der Rheinprovinz - wie es in einem Erlasse an den Regierungspräsidenten heißt - mit Befriedigung ersehen, daß bereits viele Kommunalverwaltungen und industrielle Unter- nehmungen in der Rheinprovinz es sich haben angelegen sein lassen, Maßnahmen zur Einschränkung des übermäßigen Alko- holgenusses zu treffen und daß weitere Erfolge der gegebenen Anregungen erhofft werden dürfen. Der Herr Oberpräsident empfiehlt, folgenden Maßnahmen die Aufmerksamkeit zuzu- wenden: 1. Lieferung alkoholfreier Getränke seitens der Ar- beitgeber zum Genusse während der Arbeitszeit unentgeltlich oder zum Selbstkostenpreise, 2. Verbot des Genusses von Alko- hol auf der Arbeitsstätte, 3. Einrichtung von Kaffeewirtschaften, die schon von Tagesbruch an offengehalten werden, wodurch den Arbeitern Gelegenheit geboten wird zum Genuß von Kaffee in den frühen Morgenstunden und zum Mitnehmen zur Arbeit, 4. Gewährung guter Lektüre in den Aufenthalts- räumen bei Fabriken, 5. Bekämpfung des Verabfolgens von geistigen Getränken auf Borg.
Damit sind beachtenswerte Richtlinien für erfolgreiche Bekämpfung der bestehenden Uebel gegeben. Aufklärung und Verbot allein tut es nicht. Es muß Alkoholersatz in mög- lichst mannigfaltigen alkoholfreien Getränken geschaffen wer- den. Und eingedenk der Tatsache, daß die Haupterholung (oft die einzig erreichbare!) des Volkes, die einzige Abwechs- lung, die sich ihm bietet, Alkoholgenuß und - Unsittlichkeit ist, meist beide vereinigt, muß man auf Gelegenheit zu ver- edelter Volkserholung hinwirken. Bibliotheken, Volks-, Hoch- schulkurse, Volkskonzerte, gute billige Theateraufführungen, Verbreitung guter Bücher für Jung und Alt u. a. m., das alles sind Hilfsmittel im Kampf gegen den Alkohol. Gründ- liche Gasthausreform nicht zu vergessen.
der Rheinprovinz – wie es in einem Erlasse an den Regierungspräsidenten heißt – mit Befriedigung ersehen, daß bereits viele Kommunalverwaltungen und industrielle Unter- nehmungen in der Rheinprovinz es sich haben angelegen sein lassen, Maßnahmen zur Einschränkung des übermäßigen Alko- holgenusses zu treffen und daß weitere Erfolge der gegebenen Anregungen erhofft werden dürfen. Der Herr Oberpräsident empfiehlt, folgenden Maßnahmen die Aufmerksamkeit zuzu- wenden: 1. Lieferung alkoholfreier Getränke seitens der Ar- beitgeber zum Genusse während der Arbeitszeit unentgeltlich oder zum Selbstkostenpreise, 2. Verbot des Genusses von Alko- hol auf der Arbeitsstätte, 3. Einrichtung von Kaffeewirtschaften, die schon von Tagesbruch an offengehalten werden, wodurch den Arbeitern Gelegenheit geboten wird zum Genuß von Kaffee in den frühen Morgenstunden und zum Mitnehmen zur Arbeit, 4. Gewährung guter Lektüre in den Aufenthalts- räumen bei Fabriken, 5. Bekämpfung des Verabfolgens von geistigen Getränken auf Borg.
