatsverbrechen angesehen haben. John verhehlte seine Verlegenheit nicht. Holger selbst empfahl ihm, das Siegel zu brechen, seine Maßregeln, wenn es Eile erfordere, sogleich zu nehmen und sobald wie möglich nachzukommen; er selbst wollte vorauseilen, die Ursache seiner Verspätung angeben und die fremden Offiziere bis zu seiner Ankunft aufhalten. lich gemacht. Endlich von seinem Unrechte überzeugt, gab er sein Ehrenwort, zur bestimmten Stunde an dem benannten Orte sich einzufinden. Noch kurz vor Mitternacht suchte Holger aus guten Gründen den früher erwähnten Offizier aus der Garnison, um sich seiner zum zweiten Secundanten zu versichern. Es lag ihm daran, dem bevorstehenden Auftritt eine spätere Oeffentlichkeit zu geben. Dann händigte er mit kurzen Worten John das noch übrige Geld ein und verließ ihn kalt mit dem Versprechen, ihn mit Tagesanbruch abzuholen. Holger fand ihn zur bestimmten Stunde schon angekleidet, und kein äußeres Merkzeichen verrieth dem beobachtenden Blick, daß sein Herz nicht an der rechten Stelle schlüge. In dem Augenblicke, wo sie aus der Thüre treten wollten, kam eine Estaffette an, welche die sehnlich erwartete Entscheidung ihres Schicksals in einer versiegelten Depesche mit der Adresse John's, als der das oberste Commando hatte, übergab. Mit der Eröffnung einer königlichen Ordre nur eine Viertelstunde zu zögern, würde ein jeder Seeoffizier als ein Staatsverbrechen angesehen haben. John verhehlte seine Verlegenheit nicht. Holger selbst empfahl ihm, das Siegel zu brechen, seine Maßregeln, wenn es Eile erfordere, sogleich zu nehmen und sobald wie möglich nachzukommen; er selbst wollte vorauseilen, die Ursache seiner Verspätung angeben und die fremden Offiziere bis zu seiner Ankunft aufhalten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063"/> lich gemacht. Endlich von seinem Unrechte überzeugt, gab er sein Ehrenwort, zur bestimmten Stunde an dem benannten Orte sich einzufinden. Noch kurz vor Mitternacht suchte Holger aus guten Gründen den früher erwähnten Offizier aus der Garnison, um sich seiner zum zweiten Secundanten zu versichern. Es lag ihm daran, dem bevorstehenden Auftritt eine spätere Oeffentlichkeit zu geben. Dann händigte er mit kurzen Worten John das noch übrige Geld ein und verließ ihn kalt mit dem Versprechen, ihn mit Tagesanbruch abzuholen.</p><lb/> <p>Holger fand ihn zur bestimmten Stunde schon angekleidet, und kein äußeres Merkzeichen verrieth dem beobachtenden Blick, daß sein Herz nicht an der rechten Stelle schlüge.</p><lb/> <p>In dem Augenblicke, wo sie aus der Thüre treten wollten, kam eine Estaffette an, welche die sehnlich erwartete Entscheidung ihres Schicksals in einer versiegelten Depesche mit der Adresse John's, als der das oberste Commando hatte, übergab. Mit der Eröffnung einer königlichen Ordre nur eine Viertelstunde zu zögern, würde ein jeder Seeoffizier als ein Staatsverbrechen angesehen haben. John verhehlte seine Verlegenheit nicht. Holger selbst empfahl ihm, das Siegel zu brechen, seine Maßregeln, wenn es Eile erfordere, sogleich zu nehmen und sobald wie möglich nachzukommen; er selbst wollte vorauseilen, die Ursache seiner Verspätung angeben und die fremden Offiziere bis zu seiner Ankunft aufhalten.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
lich gemacht. Endlich von seinem Unrechte überzeugt, gab er sein Ehrenwort, zur bestimmten Stunde an dem benannten Orte sich einzufinden. Noch kurz vor Mitternacht suchte Holger aus guten Gründen den früher erwähnten Offizier aus der Garnison, um sich seiner zum zweiten Secundanten zu versichern. Es lag ihm daran, dem bevorstehenden Auftritt eine spätere Oeffentlichkeit zu geben. Dann händigte er mit kurzen Worten John das noch übrige Geld ein und verließ ihn kalt mit dem Versprechen, ihn mit Tagesanbruch abzuholen.
Holger fand ihn zur bestimmten Stunde schon angekleidet, und kein äußeres Merkzeichen verrieth dem beobachtenden Blick, daß sein Herz nicht an der rechten Stelle schlüge.
In dem Augenblicke, wo sie aus der Thüre treten wollten, kam eine Estaffette an, welche die sehnlich erwartete Entscheidung ihres Schicksals in einer versiegelten Depesche mit der Adresse John's, als der das oberste Commando hatte, übergab. Mit der Eröffnung einer königlichen Ordre nur eine Viertelstunde zu zögern, würde ein jeder Seeoffizier als ein Staatsverbrechen angesehen haben. John verhehlte seine Verlegenheit nicht. Holger selbst empfahl ihm, das Siegel zu brechen, seine Maßregeln, wenn es Eile erfordere, sogleich zu nehmen und sobald wie möglich nachzukommen; er selbst wollte vorauseilen, die Ursache seiner Verspätung angeben und die fremden Offiziere bis zu seiner Ankunft aufhalten.
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Zitationshilfe: | Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/63>, abgerufen am 16.02.2025. |