Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen. Nicht durch Krukenberg, Frauenbewegung. 16
auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen. Nicht durch Krukenberg, Frauenbewegung. 16
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0251" n="241"/> auch nur <hi rendition="#g">einen</hi> Schritt vorwärts zu kommen. Nicht durch<lb/> unüberlegtes Sturmrennen gegen die ihnen die Wege ver-<lb/> sperrenden Mauern, das wußten sie wohl, konnte das<lb/> kleine Häuflein von Frauen, das sich zum Allg. Dtsch. Frauen-<lb/> verein zusammengeschlossen hatte, sich und seinen Mitschwestern die<lb/> Bahn frei machen. Jn unermüdlicher Geduld galt es Stein<lb/> für Stein abzutragen. Die Frauen selbst galt es zu befreien<lb/> von dem Banne des Althergebrachten, Konventionellen. Die<lb/> Sehnsucht nach einer sich ungehindernd entfaltenden, starken,<lb/> lebendigen Seele galt es in ihnen zu wecken. Es galt sie<lb/> geistig zu schulen, sie zu eigenem, klaren Denken und Handeln<lb/> heranzubilden. Alle weitergreifenden Pläne zunächst zurück-<lb/> stellend, gingen Luise Otto und Auguste Schmidt mit nie ver-<lb/> sagender Geduld, das Ziel fest im Auge, den mühevollen Weg<lb/><hi rendition="#g">langsamer Erziehung des Frauengeschlechtes</hi>.<lb/> Um ihr Ziel zu erreichen, schloß sie, die sie ihr ganzes Leben<lb/> hindurch mit Männern gemeinsam gearbeitet und sich gemein-<lb/> sam mit ihnen für die höchsten Jdeale der Zeit begeistert hatte,<lb/> die Mitarbeit des Mannes in dem neugegründeten Verein von<lb/> vornherein aus. Denn sie wußte, daß die noch unsichere, un-<lb/> geschulte Frau nur dann zur Selbständigkeit würde erstarken<lb/> können, wenn sie, ohne befürchten zu müssen, von dem be-<lb/> reits geübteren Manne belächelt zu werden, sich auch im<lb/> Sprechen frei aus sich herauswagte, wenn sie, ohne sich auf<lb/> männliche Führung verlassen zu können, selbständig vorgehen<lb/> lernte. Der Erfolg gab Luise Otto Recht. Wer jetzt, nach-<lb/> dem die Frauen sich in Jahrzehnte langer Arbeit untereinan-<lb/> der geschult haben, Frauen öffentlich sprechen hört, der wird<lb/> zugeben müssen, daß sich die meisten von ihnen mit dem,<lb/> was sie sagen und wie sie es sagen, dem Manne ebenbürtig<lb/> an die Seite stellen können. So gelang es, die Frauen frei<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Krukenberg,</hi> Frauenbewegung. 16</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0251]
auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen. Nicht durch
unüberlegtes Sturmrennen gegen die ihnen die Wege ver-
sperrenden Mauern, das wußten sie wohl, konnte das
kleine Häuflein von Frauen, das sich zum Allg. Dtsch. Frauen-
verein zusammengeschlossen hatte, sich und seinen Mitschwestern die
Bahn frei machen. Jn unermüdlicher Geduld galt es Stein
für Stein abzutragen. Die Frauen selbst galt es zu befreien
von dem Banne des Althergebrachten, Konventionellen. Die
Sehnsucht nach einer sich ungehindernd entfaltenden, starken,
lebendigen Seele galt es in ihnen zu wecken. Es galt sie
geistig zu schulen, sie zu eigenem, klaren Denken und Handeln
heranzubilden. Alle weitergreifenden Pläne zunächst zurück-
stellend, gingen Luise Otto und Auguste Schmidt mit nie ver-
sagender Geduld, das Ziel fest im Auge, den mühevollen Weg
langsamer Erziehung des Frauengeschlechtes.
Um ihr Ziel zu erreichen, schloß sie, die sie ihr ganzes Leben
hindurch mit Männern gemeinsam gearbeitet und sich gemein-
sam mit ihnen für die höchsten Jdeale der Zeit begeistert hatte,
die Mitarbeit des Mannes in dem neugegründeten Verein von
vornherein aus. Denn sie wußte, daß die noch unsichere, un-
geschulte Frau nur dann zur Selbständigkeit würde erstarken
können, wenn sie, ohne befürchten zu müssen, von dem be-
reits geübteren Manne belächelt zu werden, sich auch im
Sprechen frei aus sich herauswagte, wenn sie, ohne sich auf
männliche Führung verlassen zu können, selbständig vorgehen
lernte. Der Erfolg gab Luise Otto Recht. Wer jetzt, nach-
dem die Frauen sich in Jahrzehnte langer Arbeit untereinan-
der geschult haben, Frauen öffentlich sprechen hört, der wird
zugeben müssen, daß sich die meisten von ihnen mit dem,
was sie sagen und wie sie es sagen, dem Manne ebenbürtig
an die Seite stellen können. So gelang es, die Frauen frei
Krukenberg, Frauenbewegung. 16
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-11-13T13:59:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat.
(2015-08-06T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |