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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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lieren, eine andere wiederum scheut sich, aufzufallen, anders
als andere gekleidet zu gehen - so können sie doch den Körper
ihrer Kinder unverbildet erhalten. Es gilt nur ein Umgewöhnen
des Auges und die natürlichen weichen Linien des Frauen-
körpers werden jedem schöner erscheinen als die gepanzerte,
in der Mitte geschnürte nach oben und unten herausgepreßte
Figur der unter dem Einfluß Pariser Mode stehenden Frau.
Wir Deutschen dürften schon einmal den Mut haben, eine
deutsche Tracht zu tragen. Die Zierlichkeit und Geziert-
heit der Französin steht den meisten von uns doch schlecht an.
Wir wirken, wie der Cölner Verein für Frauenkleidung mit
Recht hervorhebt, in Pariser Mode unecht, als Jmitation, wäh-
rend die neue, deutsche Frauentracht, die Reformkleidung, wie
man sie meistens nennt, die Möglichkeit gibt, jedem individuellen
Geschmack zu genügen, da sie keineswegs, wie man oft meint, auf
das Empirekleid, das nur in den Salon passende Künstlerkleid be-
schränkt ist. Daß die Jndividualität der Trägerin und nicht die
Mode entscheidet, ist freilich ein Grund, weswegen die Reform-
kleidung von den am liebsten schablonenhaft nach Pariser Mo-
dellen arbeitenden Konfektionsgeschäften wenig befürwortet
wird, um so weniger als der ständige Wechsel der Mode
wegfällt, der die Anfertigung immer neuer Kostüme erforder-
lich macht, die Frauenwelt zu stets neuen Ausgaben verführt.
Jm Gegensatz zur Durchschnittsfrau, die unter der Gewalt ihrer
Schneiderin steht, deren Geschmack sie oft höher schätzt als den
eigenen, im Gegensatz zu der Modedame, die in ständiger Sorge
ist, daß sie doch nur ja das neuste, das allerneuste, wenn
möglich schon die Mode von morgen, trage, ist die Anhängerin
der Reformkleidung unabhängig von fremdem Geschmack. Sie
trägt was ihr gefällt und trägt es, so lange es ihr gefällt.
Die neue deutsche Frauentracht ist an erster Stelle für Frauen,

lieren, eine andere wiederum scheut sich, aufzufallen, anders
als andere gekleidet zu gehen – so können sie doch den Körper
ihrer Kinder unverbildet erhalten. Es gilt nur ein Umgewöhnen
des Auges und die natürlichen weichen Linien des Frauen-
körpers werden jedem schöner erscheinen als die gepanzerte,
in der Mitte geschnürte nach oben und unten herausgepreßte
Figur der unter dem Einfluß Pariser Mode stehenden Frau.
Wir Deutschen dürften schon einmal den Mut haben, eine
deutsche Tracht zu tragen. Die Zierlichkeit und Geziert-
heit der Französin steht den meisten von uns doch schlecht an.
Wir wirken, wie der Cölner Verein für Frauenkleidung mit
Recht hervorhebt, in Pariser Mode unecht, als Jmitation, wäh-
rend die neue, deutsche Frauentracht, die Reformkleidung, wie
man sie meistens nennt, die Möglichkeit gibt, jedem individuellen
Geschmack zu genügen, da sie keineswegs, wie man oft meint, auf
das Empirekleid, das nur in den Salon passende Künstlerkleid be-
schränkt ist. Daß die Jndividualität der Trägerin und nicht die
Mode entscheidet, ist freilich ein Grund, weswegen die Reform-
kleidung von den am liebsten schablonenhaft nach Pariser Mo-
dellen arbeitenden Konfektionsgeschäften wenig befürwortet
wird, um so weniger als der ständige Wechsel der Mode
wegfällt, der die Anfertigung immer neuer Kostüme erforder-
lich macht, die Frauenwelt zu stets neuen Ausgaben verführt.
Jm Gegensatz zur Durchschnittsfrau, die unter der Gewalt ihrer
Schneiderin steht, deren Geschmack sie oft höher schätzt als den
eigenen, im Gegensatz zu der Modedame, die in ständiger Sorge
ist, daß sie doch nur ja das neuste, das allerneuste, wenn
möglich schon die Mode von morgen, trage, ist die Anhängerin
der Reformkleidung unabhängig von fremdem Geschmack. Sie
trägt was ihr gefällt und trägt es, so lange es ihr gefällt.
Die neue deutsche Frauentracht ist an erster Stelle für Frauen,

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[230/0240] lieren, eine andere wiederum scheut sich, aufzufallen, anders als andere gekleidet zu gehen – so können sie doch den Körper ihrer Kinder unverbildet erhalten. Es gilt nur ein Umgewöhnen des Auges und die natürlichen weichen Linien des Frauen- körpers werden jedem schöner erscheinen als die gepanzerte, in der Mitte geschnürte nach oben und unten herausgepreßte Figur der unter dem Einfluß Pariser Mode stehenden Frau. Wir Deutschen dürften schon einmal den Mut haben, eine deutsche Tracht zu tragen. Die Zierlichkeit und Geziert- heit der Französin steht den meisten von uns doch schlecht an. Wir wirken, wie der Cölner Verein für Frauenkleidung mit Recht hervorhebt, in Pariser Mode unecht, als Jmitation, wäh- rend die neue, deutsche Frauentracht, die Reformkleidung, wie man sie meistens nennt, die Möglichkeit gibt, jedem individuellen Geschmack zu genügen, da sie keineswegs, wie man oft meint, auf das Empirekleid, das nur in den Salon passende Künstlerkleid be- schränkt ist. Daß die Jndividualität der Trägerin und nicht die Mode entscheidet, ist freilich ein Grund, weswegen die Reform- kleidung von den am liebsten schablonenhaft nach Pariser Mo- dellen arbeitenden Konfektionsgeschäften wenig befürwortet wird, um so weniger als der ständige Wechsel der Mode wegfällt, der die Anfertigung immer neuer Kostüme erforder- lich macht, die Frauenwelt zu stets neuen Ausgaben verführt. Jm Gegensatz zur Durchschnittsfrau, die unter der Gewalt ihrer Schneiderin steht, deren Geschmack sie oft höher schätzt als den eigenen, im Gegensatz zu der Modedame, die in ständiger Sorge ist, daß sie doch nur ja das neuste, das allerneuste, wenn möglich schon die Mode von morgen, trage, ist die Anhängerin der Reformkleidung unabhängig von fremdem Geschmack. Sie trägt was ihr gefällt und trägt es, so lange es ihr gefällt. Die neue deutsche Frauentracht ist an erster Stelle für Frauen,

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/240>, abgerufen am 25.11.2024.