Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.mit Hülfe des kleinen Handlaboratorium des Doctors wäre es mir leicht, und doch kömmt es mir als eine Art Unrecht vor, und ich schwanke, ob ich nicht lieber Alles geradeaus dem Capitän gestehen, soll, oder selbst -- Bist du von Sinnen? unterbrach ihn der Freund. Warum? fragte Woldemar verwundert; wenn der Stein nur nicht verdorben wird, und -- Lieber Alles gerade heraussagen. Der Capitän gedenkt doch gewiß noch immer im Geheim des Ringes; -- wenn er, wenn jemand erführe, daß er in deinen Händen ist, -- vielleicht weiß man es schon -- Wie! rief Woldemar heftig aufspringend, wer dürfte es wagen zu -- doch du hast Recht, ich bin ja schon einst bei dem besten Herzen in Verdacht gewesen, und habe dasselbe auch verkannt. -- Fort damit! jetzt brennt das Gold mir in den Händen, und doch ist es mir, als sollte ich mich in ihm von allem Glück auf Erden trennen. Sprich deinen Wunsch geradezu aus; schämst du dich denn, daß du arm bist? Hm! ich sollte nicht -- der verdammte Hochmuth -- aber du hast Recht -- ich will es thun, und sogleich. Er ging zum Chef. Dieser empfing ihn ernst und trocken, mit einem Ausdruck, der einem weniger verdachtlosen Gemüth den Gedanken eingeflößt haben würde, daß Jenem schon et- mit Hülfe des kleinen Handlaboratorium des Doctors wäre es mir leicht, und doch kömmt es mir als eine Art Unrecht vor, und ich schwanke, ob ich nicht lieber Alles geradeaus dem Capitän gestehen, soll, oder selbst — Bist du von Sinnen? unterbrach ihn der Freund. Warum? fragte Woldemar verwundert; wenn der Stein nur nicht verdorben wird, und — Lieber Alles gerade heraussagen. Der Capitän gedenkt doch gewiß noch immer im Geheim des Ringes; — wenn er, wenn jemand erführe, daß er in deinen Händen ist, — vielleicht weiß man es schon — Wie! rief Woldemar heftig aufspringend, wer dürfte es wagen zu — doch du hast Recht, ich bin ja schon einst bei dem besten Herzen in Verdacht gewesen, und habe dasselbe auch verkannt. — Fort damit! jetzt brennt das Gold mir in den Händen, und doch ist es mir, als sollte ich mich in ihm von allem Glück auf Erden trennen. Sprich deinen Wunsch geradezu aus; schämst du dich denn, daß du arm bist? Hm! ich sollte nicht — der verdammte Hochmuth — aber du hast Recht — ich will es thun, und sogleich. Er ging zum Chef. Dieser empfing ihn ernst und trocken, mit einem Ausdruck, der einem weniger verdachtlosen Gemüth den Gedanken eingeflößt haben würde, daß Jenem schon et- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044"/> mit Hülfe des kleinen Handlaboratorium des Doctors wäre es mir leicht, und doch kömmt es mir als eine Art Unrecht vor, und ich schwanke, ob ich nicht lieber Alles geradeaus dem Capitän gestehen, soll, oder selbst —</p><lb/> <p>Bist du von Sinnen? unterbrach ihn der Freund.</p><lb/> <p>Warum? fragte Woldemar verwundert; wenn der Stein nur nicht verdorben wird, und —</p><lb/> <p>Lieber Alles gerade heraussagen. Der Capitän gedenkt doch gewiß noch immer im Geheim des Ringes; — wenn er, wenn jemand erführe, daß er in deinen Händen ist, — vielleicht weiß man es schon —</p><lb/> <p>Wie! rief Woldemar heftig aufspringend, wer dürfte es wagen zu — doch du hast Recht, ich bin ja schon einst bei dem besten Herzen in Verdacht gewesen, und habe dasselbe auch verkannt. — Fort damit! jetzt brennt das Gold mir in den Händen, und doch ist es mir, als sollte ich mich in ihm von allem Glück auf Erden trennen.</p><lb/> <p>Sprich deinen Wunsch geradezu aus; schämst du dich denn, daß du arm bist?</p><lb/> <p>Hm! ich sollte nicht — der verdammte Hochmuth — aber du hast Recht — ich will es thun, und sogleich.</p><lb/> <p>Er ging zum Chef.</p><lb/> <p>Dieser empfing ihn ernst und trocken, mit einem Ausdruck, der einem weniger verdachtlosen Gemüth den Gedanken eingeflößt haben würde, daß Jenem schon et-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
mit Hülfe des kleinen Handlaboratorium des Doctors wäre es mir leicht, und doch kömmt es mir als eine Art Unrecht vor, und ich schwanke, ob ich nicht lieber Alles geradeaus dem Capitän gestehen, soll, oder selbst —
Bist du von Sinnen? unterbrach ihn der Freund.
Warum? fragte Woldemar verwundert; wenn der Stein nur nicht verdorben wird, und —
Lieber Alles gerade heraussagen. Der Capitän gedenkt doch gewiß noch immer im Geheim des Ringes; — wenn er, wenn jemand erführe, daß er in deinen Händen ist, — vielleicht weiß man es schon —
Wie! rief Woldemar heftig aufspringend, wer dürfte es wagen zu — doch du hast Recht, ich bin ja schon einst bei dem besten Herzen in Verdacht gewesen, und habe dasselbe auch verkannt. — Fort damit! jetzt brennt das Gold mir in den Händen, und doch ist es mir, als sollte ich mich in ihm von allem Glück auf Erden trennen.
Sprich deinen Wunsch geradezu aus; schämst du dich denn, daß du arm bist?
Hm! ich sollte nicht — der verdammte Hochmuth — aber du hast Recht — ich will es thun, und sogleich.
Er ging zum Chef.
Dieser empfing ihn ernst und trocken, mit einem Ausdruck, der einem weniger verdachtlosen Gemüth den Gedanken eingeflößt haben würde, daß Jenem schon et-
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Zitationshilfe: | Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/44>, abgerufen am 16.02.2025. |