Damit sind beachtenswerte Richtlinien für erfolgreiche Bekämpfung der bestehenden Uebel gegeben. Aufklärung und Verbot allein tut es nicht. Es muß Alkoholersatz in mög- lichst mannigfaltigen alkoholfreien Getränken geschaffen wer- den. Und eingedenk der Tatsache, daß die Haupterholung (oft die einzig erreichbare!) des Volkes, die einzige Abwechs- lung, die sich ihm bietet, Alkoholgenuß und – Unsittlichkeit ist, meist beide vereinigt, muß man auf Gelegenheit zu ver- edelter Volkserholung hinwirken. Bibliotheken, Volks-, Hoch- schulkurse, Volkskonzerte, gute billige Theateraufführungen, Verbreitung guter Bücher für Jung und Alt u. a. m., das alles sind Hilfsmittel im Kampf gegen den Alkohol. Gründ- liche Gasthausreform nicht zu vergessen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0180"n="170"/>
der Rheinprovinz – wie es in einem Erlasse an den<lb/>
Regierungspräsidenten heißt – mit Befriedigung ersehen, daß<lb/>
bereits viele Kommunalverwaltungen und industrielle Unter-<lb/>
nehmungen in der Rheinprovinz es sich haben angelegen sein<lb/>
lassen, Maßnahmen zur Einschränkung des übermäßigen Alko-<lb/>
holgenusses zu treffen und daß weitere Erfolge der gegebenen<lb/>
Anregungen erhofft werden dürfen. Der Herr Oberpräsident<lb/>
empfiehlt, folgenden Maßnahmen die Aufmerksamkeit zuzu-<lb/>
wenden: 1. Lieferung alkoholfreier Getränke seitens der Ar-<lb/>
beitgeber zum Genusse während der Arbeitszeit unentgeltlich<lb/>
oder zum Selbstkostenpreise, 2. Verbot des Genusses von Alko-<lb/>
hol auf der Arbeitsstätte, 3. Einrichtung von Kaffeewirtschaften,<lb/>
die schon von Tagesbruch an offengehalten werden, wodurch<lb/>
den Arbeitern Gelegenheit geboten wird zum Genuß von<lb/>
Kaffee in den frühen Morgenstunden und zum Mitnehmen<lb/>
zur Arbeit, 4. Gewährung guter Lektüre in den Aufenthalts-<lb/>
räumen bei Fabriken, 5. Bekämpfung des Verabfolgens von<lb/>
geistigen Getränken auf Borg.</p><lb/><p>Damit sind beachtenswerte Richtlinien für erfolgreiche<lb/>
Bekämpfung der bestehenden Uebel gegeben. Aufklärung und<lb/>
Verbot allein tut es nicht. Es muß Alkohol<hirendition="#g">ersatz</hi> in mög-<lb/>
lichst mannigfaltigen alkoholfreien Getränken geschaffen wer-<lb/>
den. Und eingedenk der Tatsache, daß die Haupterholung<lb/>
(oft die einzig erreichbare!) des Volkes, die einzige Abwechs-<lb/>
lung, die sich ihm bietet, Alkoholgenuß und – Unsittlichkeit<lb/>
ist, meist beide vereinigt, muß man auf Gelegenheit zu ver-<lb/>
edelter Volkserholung hinwirken. Bibliotheken, Volks-, Hoch-<lb/>
schulkurse, Volkskonzerte, gute billige Theateraufführungen,<lb/>
Verbreitung guter Bücher für Jung und Alt u. a. m., das<lb/>
alles sind Hilfsmittel im Kampf gegen den Alkohol. Gründ-<lb/>
liche Gasthausreform nicht zu vergessen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[170/0180]
der Rheinprovinz – wie es in einem Erlasse an den
Regierungspräsidenten heißt – mit Befriedigung ersehen, daß
bereits viele Kommunalverwaltungen und industrielle Unter-
nehmungen in der Rheinprovinz es sich haben angelegen sein
lassen, Maßnahmen zur Einschränkung des übermäßigen Alko-
holgenusses zu treffen und daß weitere Erfolge der gegebenen
Anregungen erhofft werden dürfen. Der Herr Oberpräsident
empfiehlt, folgenden Maßnahmen die Aufmerksamkeit zuzu-
wenden: 1. Lieferung alkoholfreier Getränke seitens der Ar-
beitgeber zum Genusse während der Arbeitszeit unentgeltlich
oder zum Selbstkostenpreise, 2. Verbot des Genusses von Alko-
hol auf der Arbeitsstätte, 3. Einrichtung von Kaffeewirtschaften,
die schon von Tagesbruch an offengehalten werden, wodurch
den Arbeitern Gelegenheit geboten wird zum Genuß von
Kaffee in den frühen Morgenstunden und zum Mitnehmen
zur Arbeit, 4. Gewährung guter Lektüre in den Aufenthalts-
räumen bei Fabriken, 5. Bekämpfung des Verabfolgens von
geistigen Getränken auf Borg.
Damit sind beachtenswerte Richtlinien für erfolgreiche
Bekämpfung der bestehenden Uebel gegeben. Aufklärung und
Verbot allein tut es nicht. Es muß Alkoholersatz in mög-
lichst mannigfaltigen alkoholfreien Getränken geschaffen wer-
den. Und eingedenk der Tatsache, daß die Haupterholung
(oft die einzig erreichbare!) des Volkes, die einzige Abwechs-
lung, die sich ihm bietet, Alkoholgenuß und – Unsittlichkeit
ist, meist beide vereinigt, muß man auf Gelegenheit zu ver-
edelter Volkserholung hinwirken. Bibliotheken, Volks-, Hoch-
schulkurse, Volkskonzerte, gute billige Theateraufführungen,
Verbreitung guter Bücher für Jung und Alt u. a. m., das
alles sind Hilfsmittel im Kampf gegen den Alkohol. Gründ-
liche Gasthausreform nicht zu vergessen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-11-13T13:59:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat.
(2015-08-06T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: wie Vorlage;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/180>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.