Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. öffters nach der Perpendikularlienie geschiehet, und da inihnen die Fische jederzeit so liegen, daß sie nicht mit dem Horitzonte sondern mit den Schieferplatten parallel sind. Weder ein einziges Erdbeben noch eine allgemeine Ueber- schwemmung können dieses verursacht haben, sondern es müssen die Schiefer, nachdem sie schon fertig gewesen, durch eine grosse Gewalt aufs neue zerrissen worden seyn, wie auch aus denen oben angeführten Gründen mit mehrerern erhellet. Aber was ist dieses für eine Gewalt gewesen, die aufs neue dergleichen entsetzliche Zerrüttungen verur- sacht hat? Ich finde wieder nichts das sich besser dazu schickt, als ein Erdbeben. Vielleicht sind deren mehrere vorgegangen, vielleicht ist es nicht allgemein gewesen, son- dern hat sich nur zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Ländern zugetragen. Alles dieses ist ungewiß, und kan nicht entschieden werden. §. 91. Wenn wir alles das, was hier gesagt worden sche L 3
in den alleraͤlteſten Zeiten. oͤffters nach der Perpendikularlienie geſchiehet, und da inihnen die Fiſche jederzeit ſo liegen, daß ſie nicht mit dem Horitzonte ſondern mit den Schieferplatten parallel ſind. Weder ein einziges Erdbeben noch eine allgemeine Ueber- ſchwemmung koͤnnen dieſes verurſacht haben, ſondern es muͤſſen die Schiefer, nachdem ſie ſchon fertig geweſen, durch eine groſſe Gewalt aufs neue zerriſſen worden ſeyn, wie auch aus denen oben angefuͤhrten Gruͤnden mit mehrerern erhellet. Aber was iſt dieſes fuͤr eine Gewalt geweſen, die aufs neue dergleichen entſetzliche Zerruͤttungen verur- ſacht hat? Ich finde wieder nichts das ſich beſſer dazu ſchickt, als ein Erdbeben. Vielleicht ſind deren mehrere vorgegangen, vielleicht iſt es nicht allgemein geweſen, ſon- dern hat ſich nur zu verſchiedenen Zeiten in verſchiedenen Laͤndern zugetragen. Alles dieſes iſt ungewiß, und kan nicht entſchieden werden. §. 91. Wenn wir alles das, was hier geſagt worden ſche L 3
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
oͤffters nach der Perpendikularlienie geſchiehet, und da in
ihnen die Fiſche jederzeit ſo liegen, daß ſie nicht mit dem
Horitzonte ſondern mit den Schieferplatten parallel ſind.
Weder ein einziges Erdbeben noch eine allgemeine Ueber-
ſchwemmung koͤnnen dieſes verurſacht haben, ſondern es
muͤſſen die Schiefer, nachdem ſie ſchon fertig geweſen, durch
eine groſſe Gewalt aufs neue zerriſſen worden ſeyn, wie
auch aus denen oben angefuͤhrten Gruͤnden mit mehrerern
erhellet. Aber was iſt dieſes fuͤr eine Gewalt geweſen,
die aufs neue dergleichen entſetzliche Zerruͤttungen verur-
ſacht hat? Ich finde wieder nichts das ſich beſſer dazu
ſchickt, als ein Erdbeben. Vielleicht ſind deren mehrere
vorgegangen, vielleicht iſt es nicht allgemein geweſen, ſon-
dern hat ſich nur zu verſchiedenen Zeiten in verſchiedenen
Laͤndern zugetragen. Alles dieſes iſt ungewiß, und kan
nicht entſchieden werden.
§. 91.
Wenn wir alles das, was hier geſagt worden
iſt, zuſammen nehmen: ſo erhellet daraus ſo viel,
daß drey Hauptveraͤnderungen mit der Erde vor-
gegangen ſeyn muͤſſen, davon keine Nachrichten
vorhanden ſind, nemlich zwey Erdbeben und ei-
ne Ueberſchwemmung. Denn man kan mit keiner
voͤlligen Gewißheit ſagen, ob diejenige Ueber-
ſchwemmung, deren Wuͤrklichkeit ich erwieſen
habe, mit der Suͤndfluth einerley ſey; oder ob
ſie ſich nicht lange vorher zugetragen. Erſtlich
iſt die Erde uͤber und uͤber fluͤßig geweſen, und
hat durch das taͤgliche Umdrehen um ihre Achſe
eine ſphaͤroidiſche Geſtalt bekommen, und in den
damahligen Waſſern haben ſich vermuthlich Fi-
ſche befunden. Darauf iſt ein Erdbeben, oder
vielmehr eine Entzuͤndung des ganzen Erdbodens
gefolgt, wodurch das Waſſer verraucht, die Fi-
ſche
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