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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
Seele der ganzen Welt, oder vielmehr nur des edelsten
Theils derselben, des Himmels, dessen Vorsehung und
Macht ihre Gränzen habe, ob sie gleich der Menschen
Macht und Klugheit weit übertreffe. Es gebe verschie-
dene Geister in den vier Theilen der Welt, in der Son-
ne, in den Sternen, in den Bergen, in den Flüssen, in
den Pflanzen, in den Städten, in den Häusern, und
mit einem Wort in allen und jeden Dingen: unter wel-
chen Geistern sie einige für Böse ausgeben, und sie als
die unmittelbare Ursache alles Unglücks und Elendes an-
sehen, dem das menschliche Leben unterworfen ist. Jn-
dem sie nun dergleichen Seelen durch die ganze Natur
austheilen, so wird es ihnen leicht, die Verfassung der-
selben zu erklären, und auf diese Weise den Mangel ei-
ner allmächtigen Kraft und unendlichen Vorsehung zu er-
setzen, die sie keinem Geist, selbst der Seele des Him-
mels nicht zuschreiben. Sie geben zwar zu, daß die
Seele des Himmels mit einer Klugheit und Macht, die
unendlich grösser sey, als der Menschen ihre, auf die Na-
tur
würke; dabey schreiben sie aber doch zugleich einer je-
den Seele eine innerliche Kraft zu, welche von der Him-
mels Seele gar nicht abhänge, und nicht selten den Ab-
sichten der Himmelsseele ganz entgegen würke. Daß also
nach ihrer Meinung der Himmel die ganze Natur regiere,
wie ein König, und die andern Seelen ihm zu gehorchen
verpflichtet seyn, welche er auch mehrentheils solches zu
thun nöthiget; da es indessen doch einige gebe, die zuwei-
len in diesem Stücke ihre Pflicht versäumen, und sich zu
gehorchen weigern. Die Meinung, welche dem gemei-
nem Manne in China niemals offenbaret wird, bestehet
darinne: daß ein Vacuum oder leerer Raum der Anfang
und das Ende aller Dinge sey; daß unsere ersten Eltern
daraus entstanden, und nach ihrem Tode wiederum dar-
ein zurücke gekehret, und daß alle andere Menschen gleich-
falls durch den Tod darinn aufgelöset werden; daß ferner

das

in den alleraͤlteſten Zeiten.
Seele der ganzen Welt, oder vielmehr nur des edelſten
Theils derſelben, des Himmels, deſſen Vorſehung und
Macht ihre Graͤnzen habe, ob ſie gleich der Menſchen
Macht und Klugheit weit uͤbertreffe. Es gebe verſchie-
dene Geiſter in den vier Theilen der Welt, in der Son-
ne, in den Sternen, in den Bergen, in den Fluͤſſen, in
den Pflanzen, in den Staͤdten, in den Haͤuſern, und
mit einem Wort in allen und jeden Dingen: unter wel-
chen Geiſtern ſie einige fuͤr Boͤſe ausgeben, und ſie als
die unmittelbare Urſache alles Ungluͤcks und Elendes an-
ſehen, dem das menſchliche Leben unterworfen iſt. Jn-
dem ſie nun dergleichen Seelen durch die ganze Natur
austheilen, ſo wird es ihnen leicht, die Verfaſſung der-
ſelben zu erklaͤren, und auf dieſe Weiſe den Mangel ei-
ner allmaͤchtigen Kraft und unendlichen Vorſehung zu er-
ſetzen, die ſie keinem Geiſt, ſelbſt der Seele des Him-
mels nicht zuſchreiben. Sie geben zwar zu, daß die
Seele des Himmels mit einer Klugheit und Macht, die
unendlich groͤſſer ſey, als der Menſchen ihre, auf die Na-
tur
wuͤrke; dabey ſchreiben ſie aber doch zugleich einer je-
den Seele eine innerliche Kraft zu, welche von der Him-
mels Seele gar nicht abhaͤnge, und nicht ſelten den Ab-
ſichten der Himmelsſeele ganz entgegen wuͤrke. Daß alſo
nach ihrer Meinung der Himmel die ganze Natur regiere,
wie ein Koͤnig, und die andern Seelen ihm zu gehorchen
verpflichtet ſeyn, welche er auch mehrentheils ſolches zu
thun noͤthiget; da es indeſſen doch einige gebe, die zuwei-
len in dieſem Stuͤcke ihre Pflicht verſaͤumen, und ſich zu
gehorchen weigern. Die Meinung, welche dem gemei-
nem Manne in China niemals offenbaret wird, beſtehet
darinne: daß ein Vacuum oder leerer Raum der Anfang
und das Ende aller Dinge ſey; daß unſere erſten Eltern
daraus entſtanden, und nach ihrem Tode wiederum dar-
ein zuruͤcke gekehret, und daß alle andere Menſchen gleich-
falls durch den Tod darinn aufgeloͤſet werden; daß ferner

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[27/0035] in den alleraͤlteſten Zeiten. Seele der ganzen Welt, oder vielmehr nur des edelſten Theils derſelben, des Himmels, deſſen Vorſehung und Macht ihre Graͤnzen habe, ob ſie gleich der Menſchen Macht und Klugheit weit uͤbertreffe. Es gebe verſchie- dene Geiſter in den vier Theilen der Welt, in der Son- ne, in den Sternen, in den Bergen, in den Fluͤſſen, in den Pflanzen, in den Staͤdten, in den Haͤuſern, und mit einem Wort in allen und jeden Dingen: unter wel- chen Geiſtern ſie einige fuͤr Boͤſe ausgeben, und ſie als die unmittelbare Urſache alles Ungluͤcks und Elendes an- ſehen, dem das menſchliche Leben unterworfen iſt. Jn- dem ſie nun dergleichen Seelen durch die ganze Natur austheilen, ſo wird es ihnen leicht, die Verfaſſung der- ſelben zu erklaͤren, und auf dieſe Weiſe den Mangel ei- ner allmaͤchtigen Kraft und unendlichen Vorſehung zu er- ſetzen, die ſie keinem Geiſt, ſelbſt der Seele des Him- mels nicht zuſchreiben. Sie geben zwar zu, daß die Seele des Himmels mit einer Klugheit und Macht, die unendlich groͤſſer ſey, als der Menſchen ihre, auf die Na- tur wuͤrke; dabey ſchreiben ſie aber doch zugleich einer je- den Seele eine innerliche Kraft zu, welche von der Him- mels Seele gar nicht abhaͤnge, und nicht ſelten den Ab- ſichten der Himmelsſeele ganz entgegen wuͤrke. Daß alſo nach ihrer Meinung der Himmel die ganze Natur regiere, wie ein Koͤnig, und die andern Seelen ihm zu gehorchen verpflichtet ſeyn, welche er auch mehrentheils ſolches zu thun noͤthiget; da es indeſſen doch einige gebe, die zuwei- len in dieſem Stuͤcke ihre Pflicht verſaͤumen, und ſich zu gehorchen weigern. Die Meinung, welche dem gemei- nem Manne in China niemals offenbaret wird, beſtehet darinne: daß ein Vacuum oder leerer Raum der Anfang und das Ende aller Dinge ſey; daß unſere erſten Eltern daraus entſtanden, und nach ihrem Tode wiederum dar- ein zuruͤcke gekehret, und daß alle andere Menſchen gleich- falls durch den Tod darinn aufgeloͤſet werden; daß ferner das

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/35>, abgerufen am 21.11.2024.