Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.keit des Anlasses macht es mir leicht, dir dasselbe zu versprechen. Aber uns das versprechen wollen wir doch. Warum nicht? entgegnete Woldemar; denn wahrlich ! könnte ich einst so etwas begehen, wäre es ja noch eine Wohlthat, daß die Hand des Freundes mich der verdienten Schmach vor der Welt entzöge. In solchem Falle sei denn die tödtende Wunde der letzte Freundschaftsdienst. Nur weiß ich nicht, wie unsre frohe Begeisterung eine so wunderliche Richtung genommen hat. Ei! versetzte Holger lächelnd, weil ein Hallurke dazwischen gekommen, und, fügte er ernst und leise hin, ein Hallunke, der unsere Uniform trägt; also -- Ein kräftiger Handschlag besiegelte das gegenseitige Gelübde. Bald war das Halbjahr zu Ende gegangen, und ohne weitere Prüfung traten die Freunde in die Reihe der Offiziere. Einige Zeit nachher wurde, wie es von Zeit zu Zeit geschah, ein Kriegsschiff nach den westindischen Inseln geschickt. Der Chef der Akademie, dessen väterliche Sorgfalt die geliebten Zöglinge nicht verließ, auch nachdem sie längst entlassen waren, hatte wie gewöhnlich dafür gesorgt, die jüngsten Offiziere so bald wie möglich in Thätigkeit zu bringen, damit der jugendliche Rausch der Freude und der Freiheit ihnen nicht unheilbringend werden möchte. Mehrere solche wurden hier angestellt, und so befanden die drei sich so nahe stehenden Jünglinge sich auch hier zusammen. keit des Anlasses macht es mir leicht, dir dasselbe zu versprechen. Aber uns das versprechen wollen wir doch. Warum nicht? entgegnete Woldemar; denn wahrlich ! könnte ich einst so etwas begehen, wäre es ja noch eine Wohlthat, daß die Hand des Freundes mich der verdienten Schmach vor der Welt entzöge. In solchem Falle sei denn die tödtende Wunde der letzte Freundschaftsdienst. Nur weiß ich nicht, wie unsre frohe Begeisterung eine so wunderliche Richtung genommen hat. Ei! versetzte Holger lächelnd, weil ein Hallurke dazwischen gekommen, und, fügte er ernst und leise hin, ein Hallunke, der unsere Uniform trägt; also — Ein kräftiger Handschlag besiegelte das gegenseitige Gelübde. Bald war das Halbjahr zu Ende gegangen, und ohne weitere Prüfung traten die Freunde in die Reihe der Offiziere. Einige Zeit nachher wurde, wie es von Zeit zu Zeit geschah, ein Kriegsschiff nach den westindischen Inseln geschickt. Der Chef der Akademie, dessen väterliche Sorgfalt die geliebten Zöglinge nicht verließ, auch nachdem sie längst entlassen waren, hatte wie gewöhnlich dafür gesorgt, die jüngsten Offiziere so bald wie möglich in Thätigkeit zu bringen, damit der jugendliche Rausch der Freude und der Freiheit ihnen nicht unheilbringend werden möchte. Mehrere solche wurden hier angestellt, und so befanden die drei sich so nahe stehenden Jünglinge sich auch hier zusammen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034"/> keit des Anlasses macht es mir leicht, dir dasselbe zu versprechen. Aber uns das versprechen wollen wir doch.</p><lb/> <p>Warum nicht? entgegnete Woldemar; denn wahrlich ! könnte ich einst so etwas begehen, wäre es ja noch eine Wohlthat, daß die Hand des Freundes mich der verdienten Schmach vor der Welt entzöge. In solchem Falle sei denn die tödtende Wunde der letzte Freundschaftsdienst. Nur weiß ich nicht, wie unsre frohe Begeisterung eine so wunderliche Richtung genommen hat.</p><lb/> <p>Ei! versetzte Holger lächelnd, weil ein Hallurke dazwischen gekommen, und, fügte er ernst und leise hin, ein Hallunke, der unsere Uniform trägt; also — Ein kräftiger Handschlag besiegelte das gegenseitige Gelübde.</p><lb/> <p>Bald war das Halbjahr zu Ende gegangen, und ohne weitere Prüfung traten die Freunde in die Reihe der Offiziere.</p><lb/> <p>Einige Zeit nachher wurde, wie es von Zeit zu Zeit geschah, ein Kriegsschiff nach den westindischen Inseln geschickt. Der Chef der Akademie, dessen väterliche Sorgfalt die geliebten Zöglinge nicht verließ, auch nachdem sie längst entlassen waren, hatte wie gewöhnlich dafür gesorgt, die jüngsten Offiziere so bald wie möglich in Thätigkeit zu bringen, damit der jugendliche Rausch der Freude und der Freiheit ihnen nicht unheilbringend werden möchte. Mehrere solche wurden hier angestellt, und so befanden die drei sich so nahe stehenden Jünglinge sich auch hier zusammen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
keit des Anlasses macht es mir leicht, dir dasselbe zu versprechen. Aber uns das versprechen wollen wir doch.
Warum nicht? entgegnete Woldemar; denn wahrlich ! könnte ich einst so etwas begehen, wäre es ja noch eine Wohlthat, daß die Hand des Freundes mich der verdienten Schmach vor der Welt entzöge. In solchem Falle sei denn die tödtende Wunde der letzte Freundschaftsdienst. Nur weiß ich nicht, wie unsre frohe Begeisterung eine so wunderliche Richtung genommen hat.
Ei! versetzte Holger lächelnd, weil ein Hallurke dazwischen gekommen, und, fügte er ernst und leise hin, ein Hallunke, der unsere Uniform trägt; also — Ein kräftiger Handschlag besiegelte das gegenseitige Gelübde.
Bald war das Halbjahr zu Ende gegangen, und ohne weitere Prüfung traten die Freunde in die Reihe der Offiziere.
Einige Zeit nachher wurde, wie es von Zeit zu Zeit geschah, ein Kriegsschiff nach den westindischen Inseln geschickt. Der Chef der Akademie, dessen väterliche Sorgfalt die geliebten Zöglinge nicht verließ, auch nachdem sie längst entlassen waren, hatte wie gewöhnlich dafür gesorgt, die jüngsten Offiziere so bald wie möglich in Thätigkeit zu bringen, damit der jugendliche Rausch der Freude und der Freiheit ihnen nicht unheilbringend werden möchte. Mehrere solche wurden hier angestellt, und so befanden die drei sich so nahe stehenden Jünglinge sich auch hier zusammen.
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Zitationshilfe: | Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/34>, abgerufen am 16.02.2025. |