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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
und daß also die Erscheinung gerade auf die Zeit der Sünd-
fluth einfällt. Daher hat eben Whiston den Einfall be-
kommen, daß dieser Comete die Sündfluth verur-
sacht habe. Er bemühet sich zu zeigen, daß der Co-
mete
damals der Erde näher als jemals gekommen sey,
daher es denn geschehen, daß die Erde durch seinen Schwanz
hindurch gehen müssen, und da dieser aus einer grossen Men-
ge wässeriger Ausdünstungeu bestehe, so wäre die Atmo-
sphäre
unserer Erde mit diesen wässerigen Dünsten derge-
stalt erfüllt worden, daß ein 40 tägiger Regen entstanden,
da aber zu gleicher Zeit viele schädliche Ausdünstungen in
unsere Luft gekommen wären, so wäre diese viel ungesun-
der und schädlicher gemacht worden, daher wäre es gesche-
hen, daß die Menschen nicht so lange nach der Sündfluth
als vor derselben gelebt hätten, welches dem gemäß ist,
was uns Moses davon berichtet. Denn er erzählt uns,
daß das Leben der Menschen vor der Sündfiuth über 900.
Jahre gegangen wäre, und daß keiner unter 600 Jahr
gelebt hätte ausser Enoch, welcher lebendig gen Himmel
gefahren wäre. Nach der Sündfluth aber setzt er das
menschliche Alter nicht viel über 400. und bey dem Joseph
nur auf 110 Jahr. Eine solche algemeine Verkürzung
des menschlichen Lebens scheint freylich wohl eine allgemeine
Ursache zu erfordern, und unser Whiston glaubt sie nir-
gends besser als in der Luft antreffen zu können, da sich
alle Menschen derselben bedienen müssen. Jch weiß aber
nicht, ob er damit auskommen wird, und ob nicht viele
davor halten werden, daß er besser gethan hätte, wenn er
das lange Leben der Altväter vor der Sündfluth blos dem
Willen und der Allmacht GOttes zugeschrieben hätte; denn
menschlich davon zu reden, so sind die Körper derer Men-
schen, welche itzo in der Welt leben, andere aber haben wir nie-
mals gesehen, von der Beschaffenheit, daß wohl jetzt schwer-
lich jemand ohne ein Wunderwerk 900 Jahre alt werden
kan. Jch leugne nicht, daß es Ursachen gebe, warum die

Men-

in den alleraͤlteſten Zeiten.
und daß alſo die Erſcheinung gerade auf die Zeit der Suͤnd-
fluth einfaͤllt. Daher hat eben Whiſton den Einfall be-
kommen, daß dieſer Comete die Suͤndfluth verur-
ſacht habe. Er bemuͤhet ſich zu zeigen, daß der Co-
mete
damals der Erde naͤher als jemals gekommen ſey,
daher es denn geſchehen, daß die Erde durch ſeinen Schwanz
hindurch gehen muͤſſen, und da dieſer aus einer groſſen Men-
ge waͤſſeriger Ausduͤnſtungeu beſtehe, ſo waͤre die Atmo-
ſphaͤre
unſerer Erde mit dieſen waͤſſerigen Duͤnſten derge-
ſtalt erfuͤllt worden, daß ein 40 taͤgiger Regen entſtanden,
da aber zu gleicher Zeit viele ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen in
unſere Luft gekommen waͤren, ſo waͤre dieſe viel ungeſun-
der und ſchaͤdlicher gemacht worden, daher waͤre es geſche-
hen, daß die Menſchen nicht ſo lange nach der Suͤndfluth
als vor derſelben gelebt haͤtten, welches dem gemaͤß iſt,
was uns Moſes davon berichtet. Denn er erzaͤhlt uns,
daß das Leben der Menſchen vor der Suͤndfiuth uͤber 900.
Jahre gegangen waͤre, und daß keiner unter 600 Jahr
gelebt haͤtte auſſer Enoch, welcher lebendig gen Himmel
gefahren waͤre. Nach der Suͤndfluth aber ſetzt er das
menſchliche Alter nicht viel uͤber 400. und bey dem Joſeph
nur auf 110 Jahr. Eine ſolche algemeine Verkuͤrzung
des menſchlichen Lebens ſcheint freylich wohl eine allgemeine
Urſache zu erfordern, und unſer Whiſton glaubt ſie nir-
gends beſſer als in der Luft antreffen zu koͤnnen, da ſich
alle Menſchen derſelben bedienen muͤſſen. Jch weiß aber
nicht, ob er damit auskommen wird, und ob nicht viele
davor halten werden, daß er beſſer gethan haͤtte, wenn er
das lange Leben der Altvaͤter vor der Suͤndfluth blos dem
Willen und der Allmacht GOttes zugeſchrieben haͤtte; denn
menſchlich davon zu reden, ſo ſind die Koͤrper derer Men-
ſchen, welche itzo in der Welt leben, andere aber haben wir nie-
mals geſehen, von der Beſchaffenheit, daß wohl jetzt ſchwer-
lich jemand ohne ein Wunderwerk 900 Jahre alt werden
kan. Jch leugne nicht, daß es Urſachen gebe, warum die

