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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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VI
Soziale Hülfsarbeit.
Die Frau als Aerztin und Predigerin. - Die
Frau in der Vormundschaft, in der kommunalen
Armen- und Waisenpflege. - Frauen- und
Mädchengruppen für soziale Hülfsarbeit.

Die Schäden unseres Gesellschaftslebens zu beseitigen, seine
Härten zu mildern, die Kluft zu überbrücken zwischen reich
und arm, das ist das Ziel sozialer Hilfsarbeit. Gleichviel ob
das in ehrenamtlichem Wirken oder in besoldeter Stellung er-
strebt wird. Jnsofern sie gleichem Ziele dient, kann man auch
die Arbeit des Arztes, des Lehrers, des Seelsorgers -
soweit sie nicht lediglich des Geldverdienens wegen geübt wird
- als soziale Hilfsarbeit bezeichnen. Und sie ist es in hohem
Maße. Weil sie es aber ist, sind diese Berufe, so viel man
auch im einzelnen dagegen einwenden mag, auch der Frauen-
art besonders naheliegende. Denn Wirken von Mensch zu Mensch,
Ergehen, Trösten und Mahnen, Wunden heilen, die körper-
liche Krankheit oder seelisches Leiden geschlagen, das alles ist
Sache der Frau. Zum ärztlichen Beruf, der, richtig ge-
faßt, ja auch ein Stück Seelsorgerberuf ist und krankheits-
vorbeugend, erzieherisch einwirkt, der der Frau, als Pflegerin
am Krankenbette, als Helferin im Operationssaal, auch in
seinen technischen Fertigkeiten z. T. längst vertraut ist, sind
Frauen bereits zugelassen, sind sie, wenn auch noch in be-
schränkter Zahl, schon in verschiedensten Städten tätig. Als
Hausarzt - in Familien mit heranwachsenden Mädchen z. B. -,
als Kinderarzt, als Frauenarzt dürfte die Frau besonders am

VI
Soziale Hülfsarbeit.
Die Frau als Aerztin und Predigerin. – Die
Frau in der Vormundschaft, in der kommunalen
Armen- und Waisenpflege. – Frauen- und
Mädchengruppen für soziale Hülfsarbeit.

Die Schäden unseres Gesellschaftslebens zu beseitigen, seine
Härten zu mildern, die Kluft zu überbrücken zwischen reich
und arm, das ist das Ziel sozialer Hilfsarbeit. Gleichviel ob
das in ehrenamtlichem Wirken oder in besoldeter Stellung er-
strebt wird. Jnsofern sie gleichem Ziele dient, kann man auch
die Arbeit des Arztes, des Lehrers, des Seelsorgers
soweit sie nicht lediglich des Geldverdienens wegen geübt wird
– als soziale Hilfsarbeit bezeichnen. Und sie ist es in hohem
Maße. Weil sie es aber ist, sind diese Berufe, so viel man
auch im einzelnen dagegen einwenden mag, auch der Frauen-
art besonders naheliegende. Denn Wirken von Mensch zu Mensch,
Ergehen, Trösten und Mahnen, Wunden heilen, die körper-
liche Krankheit oder seelisches Leiden geschlagen, das alles ist
Sache der Frau. Zum ärztlichen Beruf, der, richtig ge-
faßt, ja auch ein Stück Seelsorgerberuf ist und krankheits-
vorbeugend, erzieherisch einwirkt, der der Frau, als Pflegerin
am Krankenbette, als Helferin im Operationssaal, auch in
seinen technischen Fertigkeiten z. T. längst vertraut ist, sind
Frauen bereits zugelassen, sind sie, wenn auch noch in be-
schränkter Zahl, schon in verschiedensten Städten tätig. Als
Hausarzt – in Familien mit heranwachsenden Mädchen z. B. –,
als Kinderarzt, als Frauenarzt dürfte die Frau besonders am

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[[108]/0118] VI Soziale Hülfsarbeit. Die Frau als Aerztin und Predigerin. – Die Frau in der Vormundschaft, in der kommunalen Armen- und Waisenpflege. – Frauen- und Mädchengruppen für soziale Hülfsarbeit. Die Schäden unseres Gesellschaftslebens zu beseitigen, seine Härten zu mildern, die Kluft zu überbrücken zwischen reich und arm, das ist das Ziel sozialer Hilfsarbeit. Gleichviel ob das in ehrenamtlichem Wirken oder in besoldeter Stellung er- strebt wird. Jnsofern sie gleichem Ziele dient, kann man auch die Arbeit des Arztes, des Lehrers, des Seelsorgers – soweit sie nicht lediglich des Geldverdienens wegen geübt wird – als soziale Hilfsarbeit bezeichnen. Und sie ist es in hohem Maße. Weil sie es aber ist, sind diese Berufe, so viel man auch im einzelnen dagegen einwenden mag, auch der Frauen- art besonders naheliegende. Denn Wirken von Mensch zu Mensch, Ergehen, Trösten und Mahnen, Wunden heilen, die körper- liche Krankheit oder seelisches Leiden geschlagen, das alles ist Sache der Frau. Zum ärztlichen Beruf, der, richtig ge- faßt, ja auch ein Stück Seelsorgerberuf ist und krankheits- vorbeugend, erzieherisch einwirkt, der der Frau, als Pflegerin am Krankenbette, als Helferin im Operationssaal, auch in seinen technischen Fertigkeiten z. T. längst vertraut ist, sind Frauen bereits zugelassen, sind sie, wenn auch noch in be- schränkter Zahl, schon in verschiedensten Städten tätig. Als Hausarzt – in Familien mit heranwachsenden Mädchen z. B. –, als Kinderarzt, als Frauenarzt dürfte die Frau besonders am

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. [108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/118>, abgerufen am 24.11.2024.