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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort-
schritt die Wege verlegt.



Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt
vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse
nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung
der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein-
fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen
schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen
ersehnen solches Recht, und auf die Dauer - das ist unser
aller feste Ueberzeugung
- wird man es uns nicht wehren
können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver-
langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke
des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer
Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole
das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in
die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen,
reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten
an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung
der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet.
Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem
Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu
führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen
vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die
Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen
alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles
gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger
und würdiger zur Erreichung solchen Zieles zu werden. Mögen

Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort-
schritt die Wege verlegt.



Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt
vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse
nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung
der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein-
fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen
schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen
ersehnen solches Recht, und auf die Dauer – das ist unser
aller feste Ueberzeugung
– wird man es uns nicht wehren
können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver-
langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke
des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer
Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole
das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in
die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen,
reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten
an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung
der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet.
Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem
Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu
führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen
vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die
Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen
alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles
gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger
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[279/0289] Mit solchen Gründen aber hat man noch keinem Fort- schritt die Wege verlegt. Langsam nur, das wissen wir wohl, schreitet die Welt vorwärts. Langsam nur erringt sich eine Bevölkerungsklasse nach der anderen das Recht, teilzunehmen an der Gestaltung der das Zusammenleben der Menschen regelnden Gesetze, Ein- fluß zu üben auf einen auch die bisher Rechtlosen, Abhängigen schützenden Ausbau unseres Staatswesens. Auch wir Frauen ersehnen solches Recht, und auf die Dauer – das ist unser aller feste Ueberzeugung – wird man es uns nicht wehren können. Denn nicht aus egoistischen Jnteressen allein ver- langen wir danach. Was wir fördern wollen, das sind Werke des Friedens, der Volkswohlfahrt, das ist der Weg sozialer Versöhnung. Wir wollen ja nichts anderes, ich wiederhole das noch einmal, als die Welt, in die wir hinaustreten, in die wir unser Liebstes, unsere Kinder hinausschicken müssen, reiner, gerechter gestalten. Nichts anderes, als mitarbeiten an der Milderung unserer sozialen Nöte, an deren Beseitigung der Mann allein schon so lange und doch so vergeblich arbeitet. Wir wollen nichts anderes, als in kleinerem und größerem Kreise mitwirken, die Menschheit zur Höherentwicklung zu führen, das Kommen des Gottesreiches unter uns Menschen vorzubereiten. Jn solchem Ziel, in solchem Streben liegt die Kraft und das Recht unserer Bewegung. Mögen die Frauen alle, gleichviel auf welchem Boden sie stehen, solchen Zieles gedenken, möge sie einmütig danach streben, immer fähiger und würdiger zur Erreichung solchen Zieles zu werden. Mögen

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/289>, abgerufen am 24.11.2024.