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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Vereine Jugendschutz (Vors. Frau Bieber-Böhm) - verwerfen
von christlichem, von ideal-sittlichem Standpunkt aus jedes
Paktieren mit der Sünde. Nicht Duldung, sondern Bestrafung
der Prostitution verlangen sie, über die Unmöglichkeit, solche
Forderung zu erfüllen, einfach hinweggehend.

Die anderen - die Abolitionisten, die Mitglieder der
internationalen Föderation, führen gegen das vorgeschla-
gene alte Reglementierungssystem, das im Landtage auch
von Seiten eines Regierungsvertreters befürwortet wurde,
folgendes an:

1) Das Bestehen der Bordelle wirkt demo-
ralisierend
. Alles, was in der Nähe dieser Häuser lebt,
wird vergiftet. Ueber die Bordellstraßen hinaus dringt der
Ruf von dem Vorhandensein solcher Häuser. Verwirrung aller
sittlichen Begriffe muß es zur Folge haben, wenn dem jungen
Manne gesagt wird: der Staat kontrolliert das Laster, er
sorgt für gefahrlosen außerehelichen Geschlechtsverkehr. Er er-
kennt damit die Notwendigkeit solches ungeregelten, den
Menschen unter das Tier herabwürdigenden Verkehrs öffent-
lich als notwendig an.
2) Der sanitäre Nutzen der Bordelle ist
illusorisch
, das wird besonders von medizinischer Seite
betont, wenn nicht tägliche Untersuchungen der inhaftierten
Dirnen stattfinden und wenn die Untersuchungen nicht auch
auf die Männer ausgedehnt werden. Solche Untersuchung ist
nur zwangsweise durchführbar, nur durch Anwendung von
Gewaltmitteln bei den Mädchen erreichbar. Sie schreckt auf den
Mann ausgedehnt die besuchenden Männer ab. Freie Prosti-
tution gedeiht neben den Bordellen und wird bei strenger
gehandhabter Kontrolle noch üppiger gedeihen.
3) Unvermeidlich verbunden mit den Bor-

Vereine Jugendschutz (Vors. Frau Bieber-Böhm) – verwerfen
von christlichem, von ideal-sittlichem Standpunkt aus jedes
Paktieren mit der Sünde. Nicht Duldung, sondern Bestrafung
der Prostitution verlangen sie, über die Unmöglichkeit, solche
Forderung zu erfüllen, einfach hinweggehend.

Die anderen – die Abolitionisten, die Mitglieder der
internationalen Föderation, führen gegen das vorgeschla-
gene alte Reglementierungssystem, das im Landtage auch
von Seiten eines Regierungsvertreters befürwortet wurde,
folgendes an:

1) Das Bestehen der Bordelle wirkt demo-
ralisierend
. Alles, was in der Nähe dieser Häuser lebt,
wird vergiftet. Ueber die Bordellstraßen hinaus dringt der
Ruf von dem Vorhandensein solcher Häuser. Verwirrung aller
sittlichen Begriffe muß es zur Folge haben, wenn dem jungen
Manne gesagt wird: der Staat kontrolliert das Laster, er
sorgt für gefahrlosen außerehelichen Geschlechtsverkehr. Er er-
kennt damit die Notwendigkeit solches ungeregelten, den
Menschen unter das Tier herabwürdigenden Verkehrs öffent-
lich als notwendig an.
2) Der sanitäre Nutzen der Bordelle ist
illusorisch
, das wird besonders von medizinischer Seite
betont, wenn nicht tägliche Untersuchungen der inhaftierten
Dirnen stattfinden und wenn die Untersuchungen nicht auch
auf die Männer ausgedehnt werden. Solche Untersuchung ist
nur zwangsweise durchführbar, nur durch Anwendung von
Gewaltmitteln bei den Mädchen erreichbar. Sie schreckt auf den
Mann ausgedehnt die besuchenden Männer ab. Freie Prosti-
tution gedeiht neben den Bordellen und wird bei strenger
gehandhabter Kontrolle noch üppiger gedeihen.
3) Unvermeidlich verbunden mit den Bor-
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[156/0166] Vereine Jugendschutz (Vors. Frau Bieber-Böhm) – verwerfen von christlichem, von ideal-sittlichem Standpunkt aus jedes Paktieren mit der Sünde. Nicht Duldung, sondern Bestrafung der Prostitution verlangen sie, über die Unmöglichkeit, solche Forderung zu erfüllen, einfach hinweggehend. Die anderen – die Abolitionisten, die Mitglieder der internationalen Föderation, führen gegen das vorgeschla- gene alte Reglementierungssystem, das im Landtage auch von Seiten eines Regierungsvertreters befürwortet wurde, folgendes an: 1) Das Bestehen der Bordelle wirkt demo- ralisierend. Alles, was in der Nähe dieser Häuser lebt, wird vergiftet. Ueber die Bordellstraßen hinaus dringt der Ruf von dem Vorhandensein solcher Häuser. Verwirrung aller sittlichen Begriffe muß es zur Folge haben, wenn dem jungen Manne gesagt wird: der Staat kontrolliert das Laster, er sorgt für gefahrlosen außerehelichen Geschlechtsverkehr. Er er- kennt damit die Notwendigkeit solches ungeregelten, den Menschen unter das Tier herabwürdigenden Verkehrs öffent- lich als notwendig an. 2) Der sanitäre Nutzen der Bordelle ist illusorisch, das wird besonders von medizinischer Seite betont, wenn nicht tägliche Untersuchungen der inhaftierten Dirnen stattfinden und wenn die Untersuchungen nicht auch auf die Männer ausgedehnt werden. Solche Untersuchung ist nur zwangsweise durchführbar, nur durch Anwendung von Gewaltmitteln bei den Mädchen erreichbar. Sie schreckt auf den Mann ausgedehnt die besuchenden Männer ab. Freie Prosti- tution gedeiht neben den Bordellen und wird bei strenger gehandhabter Kontrolle noch üppiger gedeihen. 3) Unvermeidlich verbunden mit den Bor-

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/166>, abgerufen am 25.11.2024.