dem Bestehenden paktieren, man muß sich klar darüber wer- den, welche volkshygienischen, volkswirtschaftlichen und kultu- rellen Nachteile es mit sich bringt, wenn immer weiter, wie ein hervorragender Gelehrter sagt, "vielleicht der zehnte Teil der ganzen zivilisierten Menschheit im Schweiße seines Ange- sichts jahraus, jahrein, tagaus, tagein mit rastloser Hast ar- beitet, um Gift zu produzieren und zu verteilen, und alle mit einander konsumieren es, um Arbeitskraft zu vernichten, die Kassen zu leeren, die Armenhäuser, die Krankenhäuser, die Jrrenhäuser, die Zuchthäuser zu füllen!"
Wem das Wohl unseres deutschen Volkes ernstlich am Herzen liegt, der muß Wege zur Abhilfe suchen. Mögen sie auch der Eigenart jedes Einzelnen entsprechend verschieden geartet sein. - Mag der Einzelne Abstinent werden und durch sein Beispiel andere zur Nachfolge aneifern, mag der andere unerschrocken gegen jedes Zuviel, jedes zwangs- mäßige Trinken auftreten. Mag man die neu heranwachsende Generation durch rechtzeitige Aufklärung vor dem Versinken in schädliche Trinkgewohnheiten bewahren. Erfolg aber wird durchgreifend, dauernd nur zu erzielen sein, wenn man nicht nur den Alkoholkonsum eindämmt, sondern zu gleicher Zeit die Alkoholproduktion durch gesundheits- fördernde Produktionsarten ersetzt. Wenn man den Weinbauer Obstbau lehrt, die Konzessionierung eines Wirts- hauses vom Führen alkoholfreier Getränke zu mäßigen, fest- geregelten Preisen abhängig macht, wenn man Wirtshäuser überhaupt nur dann konzessioniert, wenn ein Bedürfnis wirk- lich vorhanden ist, nicht erst - durch die wachsende Zahl der Wirtshäuser - künstlich erregt wird.
Die Verführer der Jugend aber, darauf möchte ich noch- mals besonders hinweisen, auf diesem Gebiete wie auf dem
dem Bestehenden paktieren, man muß sich klar darüber wer- den, welche volkshygienischen, volkswirtschaftlichen und kultu- rellen Nachteile es mit sich bringt, wenn immer weiter, wie ein hervorragender Gelehrter sagt, „vielleicht der zehnte Teil der ganzen zivilisierten Menschheit im Schweiße seines Ange- sichts jahraus, jahrein, tagaus, tagein mit rastloser Hast ar- beitet, um Gift zu produzieren und zu verteilen, und alle mit einander konsumieren es, um Arbeitskraft zu vernichten, die Kassen zu leeren, die Armenhäuser, die Krankenhäuser, die Jrrenhäuser, die Zuchthäuser zu füllen!“
Wem das Wohl unseres deutschen Volkes ernstlich am Herzen liegt, der muß Wege zur Abhilfe suchen. Mögen sie auch der Eigenart jedes Einzelnen entsprechend verschieden geartet sein. – Mag der Einzelne Abstinent werden und durch sein Beispiel andere zur Nachfolge aneifern, mag der andere unerschrocken gegen jedes Zuviel, jedes zwangs- mäßige Trinken auftreten. Mag man die neu heranwachsende Generation durch rechtzeitige Aufklärung vor dem Versinken in schädliche Trinkgewohnheiten bewahren. Erfolg aber wird durchgreifend, dauernd nur zu erzielen sein, wenn man nicht nur den Alkoholkonsum eindämmt, sondern zu gleicher Zeit die Alkoholproduktion durch gesundheits- fördernde Produktionsarten ersetzt. Wenn man den Weinbauer Obstbau lehrt, die Konzessionierung eines Wirts- hauses vom Führen alkoholfreier Getränke zu mäßigen, fest- geregelten Preisen abhängig macht, wenn man Wirtshäuser überhaupt nur dann konzessioniert, wenn ein Bedürfnis wirk- lich vorhanden ist, nicht erst – durch die wachsende Zahl der Wirtshäuser – künstlich erregt wird.
