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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
daß sie, nachdem sie eine Zeitlang getauret haben, un-
tergehen, und andere an ihre Stelle kommen. Men-
schen und eine unbeschreibliche Menge der Thiere sterben,
aber es kommen immer eben so viel an ihre Stelle, und
man kan nicht beweisen, daß sich eine Art der Thiere von
der Erde völlig verliere, es müste denn durch eine alge-
meine Verwüstung der Erde geschehen. Mit denen Pflan-
zen hat es eine gleiche Beschaffenheit, ia die Metalle und
Steine selbst sind nicht einmal von dieser Regel ausgenom-
men, die Zeit kann sie verwüsten und zermalmen. Es leh-
ren uns aber auch die Naturkündiger, daß alle in dem
Mieneralreich befindliche Sachen von neuen entstehen,
warum solten nun die Planeten und Sonnen von diesem
Gesetze ausgeschlossen seyn? Es ist dieses desto weniger zu
vermuthen, je leichter es zu begreiffen ist, wie sie unter-
gehen, und von neuen hervor gebracht werden können.
Denn es ist aus der Naturlehre bekannt, daß sich auf der
Oberfläche der Sonne Flecken befinden, diese werden von de-
nen Naturkündigern entweder vor Rauch und Dampf ge-
halten, welcher von dem Sonnenfeuer in die Höhe steigt,
oder sie glauben, daß es feste Theile der Sonne sind, wel-
che ihr entweder zur Nahrung dienen, oder schon ausge-
brannt sind, ich glaube, daß sie alle miteinander Recht
haben, und halte dafür, daß diejenigen Flecken von der
erstern Art sind, welche sich länger hinter als vor der Son-
ne befinden, und daß man hingegen diejenigen
Flecke für feste Theile der Sonne anzusehen hat, welche
eben so lange mit erscheinen als verschwinden zubringen.
Denn da die Sonnenwolken weiter von dem Mittelpuncte
der Sonne, als ihre Oberfläche entfernet sind, so ist aus
denen Gründen der Optic leicht zu erweisen, daß sie eine
längere Zeit mit Verschwinden als mit Erscheinen zubrin-
gen müssen. Diejenigen Flecke aber, welche eben so lan-
ge hinter als vor der Sonne sind, müssen sich selbst auf
der Oberfläche der Sonne befinden, warum wolte man

also

Geſchichte der Erde
daß ſie, nachdem ſie eine Zeitlang getauret haben, un-
tergehen, und andere an ihre Stelle kommen. Men-
ſchen und eine unbeſchreibliche Menge der Thiere ſterben,
aber es kommen immer eben ſo viel an ihre Stelle, und
man kan nicht beweiſen, daß ſich eine Art der Thiere von
der Erde voͤllig verliere, es muͤſte denn durch eine alge-
meine Verwuͤſtung der Erde geſchehen. Mit denen Pflan-
zen hat es eine gleiche Beſchaffenheit, ia die Metalle und
Steine ſelbſt ſind nicht einmal von dieſer Regel ausgenom-
men, die Zeit kann ſie verwuͤſten und zermalmen. Es leh-
ren uns aber auch die Naturkuͤndiger, daß alle in dem
Mieneralreich befindliche Sachen von neuen entſtehen,
warum ſolten nun die Planeten und Sonnen von dieſem
Geſetze ausgeſchloſſen ſeyn? Es iſt dieſes deſto weniger zu
vermuthen, je leichter es zu begreiffen iſt, wie ſie unter-
gehen, und von neuen hervor gebracht werden koͤnnen.
Denn es iſt aus der Naturlehre bekannt, daß ſich auf der
Oberflaͤche der Sonne Flecken befinden, dieſe werden von de-
nen Naturkuͤndigern entweder vor Rauch und Dampf ge-
halten, welcher von dem Sonnenfeuer in die Hoͤhe ſteigt,
oder ſie glauben, daß es feſte Theile der Sonne ſind, wel-
che ihr entweder zur Nahrung dienen, oder ſchon ausge-
brannt ſind, ich glaube, daß ſie alle miteinander Recht
haben, und halte dafuͤr, daß diejenigen Flecken von der
erſtern Art ſind, welche ſich laͤnger hinter als vor der Son-
ne befinden, und daß man hingegen diejenigen
Flecke fuͤr feſte Theile der Sonne anzuſehen hat, welche
eben ſo lange mit erſcheinen als verſchwinden zubringen.
Denn da die Sonnenwolken weiter von dem Mittelpuncte
der Sonne, als ihre Oberflaͤche entfernet ſind, ſo iſt aus
denen Gruͤnden der Optic leicht zu erweiſen, daß ſie eine
laͤngere Zeit mit Verſchwinden als mit Erſcheinen zubrin-
gen muͤſſen. Diejenigen Flecke aber, welche eben ſo lan-
ge hinter als vor der Sonne ſind, muͤſſen ſich ſelbſt auf
der Oberflaͤche der Sonne befinden, warum wolte man

alſo
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[36/0044] Geſchichte der Erde daß ſie, nachdem ſie eine Zeitlang getauret haben, un- tergehen, und andere an ihre Stelle kommen. Men- ſchen und eine unbeſchreibliche Menge der Thiere ſterben, aber es kommen immer eben ſo viel an ihre Stelle, und man kan nicht beweiſen, daß ſich eine Art der Thiere von der Erde voͤllig verliere, es muͤſte denn durch eine alge- meine Verwuͤſtung der Erde geſchehen. Mit denen Pflan- zen hat es eine gleiche Beſchaffenheit, ia die Metalle und Steine ſelbſt ſind nicht einmal von dieſer Regel ausgenom- men, die Zeit kann ſie verwuͤſten und zermalmen. Es leh- ren uns aber auch die Naturkuͤndiger, daß alle in dem Mieneralreich befindliche Sachen von neuen entſtehen, warum ſolten nun die Planeten und Sonnen von dieſem Geſetze ausgeſchloſſen ſeyn? Es iſt dieſes deſto weniger zu vermuthen, je leichter es zu begreiffen iſt, wie ſie unter- gehen, und von neuen hervor gebracht werden koͤnnen. Denn es iſt aus der Naturlehre bekannt, daß ſich auf der Oberflaͤche der Sonne Flecken befinden, dieſe werden von de- nen Naturkuͤndigern entweder vor Rauch und Dampf ge- halten, welcher von dem Sonnenfeuer in die Hoͤhe ſteigt, oder ſie glauben, daß es feſte Theile der Sonne ſind, wel- che ihr entweder zur Nahrung dienen, oder ſchon ausge- brannt ſind, ich glaube, daß ſie alle miteinander Recht haben, und halte dafuͤr, daß diejenigen Flecken von der erſtern Art ſind, welche ſich laͤnger hinter als vor der Son- ne befinden, und daß man hingegen diejenigen Flecke fuͤr feſte Theile der Sonne anzuſehen hat, welche eben ſo lange mit erſcheinen als verſchwinden zubringen. Denn da die Sonnenwolken weiter von dem Mittelpuncte der Sonne, als ihre Oberflaͤche entfernet ſind, ſo iſt aus denen Gruͤnden der Optic leicht zu erweiſen, daß ſie eine laͤngere Zeit mit Verſchwinden als mit Erſcheinen zubrin- gen muͤſſen. Diejenigen Flecke aber, welche eben ſo lan- ge hinter als vor der Sonne ſind, muͤſſen ſich ſelbſt auf der Oberflaͤche der Sonne befinden, warum wolte man alſo

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/44>, abgerufen am 24.11.2024.