Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. verschwendet/ die besten Kräfte der Natur in der Jugend.Das ganze Leben derer meisten Menschen ist fast nichts anders als eine beständige Abwechselung wütender Afecten. Einer wird des andern Teufel, dadurch wird der Körper geschwächt, und was ist natürlicher, als daß von schwa- chen Eltern schwache Kinder geboren werden. Mit ei- nem Worte, der Tod ist der Sünden Sold. Wenn aber auch alles dieses nicht wäre, so würde doch ein Mensch sein Leben schwerlich über 150. Jahr bringen können, zum wenigsten haben wir in den neuern Zeiten ausser dem En- gelländer Parry kein Exempel, daß einer so lange gelebt hätte, man müste denn den Artephius anführen, welcher durch die Stärke seiner Arzeney über 1000. Jahre gelebt hat, und sich, nachdem er des Lebens überdrüßig war, (denn man wird alles in der Welt müde,) in ein Grab legte, worein er ein kleines Fläschgen von seinem Spiritu mit sich nahm, an den er bisweilen riecht, und vermöge desselben noch bis diese Stunde leben kan. Eine Ge- schichte, welche in rechten Ernste geglaubt worden ist, die man aber vermuthlich ins künftige nur bey den Spinro- cken erzählen wird. Es ist auch gar kein Wunder, daß die Menschen bey der strengsten und ordentlichsten Lebens- art ihr Leben sollten über 100. Jahre bringen. Denn die Beschaffenheit des Körpers selbst bringt es so mit sich, daß seine Fäsergen immer härter und fester gemacht werden müssen, bis sie endlich ganz und gar steif und unbeugsam werden, da denn die Bewegung nothwendig nach und nach aufhören müssen, wovon man die Beweißthümer in den Schriften des Hoffmanns Boerhavens und anderer vernünftigen Arzeneygelahrten antrift. §. 34. Denen Bewegungsgesetzen der Planeten, welche zwey-
in den alleraͤlteſten Zeiten. verſchwendet/ die beſten Kraͤfte der Natur in der Jugend.Das ganze Leben derer meiſten Menſchen iſt faſt nichts anders als eine beſtaͤndige Abwechſelung wuͤtender Afecten. Einer wird des andern Teufel, dadurch wird der Koͤrper geſchwaͤcht, und was iſt natuͤrlicher, als daß von ſchwa- chen Eltern ſchwache Kinder geboren werden. Mit ei- nem Worte, der Tod iſt der Suͤnden Sold. Wenn aber auch alles dieſes nicht waͤre, ſo wuͤrde doch ein Menſch ſein Leben ſchwerlich uͤber 150. Jahr bringen koͤnnen, zum wenigſten haben wir in den neuern Zeiten auſſer dem En- gellaͤnder Parry kein Exempel, daß einer ſo lange gelebt haͤtte, man muͤſte denn den Artephius anfuͤhren, welcher durch die Staͤrke ſeiner Arzeney uͤber 1000. Jahre gelebt hat, und ſich, nachdem er des Lebens uͤberdruͤßig war, (denn man wird alles in der Welt muͤde,) in ein Grab legte, worein er ein kleines Flaͤſchgen von ſeinem Spiritu mit ſich nahm, an den er bisweilen riecht, und vermoͤge deſſelben noch bis dieſe Stunde leben kan. Eine Ge- ſchichte, welche in rechten Ernſte geglaubt worden iſt, die man aber vermuthlich ins kuͤnftige nur bey den Spinro- cken erzaͤhlen wird. Es iſt auch gar kein Wunder, daß die Menſchen bey der ſtrengſten und ordentlichſten Lebens- art ihr Leben ſollten uͤber 100. Jahre bringen. Denn die Beſchaffenheit des Koͤrpers ſelbſt bringt es ſo mit ſich, daß ſeine Faͤſergen immer haͤrter und feſter gemacht werden muͤſſen, bis ſie endlich ganz und gar ſteif und unbeugſam werden, da denn die Bewegung nothwendig nach und nach aufhoͤren muͤſſen, wovon man die Beweißthuͤmer in den Schriften des Hoffmanns Boerhavens und anderer vernuͤnftigen Arzeneygelahrten antrift. §. 34. Denen Bewegungsgeſetzen der Planeten, welche zwey-
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
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Das ganze Leben derer meiſten Menſchen iſt faſt nichts
anders als eine beſtaͤndige Abwechſelung wuͤtender Afecten.
Einer wird des andern Teufel, dadurch wird der Koͤrper
geſchwaͤcht, und was iſt natuͤrlicher, als daß von ſchwa-
chen Eltern ſchwache Kinder geboren werden. Mit ei-
nem Worte, der Tod iſt der Suͤnden Sold. Wenn aber
auch alles dieſes nicht waͤre, ſo wuͤrde doch ein Menſch
ſein Leben ſchwerlich uͤber 150. Jahr bringen koͤnnen, zum
wenigſten haben wir in den neuern Zeiten auſſer dem En-
gellaͤnder Parry kein Exempel, daß einer ſo lange gelebt haͤtte,
man muͤſte denn den Artephius anfuͤhren, welcher
durch die Staͤrke ſeiner Arzeney uͤber 1000. Jahre gelebt
hat, und ſich, nachdem er des Lebens uͤberdruͤßig war,
(denn man wird alles in der Welt muͤde,) in ein Grab
legte, worein er ein kleines Flaͤſchgen von ſeinem Spiritu
mit ſich nahm, an den er bisweilen riecht, und vermoͤge
deſſelben noch bis dieſe Stunde leben kan. Eine Ge-
ſchichte, welche in rechten Ernſte geglaubt worden iſt, die
man aber vermuthlich ins kuͤnftige nur bey den Spinro-
cken erzaͤhlen wird. Es iſt auch gar kein Wunder, daß
die Menſchen bey der ſtrengſten und ordentlichſten Lebens-
art ihr Leben ſollten uͤber 100. Jahre bringen. Denn die
Beſchaffenheit des Koͤrpers ſelbſt bringt es ſo mit ſich, daß
ſeine Faͤſergen immer haͤrter und feſter gemacht werden
muͤſſen, bis ſie endlich ganz und gar ſteif und unbeugſam
werden, da denn die Bewegung nothwendig nach und
nach aufhoͤren muͤſſen, wovon man die Beweißthuͤmer in
den Schriften des Hoffmanns Boerhavens und
anderer vernuͤnftigen Arzeneygelahrten antrift.
§. 34.
Denen Bewegungsgeſetzen der Planeten, welche
Kepler erfunden und Newton hoͤher getrieben hat zu fol-
ge, ſetzt Whiſton, daß der gedachte Comete bey ſeiner An-
naͤherung den Erdboden an ſich gezogen habe, wodurch
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