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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
sich nicht allein die beschriebenen Bänke, Schiefern und
Striche öfters gar bis zum Perpendikel neigen: sondern
daß selbige auch gar sehr zerrissen und zerbrochen sind; sol-
chergestalt, daß man sparsam einem Schiefer von einem
# Schuh ohne Schrick und Riß finden wird. Es sind
aber die meisten Brüche und Lücken wieder zugeheilet, in
den Liegenden mit Spaat, einer Eisenschüßigen Materie,
auch Sand und dergleichen. In denen Schiefern ist die-
ser weisse Spaat öfters mit Kupferkieß, Kobald und an-
dern Bergarthen vermenget. Dieses Sinken derer Flötze
hat sich bis an die oberste Erdfläche erstrecket und neue
Berge gemacht, welches daraus klar wird, daß das Strei-
chen und Fallen auch andere Veränderungen derer Schie-
ferflötze, mit den Streichen und Fallen und denen Ver-
änderung derer Gebürge übereinkommt. Ermeldetes
Sinken und Brechen hat aber nicht eher geschehen kön-
nen, bis nach den ersten Umsturz alles wieder zusammen
gewachsen und ein ganzes geworden. Der Beweiß ist
leicht. Wenn die steinigte Materie so einen Riß in oft
erwehnter groben Bank zusammen geheilet, durch die
Luft mürbe geworden, daß man sie bequem herauskratzen
kan, so passen die bunten Steine, wie sie nach der Dire-
ction des Risses getroffen worden, so nett auf einander,
als die Flocken an einer zerschnittenen Rothwurst; dieses
aber hätte unmöglich geschehen können, wenn nicht durch
den beständigen Zugang des Wassers, so allezeit diese
Steinmaterie mit sich führet, der zusammen getriebenen
Steingrauß, wie eine Wurst durch das Blut und Ko-
chen, zu einem festen Stück gewachsen wäre. Und hier-
durch wäre der zweyte Umsturz auch erwiesen.

Der dritte ist eben so klar. Denn da kein Stein ohne
Wasser oder an freyer Luft wachsen und sich anlegen kan:
jedoch aber die zusammengeheileten und mit einer dritten
Materie, so man einem Steinknorpel nennen könnte, wie-
der zugefülleten Risse, öffentlich an freyer Luft, hin- und

wieder,

in den alleraͤlteſten Zeiten.
ſich nicht allein die beſchriebenen Baͤnke, Schiefern und
Striche oͤfters gar bis zum Perpendikel neigen: ſondern
daß ſelbige auch gar ſehr zerriſſen und zerbrochen ſind; ſol-
chergeſtalt, daß man ſparſam einem Schiefer von einem
□ Schuh ohne Schrick und Riß finden wird. Es ſind
aber die meiſten Bruͤche und Luͤcken wieder zugeheilet, in
den Liegenden mit Spaat, einer Eiſenſchuͤßigen Materie,
auch Sand und dergleichen. In denen Schiefern iſt die-
ſer weiſſe Spaat oͤfters mit Kupferkieß, Kobald und an-
dern Bergarthen vermenget. Dieſes Sinken derer Floͤtze
hat ſich bis an die oberſte Erdflaͤche erſtrecket und neue
Berge gemacht, welches daraus klar wird, daß das Strei-
chen und Fallen auch andere Veraͤnderungen derer Schie-
ferfloͤtze, mit den Streichen und Fallen und denen Ver-
aͤnderung derer Gebuͤrge uͤbereinkommt. Ermeldetes
Sinken und Brechen hat aber nicht eher geſchehen koͤn-
nen, bis nach den erſten Umſturz alles wieder zuſammen
gewachſen und ein ganzes geworden. Der Beweiß iſt
leicht. Wenn die ſteinigte Materie ſo einen Riß in oft
erwehnter groben Bank zuſammen geheilet, durch die
Luft muͤrbe geworden, daß man ſie bequem herauskratzen
kan, ſo paſſen die bunten Steine, wie ſie nach der Dire-
ction des Riſſes getroffen worden, ſo nett auf einander,
als die Flocken an einer zerſchnittenen Rothwurſt; dieſes
aber haͤtte unmoͤglich geſchehen koͤnnen, wenn nicht durch
den beſtaͤndigen Zugang des Waſſers, ſo allezeit dieſe
Steinmaterie mit ſich fuͤhret, der zuſammen getriebenen
Steingrauß, wie eine Wurſt durch das Blut und Ko-
chen, zu einem feſten Stuͤck gewachſen waͤre. Und hier-
durch waͤre der zweyte Umſturz auch erwieſen.

Der dritte iſt eben ſo klar. Denn da kein Stein ohne
Waſſer oder an freyer Luft wachſen und ſich anlegen kan:
jedoch aber die zuſammengeheileten und mit einer dritten
Materie, ſo man einem Steinknorpel nennen koͤnnte, wie-
der zugefuͤlleten Riſſe, oͤffentlich an freyer Luft, hin- und

wieder,
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[159/0173] in den alleraͤlteſten Zeiten. ſich nicht allein die beſchriebenen Baͤnke, Schiefern und Striche oͤfters gar bis zum Perpendikel neigen: ſondern daß ſelbige auch gar ſehr zerriſſen und zerbrochen ſind; ſol- chergeſtalt, daß man ſparſam einem Schiefer von einem □ Schuh ohne Schrick und Riß finden wird. Es ſind aber die meiſten Bruͤche und Luͤcken wieder zugeheilet, in den Liegenden mit Spaat, einer Eiſenſchuͤßigen Materie, auch Sand und dergleichen. In denen Schiefern iſt die- ſer weiſſe Spaat oͤfters mit Kupferkieß, Kobald und an- dern Bergarthen vermenget. Dieſes Sinken derer Floͤtze hat ſich bis an die oberſte Erdflaͤche erſtrecket und neue Berge gemacht, welches daraus klar wird, daß das Strei- chen und Fallen auch andere Veraͤnderungen derer Schie- ferfloͤtze, mit den Streichen und Fallen und denen Ver- aͤnderung derer Gebuͤrge uͤbereinkommt. Ermeldetes Sinken und Brechen hat aber nicht eher geſchehen koͤn- nen, bis nach den erſten Umſturz alles wieder zuſammen gewachſen und ein ganzes geworden. Der Beweiß iſt leicht. Wenn die ſteinigte Materie ſo einen Riß in oft erwehnter groben Bank zuſammen geheilet, durch die Luft muͤrbe geworden, daß man ſie bequem herauskratzen kan, ſo paſſen die bunten Steine, wie ſie nach der Dire- ction des Riſſes getroffen worden, ſo nett auf einander, als die Flocken an einer zerſchnittenen Rothwurſt; dieſes aber haͤtte unmoͤglich geſchehen koͤnnen, wenn nicht durch den beſtaͤndigen Zugang des Waſſers, ſo allezeit dieſe Steinmaterie mit ſich fuͤhret, der zuſammen getriebenen Steingrauß, wie eine Wurſt durch das Blut und Ko- chen, zu einem feſten Stuͤck gewachſen waͤre. Und hier- durch waͤre der zweyte Umſturz auch erwieſen. Der dritte iſt eben ſo klar. Denn da kein Stein ohne Waſſer oder an freyer Luft wachſen und ſich anlegen kan: jedoch aber die zuſammengeheileten und mit einer dritten Materie, ſo man einem Steinknorpel nennen koͤnnte, wie- der zugefuͤlleten Riſſe, oͤffentlich an freyer Luft, hin- und wieder,

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/173>, abgerufen am 24.11.2024.