Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. Wenn wir ihnen nun glauben sollen, daß diese Fleckennichts anders als Wasser sind, so kan es nicht fehlen, es muß dieses Wasser seine Grenzen verändert haben. Was heist dieses aber anders, als daß besondere Ueberschwem- mungen in ihnen vorgegangen sind? In dem Jupiter, in welchen sowohl wegen seiner Grösse, als des schnellen Umdrehens um seine Achse, worzu er nicht mehr als neun Stunden und sechs und funfzig Minuten gebraucht, die Bewegung am allergeschwindesten, und also auch die Cen- trifugalkraft des Wassers in Ansehung aller übrigen Pla- neten am allergrösten ist, in diesen Planeten, sage ich, müste dem, was hier angeführt ist, zu folge, nichts ge- wöhnlicher seyn, als eine Ueberschwemmung. Sind aber nicht auch die Binden des Jupiters die deutlichsten Be- weißthümer davon? Denn es ist aus den Gründen der Phoronomie leicht zu beweisen, daß in einen Planeten, welcher sich schnell um seine Achse herumdrehet, das Was- ser dergestalt austreten müsse, daß sein Lauf mit dem Ae- quator parallel sey. Vermuthlich sind also die Einwoh- ner des Jupiters wie die Frösche, welche sowohl in Was- ser als in der Luft leben können. Ein neuer Beweiß, daß die Menschen die erhabensten Geschöpffe sind, und daß al- les um ihrentwillen gemacht ist. Zum wenigsten behau- pten sie es mit eben dem Rechte, mit welchen eine gelehr- te Käsemilbe sagen könnte, daß nicht nur der Käse, son- dern auch die Stube, darinne er stünde, zu ihrer Bequem- lichkeit und Vergnügen gemacht worden wäre. Aber giebt es in den Mercur und Saturn keine Ueberschwemmun- gen? Man kan dieses nicht wissen. Denn der erstere ist der Sonne zu nahe, und verbirgt sich fast beständig in ih- re Strahlen, der letztere aber ist allzuweit von ihr und uns entfernt, als daß man Flecken darinne hätte wahrneh- men können. Was den Mond anbetrifft, so nimmt man freylich darinnen keine sonderlichen Veränderungen der Flecken wahr. Aber die Ursache davon ist auch leicht zu be- J 3
in den alleraͤlteſten Zeiten. Wenn wir ihnen nun glauben ſollen, daß dieſe Fleckennichts anders als Waſſer ſind, ſo kan es nicht fehlen, es muß dieſes Waſſer ſeine Grenzen veraͤndert haben. Was heiſt dieſes aber anders, als daß beſondere Ueberſchwem- mungen in ihnen vorgegangen ſind? In dem Jupiter, in welchen ſowohl wegen ſeiner Groͤſſe, als des ſchnellen Umdrehens um ſeine Achſe, worzu er nicht mehr als neun Stunden und ſechs und funfzig Minuten gebraucht, die Bewegung am allergeſchwindeſten, und alſo auch die Cen- trifugalkraft des Waſſers in Anſehung aller uͤbrigen Pla- neten am allergroͤſten iſt, in dieſen Planeten, ſage ich, muͤſte dem, was hier angefuͤhrt iſt, zu folge, nichts ge- woͤhnlicher ſeyn, als eine Ueberſchwemmung. Sind aber nicht auch die Binden des Jupiters die deutlichſten Be- weißthuͤmer davon? Denn es iſt aus den Gruͤnden der Phoronomie leicht zu beweiſen, daß in einen Planeten, welcher ſich ſchnell um ſeine Achſe herumdrehet, das Waſ- ſer dergeſtalt austreten muͤſſe, daß ſein Lauf mit dem Ae- quator parallel ſey. Vermuthlich ſind alſo die Einwoh- ner des Jupiters wie die Froͤſche, welche ſowohl in Waſ- ſer als in der Luft leben koͤnnen. Ein neuer Beweiß, daß die Menſchen die erhabenſten Geſchoͤpffe ſind, und daß al- les um ihrentwillen gemacht iſt. Zum wenigſten behau- pten ſie es mit eben dem Rechte, mit welchen eine gelehr- te Kaͤſemilbe ſagen koͤnnte, daß nicht nur der Kaͤſe, ſon- dern auch die Stube, darinne er ſtuͤnde, zu ihrer Bequem- lichkeit und Vergnuͤgen gemacht worden waͤre. Aber giebt es in den Mercur und Saturn keine Ueberſchwemmun- gen? Man kan dieſes nicht wiſſen. Denn der erſtere iſt der Sonne zu nahe, und verbirgt ſich faſt beſtaͤndig in ih- re Strahlen, der letztere aber iſt allzuweit von ihr und uns entfernt, als daß man Flecken darinne haͤtte wahrneh- men koͤnnen. Was den Mond anbetrifft, ſo nimmt man freylich darinnen keine ſonderlichen Veraͤnderungen der Flecken wahr. Aber die Urſache davon iſt auch leicht zu be- J 3
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
Wenn wir ihnen nun glauben ſollen, daß dieſe Flecken
nichts anders als Waſſer ſind, ſo kan es nicht fehlen, es
muß dieſes Waſſer ſeine Grenzen veraͤndert haben. Was
heiſt dieſes aber anders, als daß beſondere Ueberſchwem-
mungen in ihnen vorgegangen ſind? In dem Jupiter,
in welchen ſowohl wegen ſeiner Groͤſſe, als des ſchnellen
Umdrehens um ſeine Achſe, worzu er nicht mehr als neun
Stunden und ſechs und funfzig Minuten gebraucht, die
Bewegung am allergeſchwindeſten, und alſo auch die Cen-
trifugalkraft des Waſſers in Anſehung aller uͤbrigen Pla-
neten am allergroͤſten iſt, in dieſen Planeten, ſage ich,
muͤſte dem, was hier angefuͤhrt iſt, zu folge, nichts ge-
woͤhnlicher ſeyn, als eine Ueberſchwemmung. Sind aber
nicht auch die Binden des Jupiters die deutlichſten Be-
weißthuͤmer davon? Denn es iſt aus den Gruͤnden der
Phoronomie leicht zu beweiſen, daß in einen Planeten,
welcher ſich ſchnell um ſeine Achſe herumdrehet, das Waſ-
ſer dergeſtalt austreten muͤſſe, daß ſein Lauf mit dem Ae-
quator parallel ſey. Vermuthlich ſind alſo die Einwoh-
ner des Jupiters wie die Froͤſche, welche ſowohl in Waſ-
ſer als in der Luft leben koͤnnen. Ein neuer Beweiß, daß
die Menſchen die erhabenſten Geſchoͤpffe ſind, und daß al-
les um ihrentwillen gemacht iſt. Zum wenigſten behau-
pten ſie es mit eben dem Rechte, mit welchen eine gelehr-
te Kaͤſemilbe ſagen koͤnnte, daß nicht nur der Kaͤſe, ſon-
dern auch die Stube, darinne er ſtuͤnde, zu ihrer Bequem-
lichkeit und Vergnuͤgen gemacht worden waͤre. Aber giebt
es in den Mercur und Saturn keine Ueberſchwemmun-
gen? Man kan dieſes nicht wiſſen. Denn der erſtere iſt
der Sonne zu nahe, und verbirgt ſich faſt beſtaͤndig in ih-
re Strahlen, der letztere aber iſt allzuweit von ihr und
uns entfernt, als daß man Flecken darinne haͤtte wahrneh-
men koͤnnen. Was den Mond anbetrifft, ſo nimmt man
freylich darinnen keine ſonderlichen Veraͤnderungen der
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