Die Verführer der Jugend aber, darauf möchte ich noch- mals besonders hinweisen, auf diesem Gebiete wie auf dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0183"n="173"/>
dem Bestehenden paktieren, man muß sich klar darüber wer-<lb/>
den, welche volkshygienischen, volkswirtschaftlichen und kultu-<lb/>
rellen Nachteile es mit sich bringt, wenn immer weiter, wie<lb/>
ein hervorragender Gelehrter sagt, „vielleicht der zehnte Teil<lb/>
der ganzen zivilisierten Menschheit im Schweiße seines Ange-<lb/>
sichts jahraus, jahrein, tagaus, tagein mit rastloser Hast ar-<lb/>
beitet, um Gift zu produzieren und zu verteilen, und alle mit<lb/>
einander konsumieren es, um Arbeitskraft zu vernichten, die<lb/>
Kassen zu leeren, die Armenhäuser, die Krankenhäuser, die<lb/>
Jrrenhäuser, die Zuchthäuser zu füllen!“</p><lb/><p>Wem das Wohl unseres deutschen Volkes ernstlich am<lb/>
Herzen liegt, der muß Wege zur Abhilfe suchen. Mögen sie<lb/>
auch der Eigenart jedes Einzelnen entsprechend verschieden<lb/>
geartet sein. – Mag der Einzelne Abstinent werden und<lb/>
durch sein Beispiel andere zur Nachfolge aneifern, mag der<lb/>
andere unerschrocken gegen jedes Zuviel, jedes zwangs-<lb/>
mäßige Trinken auftreten. Mag man die neu heranwachsende<lb/>
Generation durch rechtzeitige Aufklärung vor dem Versinken<lb/>
in schädliche Trinkgewohnheiten bewahren. Erfolg aber wird<lb/>
durchgreifend, dauernd nur zu erzielen sein, wenn man nicht<lb/>
nur den Alkoholkonsum eindämmt, sondern zu gleicher Zeit<lb/><hirendition="#g">die Alkoholproduktion durch gesundheits-<lb/>
fördernde Produktionsarten ersetzt</hi>. Wenn man den<lb/>
Weinbauer Obstbau lehrt, die Konzessionierung eines Wirts-<lb/>
hauses vom Führen alkoholfreier Getränke zu mäßigen, fest-<lb/>
geregelten Preisen abhängig macht, wenn man Wirtshäuser<lb/>
überhaupt nur dann konzessioniert, wenn ein Bedürfnis wirk-<lb/>
lich <hirendition="#g">vorhanden</hi> ist, nicht erst – durch die wachsende Zahl<lb/>
der Wirtshäuser – künstlich erregt wird.</p><lb/><p>Die Verführer der Jugend aber, darauf möchte ich noch-<lb/>
mals besonders hinweisen, auf diesem Gebiete wie auf dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[173/0183]
dem Bestehenden paktieren, man muß sich klar darüber wer-
den, welche volkshygienischen, volkswirtschaftlichen und kultu-
rellen Nachteile es mit sich bringt, wenn immer weiter, wie
ein hervorragender Gelehrter sagt, „vielleicht der zehnte Teil
der ganzen zivilisierten Menschheit im Schweiße seines Ange-
sichts jahraus, jahrein, tagaus, tagein mit rastloser Hast ar-
beitet, um Gift zu produzieren und zu verteilen, und alle mit
einander konsumieren es, um Arbeitskraft zu vernichten, die
Kassen zu leeren, die Armenhäuser, die Krankenhäuser, die
Jrrenhäuser, die Zuchthäuser zu füllen!“
Wem das Wohl unseres deutschen Volkes ernstlich am
Herzen liegt, der muß Wege zur Abhilfe suchen. Mögen sie
auch der Eigenart jedes Einzelnen entsprechend verschieden
geartet sein. – Mag der Einzelne Abstinent werden und
durch sein Beispiel andere zur Nachfolge aneifern, mag der
andere unerschrocken gegen jedes Zuviel, jedes zwangs-
mäßige Trinken auftreten. Mag man die neu heranwachsende
Generation durch rechtzeitige Aufklärung vor dem Versinken
in schädliche Trinkgewohnheiten bewahren. Erfolg aber wird
durchgreifend, dauernd nur zu erzielen sein, wenn man nicht
nur den Alkoholkonsum eindämmt, sondern zu gleicher Zeit
die Alkoholproduktion durch gesundheits-
fördernde Produktionsarten ersetzt. Wenn man den
Weinbauer Obstbau lehrt, die Konzessionierung eines Wirts-
hauses vom Führen alkoholfreier Getränke zu mäßigen, fest-
geregelten Preisen abhängig macht, wenn man Wirtshäuser
überhaupt nur dann konzessioniert, wenn ein Bedürfnis wirk-
lich vorhanden ist, nicht erst – durch die wachsende Zahl
der Wirtshäuser – künstlich erregt wird.
Die Verführer der Jugend aber, darauf möchte ich noch-
mals besonders hinweisen, auf diesem Gebiete wie auf dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-11-13T13:59:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat.
(2015-08-06T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: wie Vorlage;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/183>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.