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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
dieser Vermischung aber aller Dinge mit einander seyen
sowol Himmel und Erde, als auch das ganze Geschlecht
der unsterblichen Götter entstanden. Jn Wahrheit He-
siodus
muß kein Feind des schönen Geschlechts gewesen
seyn, denn hätte er die Liebe nicht gekannt, warum sollte
er uns so viel von derselben erzählt, und ihr so gar die
Hervorbringung der Welt zugeschrieben haben.

§. 9.

Anaximenes gab vor, daß eine unendliche Luft der
erste Ursprung aller Dinge sey, daß aber diese daraus
entstandene Dinge insgesammt endlich seyn, auch derein-
sten wieder darein zurück kehren werden. Seiner Mei-
nung nach sind alle Dinge aus einer allmähligen Verdi-
ckung und Verdünnnung dieser Luft entstanden; daß die
Erde, Wasser und Feuer, zuerst hervorgebracht worden,
hernach die übrigen Theile der Welt. Wobey er vermei-
net, daß die Bewegung ewig sey; daß die Hitze der Son-
ne von ihren schnellen Lauffe entstehe; daß die Luft die Welt
zusammen halte, wie die Seele, welche er auch für Luft
gehalten, den menschlichen Leib erhalte.

§. 10.

Leucippus, Democritus und Epicurus setzten
alle Zahlen, Verhältnisse, Harmonien, Jdeen, Quali-
täten und elementarische Gestalten beyseite. Es ergrif sie
ein physicalischer Eifer, welcher verursachte, daß sie dieses
alles als ein mühsam ersonnenes Nichts verwarfen, und
den rühmlichen Entschluß faßten, die Körper selbst zu
untersuchen, von denenselben physisch und mechanisch
zu philosophiren, und alles aus der Figur, Grösse und La-
ge der Theile herzuleiten. So rühmlich, so vernünftig
und lobenswürdig dieser Entschluß war, so sehr ist es zu
beklagen, daß sie ihr Vorhaben nicht mit bessern Erfolge
bewerkstelliget haben. Denn die Lehre des Leucippus

und
B 2

in den alleraͤlteſten Zeiten.
dieſer Vermiſchung aber aller Dinge mit einander ſeyen
ſowol Himmel und Erde, als auch das ganze Geſchlecht
der unſterblichen Goͤtter entſtanden. Jn Wahrheit He-
ſiodus
muß kein Feind des ſchoͤnen Geſchlechts geweſen
ſeyn, denn haͤtte er die Liebe nicht gekannt, warum ſollte
er uns ſo viel von derſelben erzaͤhlt, und ihr ſo gar die
Hervorbringung der Welt zugeſchrieben haben.

§. 9.

Anaximenes gab vor, daß eine unendliche Luft der
erſte Urſprung aller Dinge ſey, daß aber dieſe daraus
entſtandene Dinge insgeſammt endlich ſeyn, auch derein-
ſten wieder darein zuruͤck kehren werden. Seiner Mei-
nung nach ſind alle Dinge aus einer allmaͤhligen Verdi-
ckung und Verduͤnnnung dieſer Luft entſtanden; daß die
Erde, Waſſer und Feuer, zuerſt hervorgebracht worden,
hernach die uͤbrigen Theile der Welt. Wobey er vermei-
net, daß die Bewegung ewig ſey; daß die Hitze der Son-
ne von ihren ſchnellen Lauffe entſtehe; daß die Luft die Welt
zuſammen halte, wie die Seele, welche er auch fuͤr Luft
gehalten, den menſchlichen Leib erhalte.

§. 10.

Leucippus, Democritus und Epicurus ſetzten
alle Zahlen, Verhaͤltniſſe, Harmonien, Jdeen, Quali-
taͤten und elementariſche Geſtalten beyſeite. Es ergrif ſie
ein phyſicaliſcher Eifer, welcher verurſachte, daß ſie dieſes
alles als ein muͤhſam erſonnenes Nichts verwarfen, und
den ruͤhmlichen Entſchluß faßten, die Koͤrper ſelbſt zu
unterſuchen, von denenſelben phyſiſch und mechaniſch
zu philoſophiren, und alles aus der Figur, Groͤſſe und La-
ge der Theile herzuleiten. So ruͤhmlich, ſo vernuͤnftig
und lobenswuͤrdig dieſer Entſchluß war, ſo ſehr iſt es zu
beklagen, daß ſie ihr Vorhaben nicht mit beſſern Erfolge
bewerkſtelliget haben. Denn die Lehre des Leucippus

und
B 2
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[19/0027] in den alleraͤlteſten Zeiten. dieſer Vermiſchung aber aller Dinge mit einander ſeyen ſowol Himmel und Erde, als auch das ganze Geſchlecht der unſterblichen Goͤtter entſtanden. Jn Wahrheit He- ſiodus muß kein Feind des ſchoͤnen Geſchlechts geweſen ſeyn, denn haͤtte er die Liebe nicht gekannt, warum ſollte er uns ſo viel von derſelben erzaͤhlt, und ihr ſo gar die Hervorbringung der Welt zugeſchrieben haben. §. 9. Anaximenes gab vor, daß eine unendliche Luft der erſte Urſprung aller Dinge ſey, daß aber dieſe daraus entſtandene Dinge insgeſammt endlich ſeyn, auch derein- ſten wieder darein zuruͤck kehren werden. Seiner Mei- nung nach ſind alle Dinge aus einer allmaͤhligen Verdi- ckung und Verduͤnnnung dieſer Luft entſtanden; daß die Erde, Waſſer und Feuer, zuerſt hervorgebracht worden, hernach die uͤbrigen Theile der Welt. Wobey er vermei- net, daß die Bewegung ewig ſey; daß die Hitze der Son- ne von ihren ſchnellen Lauffe entſtehe; daß die Luft die Welt zuſammen halte, wie die Seele, welche er auch fuͤr Luft gehalten, den menſchlichen Leib erhalte. §. 10. Leucippus, Democritus und Epicurus ſetzten alle Zahlen, Verhaͤltniſſe, Harmonien, Jdeen, Quali- taͤten und elementariſche Geſtalten beyſeite. Es ergrif ſie ein phyſicaliſcher Eifer, welcher verurſachte, daß ſie dieſes alles als ein muͤhſam erſonnenes Nichts verwarfen, und den ruͤhmlichen Entſchluß faßten, die Koͤrper ſelbſt zu unterſuchen, von denenſelben phyſiſch und mechaniſch zu philoſophiren, und alles aus der Figur, Groͤſſe und La- ge der Theile herzuleiten. So ruͤhmlich, ſo vernuͤnftig und lobenswuͤrdig dieſer Entſchluß war, ſo ſehr iſt es zu beklagen, daß ſie ihr Vorhaben nicht mit beſſern Erfolge bewerkſtelliget haben. Denn die Lehre des Leucippus und B 2

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/27>, abgerufen am 22.11.2024.