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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Auf seine Bitte erklärte sich Herr Abgeordneter Rickert, seit
Jahren der wärmste Vertreter aller Frauenbildungsbestrebungen,
bereit, die Anschauungen des Vereins im Landtage zu vertreten.
Auf eine Jnterpellation des Herrn Abgeordneten sagte dann
der Herr Kultusminister in entgegenkommendster Weise erneute
Prüfung der ganzen Frage zu.

So stand die Sache, als der Verein "Mädchengymnasium"
im Herbst v. J. seine 2. Eingabe an das Ministerium ein-
reichte, wiederum um Konzessionierung eines 9klassigen huma-
nistischen Mädchengymnasiums bittend. Aber auch diese Ein-
gabe wurde abschlägig beschieden. Wiederum wurde dem Verein
anheimgestellt, Kurse - im Gegensatz zum Vorjahre diesmal
nicht von 4jähriger, sondern von 5jähriger Dauer - zu er-
öffnen.

Die Weigerung des Vereins, an die Einrichtung solcher
Kurse heranzugehen, ist ihm vielfach als Einsichtslosigkeit und
Hartnäckigkeit ausgelegt und übelgenommen worden. Die
Weigerung erscheint aber in einem ganz anderen Licht, sobald
man einen Erlaß berücksichtigt, den Nov. 1899 die Unterrichts-
verwaltung in Bezug auf die nach ihren Wünschen eingerich-
teten Gymnasialkurse gegeben hat. Es heißt in dem Erlaß:

"Aus einem Berichte meines Fachreferenten über seinen
Besuch der dortigen städtischen Gymnasialkurse für Mädchen
habe ich ersehen, daß es bis jetzt noch nicht gelungen ist,
im Unterricht dieser erwachsenen Mädchen die auf der höheren
Mädchenschule gewonnene und in der Aufnahmeprüfung nach-
gewiesene Bildung mit den Anforderungen gymnasialen Un-
terrichts in Einklang zu setzen und so eine innere Verbindung
beider Bildungsgänge herzustellen. Jch muß dies als einen
schwerwiegenden Mangel bezeichnen."

Der Herr Kultusminister gibt nun Anweisungen, wie die-

Auf seine Bitte erklärte sich Herr Abgeordneter Rickert, seit
Jahren der wärmste Vertreter aller Frauenbildungsbestrebungen,
bereit, die Anschauungen des Vereins im Landtage zu vertreten.
Auf eine Jnterpellation des Herrn Abgeordneten sagte dann
der Herr Kultusminister in entgegenkommendster Weise erneute
Prüfung der ganzen Frage zu.

So stand die Sache, als der Verein „Mädchengymnasium“
im Herbst v. J. seine 2. Eingabe an das Ministerium ein-
reichte, wiederum um Konzessionierung eines 9klassigen huma-
nistischen Mädchengymnasiums bittend. Aber auch diese Ein-
gabe wurde abschlägig beschieden. Wiederum wurde dem Verein
anheimgestellt, Kurse – im Gegensatz zum Vorjahre diesmal
nicht von 4jähriger, sondern von 5jähriger Dauer – zu er-
öffnen.

Die Weigerung des Vereins, an die Einrichtung solcher
Kurse heranzugehen, ist ihm vielfach als Einsichtslosigkeit und
Hartnäckigkeit ausgelegt und übelgenommen worden. Die
Weigerung erscheint aber in einem ganz anderen Licht, sobald
man einen Erlaß berücksichtigt, den Nov. 1899 die Unterrichts-
verwaltung in Bezug auf die nach ihren Wünschen eingerich-
teten Gymnasialkurse gegeben hat. Es heißt in dem Erlaß:

„Aus einem Berichte meines Fachreferenten über seinen
Besuch der dortigen städtischen Gymnasialkurse für Mädchen
habe ich ersehen, daß es bis jetzt noch nicht gelungen ist,
im Unterricht dieser erwachsenen Mädchen die auf der höheren
Mädchenschule gewonnene und in der Aufnahmeprüfung nach-
gewiesene Bildung mit den Anforderungen gymnasialen Un-
terrichts in Einklang zu setzen und so eine innere Verbindung
beider Bildungsgänge herzustellen. Jch muß dies als einen
schwerwiegenden Mangel bezeichnen.“

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[80/0090] Auf seine Bitte erklärte sich Herr Abgeordneter Rickert, seit Jahren der wärmste Vertreter aller Frauenbildungsbestrebungen, bereit, die Anschauungen des Vereins im Landtage zu vertreten. Auf eine Jnterpellation des Herrn Abgeordneten sagte dann der Herr Kultusminister in entgegenkommendster Weise erneute Prüfung der ganzen Frage zu. So stand die Sache, als der Verein „Mädchengymnasium“ im Herbst v. J. seine 2. Eingabe an das Ministerium ein- reichte, wiederum um Konzessionierung eines 9klassigen huma- nistischen Mädchengymnasiums bittend. Aber auch diese Ein- gabe wurde abschlägig beschieden. Wiederum wurde dem Verein anheimgestellt, Kurse – im Gegensatz zum Vorjahre diesmal nicht von 4jähriger, sondern von 5jähriger Dauer – zu er- öffnen. Die Weigerung des Vereins, an die Einrichtung solcher Kurse heranzugehen, ist ihm vielfach als Einsichtslosigkeit und Hartnäckigkeit ausgelegt und übelgenommen worden. Die Weigerung erscheint aber in einem ganz anderen Licht, sobald man einen Erlaß berücksichtigt, den Nov. 1899 die Unterrichts- verwaltung in Bezug auf die nach ihren Wünschen eingerich- teten Gymnasialkurse gegeben hat. Es heißt in dem Erlaß: „Aus einem Berichte meines Fachreferenten über seinen Besuch der dortigen städtischen Gymnasialkurse für Mädchen habe ich ersehen, daß es bis jetzt noch nicht gelungen ist, im Unterricht dieser erwachsenen Mädchen die auf der höheren Mädchenschule gewonnene und in der Aufnahmeprüfung nach- gewiesene Bildung mit den Anforderungen gymnasialen Un- terrichts in Einklang zu setzen und so eine innere Verbindung beider Bildungsgänge herzustellen. Jch muß dies als einen schwerwiegenden Mangel bezeichnen.“ Der Herr Kultusminister gibt nun Anweisungen, wie die-

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/90>, abgerufen am 28.11.2024.