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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
durch welche Kraft hätte wohl dergleichrn Verdickung her-
vorgebracht werden können? Jhr sagt: durch eine göttli-
che, ich finde nichts dabey zu erinnern, als daß es GOtt
eben so leichte gewesen sey so viel Wasser zu erschaffen, und
hernach wieder zu vernichten, als die Luft durch zusam-
mendrücken in Wasser zu verwandeln.

§. 29.

Burnet stehet in den Gedanken, das Wasser sey
vormals alles in der Rinde unserer Eede eingeschlossen ge-
wesen, und weil die Ecliptic nicht wie jetzo mit dem Ae-
quator
einen Winkel von 23 Graden und 29 Minuten
gemacht, so wäre in einen gewissen Striche der Erde die
Rinde derselben einige Jahrhunderte hindurch dergestalt
erhitzt worden, daß das unter ihr befindliche Wasser in
Dünste verwandelt worden wäre, welche durch ihre Ela-
stieität die Erdenrinde zerrissen, und dem unterirdischen
Wasser einen Ausgang gemacht hätten. Allein, ausser
den oben bereits hiervon angeführten Schwierigkeiten ist
zu bedenken, daß es gar nicht wahrscheinlich sey, daß die
Ecliptic ehemals mit dem Aequator einen andern
Winkel als jetzo gemacht haben sollte, indem keine geschick-
tere Bewegung der Erde, welche vor ihre Einwohner so
vortheilhaft seyn sollte als die jetzige ist, erdacht werden
kan, und man nicht begreift, wodurch der Lauf des Erd-
bodens verändert worden wäre. Ueberdem wiederlegen
diese Veränderung der Erdbewegung die egyptischen
Pyramiden. Denn die Reisenden habenangemerkt, daß
diese Pyramiden, diese erstaunlichen Proben der menschli-
chen Eitelkeit mit ihren Seiten gerade gegen die Weltge-
genden gerichtet sind. Daher ist es sehr vermuthlich, daß
sie so mit Fleiß erbauet worden, da sie sich aber gleichwol
von denen Zeiten der Pharaonen herschreiben, so müste
doch wohl in einer so langen Zeit eine merkliche Verände-
rung in Ansehung ihrer Lage gegen die Sonne vorgegan-

gen
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
durch welche Kraft haͤtte wohl dergleichrn Verdickung her-
vorgebracht werden koͤnnen? Jhr ſagt: durch eine goͤttli-
che, ich finde nichts dabey zu erinnern, als daß es GOtt
eben ſo leichte geweſen ſey ſo viel Waſſer zu erſchaffen, und
hernach wieder zu vernichten, als die Luft durch zuſam-
mendruͤcken in Waſſer zu verwandeln.

§. 29.

Burnet ſtehet in den Gedanken, das Waſſer ſey
vormals alles in der Rinde unſerer Eede eingeſchloſſen ge-
weſen, und weil die Ecliptic nicht wie jetzo mit dem Ae-
quator
einen Winkel von 23 Graden und 29 Minuten
gemacht, ſo waͤre in einen gewiſſen Striche der Erde die
Rinde derſelben einige Jahrhunderte hindurch dergeſtalt
erhitzt worden, daß das unter ihr befindliche Waſſer in
Duͤnſte verwandelt worden waͤre, welche durch ihre Ela-
ſtieitaͤt die Erdenrinde zerriſſen, und dem unterirdiſchen
Waſſer einen Ausgang gemacht haͤtten. Allein, auſſer
den oben bereits hiervon angefuͤhrten Schwierigkeiten iſt
zu bedenken, daß es gar nicht wahrſcheinlich ſey, daß die
Ecliptic ehemals mit dem Aequator einen andern
Winkel als jetzo gemacht haben ſollte, indem keine geſchick-
tere Bewegung der Erde, welche vor ihre Einwohner ſo
vortheilhaft ſeyn ſollte als die jetzige iſt, erdacht werden
kan, und man nicht begreift, wodurch der Lauf des Erd-
bodens veraͤndert worden waͤre. Ueberdem wiederlegen
dieſe Veraͤnderung der Erdbewegung die egyptiſchen
Pyramiden. Denn die Reiſenden habenangemerkt, daß
dieſe Pyramiden, dieſe erſtaunlichen Proben der menſchli-
chen Eitelkeit mit ihren Seiten gerade gegen die Weltge-
genden gerichtet ſind. Daher iſt es ſehr vermuthlich, daß
ſie ſo mit Fleiß erbauet worden, da ſie ſich aber gleichwol
von denen Zeiten der Pharaonen herſchreiben, ſo muͤſte
doch wohl in einer ſo langen Zeit eine merkliche Veraͤnde-
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[53/0067] in den alleraͤlteſten Zeiten. durch welche Kraft haͤtte wohl dergleichrn Verdickung her- vorgebracht werden koͤnnen? Jhr ſagt: durch eine goͤttli- che, ich finde nichts dabey zu erinnern, als daß es GOtt eben ſo leichte geweſen ſey ſo viel Waſſer zu erſchaffen, und hernach wieder zu vernichten, als die Luft durch zuſam- mendruͤcken in Waſſer zu verwandeln. §. 29. Burnet ſtehet in den Gedanken, das Waſſer ſey vormals alles in der Rinde unſerer Eede eingeſchloſſen ge- weſen, und weil die Ecliptic nicht wie jetzo mit dem Ae- quator einen Winkel von 23 Graden und 29 Minuten gemacht, ſo waͤre in einen gewiſſen Striche der Erde die Rinde derſelben einige Jahrhunderte hindurch dergeſtalt erhitzt worden, daß das unter ihr befindliche Waſſer in Duͤnſte verwandelt worden waͤre, welche durch ihre Ela- ſtieitaͤt die Erdenrinde zerriſſen, und dem unterirdiſchen Waſſer einen Ausgang gemacht haͤtten. Allein, auſſer den oben bereits hiervon angefuͤhrten Schwierigkeiten iſt zu bedenken, daß es gar nicht wahrſcheinlich ſey, daß die Ecliptic ehemals mit dem Aequator einen andern Winkel als jetzo gemacht haben ſollte, indem keine geſchick- tere Bewegung der Erde, welche vor ihre Einwohner ſo vortheilhaft ſeyn ſollte als die jetzige iſt, erdacht werden kan, und man nicht begreift, wodurch der Lauf des Erd- bodens veraͤndert worden waͤre. Ueberdem wiederlegen dieſe Veraͤnderung der Erdbewegung die egyptiſchen Pyramiden. Denn die Reiſenden habenangemerkt, daß dieſe Pyramiden, dieſe erſtaunlichen Proben der menſchli- chen Eitelkeit mit ihren Seiten gerade gegen die Weltge- genden gerichtet ſind. Daher iſt es ſehr vermuthlich, daß ſie ſo mit Fleiß erbauet worden, da ſie ſich aber gleichwol von denen Zeiten der Pharaonen herſchreiben, ſo muͤſte doch wohl in einer ſo langen Zeit eine merkliche Veraͤnde- rung in Anſehung ihrer Lage gegen die Sonne vorgegan- gen D 3

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/67>, abgerufen am 24.11.2024.