Men-
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[59/0073] in den alleraͤlteſten Zeiten. und daß alſo die Erſcheinung gerade auf die Zeit der Suͤnd- fluth einfaͤllt. Daher hat eben Whiſton den Einfall be- kommen, daß dieſer Comete die Suͤndfluth verur- ſacht habe. Er bemuͤhet ſich zu zeigen, daß der Co- mete damals der Erde naͤher als jemals gekommen ſey, daher es denn geſchehen, daß die Erde durch ſeinen Schwanz hindurch gehen muͤſſen, und da dieſer aus einer groſſen Men- ge waͤſſeriger Ausduͤnſtungeu beſtehe, ſo waͤre die Atmo- ſphaͤre unſerer Erde mit dieſen waͤſſerigen Duͤnſten derge- ſtalt erfuͤllt worden, daß ein 40 taͤgiger Regen entſtanden, da aber zu gleicher Zeit viele ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen in unſere Luft gekommen waͤren, ſo waͤre dieſe viel ungeſun- der und ſchaͤdlicher gemacht worden, daher waͤre es geſche- hen, daß die Menſchen nicht ſo lange nach der Suͤndfluth als vor derſelben gelebt haͤtten, welches dem gemaͤß iſt, was uns Moſes davon berichtet. Denn er erzaͤhlt uns, daß das Leben der Menſchen vor der Suͤndfiuth uͤber 900. Jahre gegangen waͤre, und daß keiner unter 600 Jahr gelebt haͤtte auſſer Enoch, welcher lebendig gen Himmel gefahren waͤre. Nach der Suͤndfluth aber ſetzt er das menſchliche Alter nicht viel uͤber 400. und bey dem Joſeph nur auf 110 Jahr. Eine ſolche algemeine Verkuͤrzung des menſchlichen Lebens ſcheint freylich wohl eine allgemeine Urſache zu erfordern, und unſer Whiſton glaubt ſie nir- gends beſſer als in der Luft antreffen zu koͤnnen, da ſich alle Menſchen derſelben bedienen muͤſſen. Jch weiß aber nicht, ob er damit auskommen wird, und ob nicht viele davor halten werden, daß er beſſer gethan haͤtte, wenn er das lange Leben der Altvaͤter vor der Suͤndfluth blos dem Willen und der Allmacht GOttes zugeſchrieben haͤtte; denn menſchlich davon zu reden, ſo ſind die Koͤrper derer Men- ſchen, welche itzo in der Welt leben, andere aber haben wir nie- mals geſehen, von der Beſchaffenheit, daß wohl jetzt ſchwer- lich jemand ohne ein Wunderwerk 900 Jahre alt werden kan. Jch leugne nicht, daß es Urſachen gebe, warum die Men-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/73>, abgerufen am 24.11.2024.