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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
weit von meinem Zwecke ableiten. Es ist genug, daß
man zugeben muß: es seyen dieses ehemals würkliche Thie-
re gewesen; und daß ehemahls, wo sie gefunden werden,
Wasser gestanden haben müsse. Es mag nun dieses von
einer allgemeinen oder besondern Ueberschwemmung ver-
standen werden. Daß es aber würklich in denen alten
Zeiten dergleichen besondere Ueberschwemmungen gegeben
habe, davon will ich einiges aus dem Rajus anführen.
Plato erzehlet in seinem Timäo, daß die egyptischen
Priester, Soloni, dem atheniensischen Gesetzgeber, der
ohngefehr 600. Jahr vor Christi Geburt gelebet, berichtet;
welchergestalt vor uralten Zeiten ausserhalb der Strasse
von Gibraltar, ein grosses Eyland, noch grösser als
Africa und Asien zusammen gewesen, so Atlantis geheis-
sen, welches nach der Zeit durch ein gewaltiges Erdbeben
und grausame Wasserfluth, in einem Tage und Nacht
völlig überschwemmet, und von dem Meer unter Wasser
gesetzt worden. Woraus man muthmassen mag, daß die
alte und neue Welt zuerst aneinander gelegen, oder doch
wenigstens vermittelst dieser darzwischen kommenden In-
seln
nicht eben gar weit von einander entfernt gewesen.
Daß die Insel Sicilien vor alten Zeiten durch Austre-
tung oder Einbrechung des Meers von Italien abgerissen
worden, wird insgemein geglaubet; und es ist noch ein
Denkmahl selbst an dem Nahmen der Stadt Rhegio davon
beybehalten, die auf dem Freto oder der Meerenge lieget,
so Italien und Sicilien von einander absondert, wel-
ches so viel als abreissen bedeutet.

Ovid. Metam. lib. 15. - - Zancle quoque juncta fuisse
Dicitur Italiae, donec confinia pontus
Abstulit, et media rellurem reppulit
unda.

Desglei-
G

in den alleraͤlteſten Zeiten.
weit von meinem Zwecke ableiten. Es iſt genug, daß
man zugeben muß: es ſeyen dieſes ehemals wuͤrkliche Thie-
re geweſen; und daß ehemahls, wo ſie gefunden werden,
Waſſer geſtanden haben muͤſſe. Es mag nun dieſes von
einer allgemeinen oder beſondern Ueberſchwemmung ver-
ſtanden werden. Daß es aber wuͤrklich in denen alten
Zeiten dergleichen beſondere Ueberſchwemmungen gegeben
habe, davon will ich einiges aus dem Rajus anfuͤhren.
Plato erzehlet in ſeinem Timaͤo, daß die egyptiſchen
Prieſter, Soloni, dem athenienſiſchen Geſetzgeber, der
ohngefehr 600. Jahr vor Chriſti Geburt gelebet, berichtet;
welchergeſtalt vor uralten Zeiten auſſerhalb der Straſſe
von Gibraltar, ein groſſes Eyland, noch groͤſſer als
Africa und Aſien zuſammen geweſen, ſo Atlantis geheiſ-
ſen, welches nach der Zeit durch ein gewaltiges Erdbeben
und grauſame Waſſerfluth, in einem Tage und Nacht
voͤllig uͤberſchwemmet, und von dem Meer unter Waſſer
geſetzt worden. Woraus man muthmaſſen mag, daß die
alte und neue Welt zuerſt aneinander gelegen, oder doch
wenigſtens vermittelſt dieſer darzwiſchen kommenden In-
ſeln
nicht eben gar weit von einander entfernt geweſen.
Daß die Inſel Sicilien vor alten Zeiten durch Austre-
tung oder Einbrechung des Meers von Italien abgeriſſen
worden, wird insgemein geglaubet; und es iſt noch ein
Denkmahl ſelbſt an dem Nahmen der Stadt Rhegio davon
beybehalten, die auf dem Freto oder der Meerenge lieget,
ſo Italien und Sicilien von einander abſondert, wel-
ches ſo viel als abreiſſen bedeutet.

Ovid. Metam. lib. 15. ‒ ‒ Zancle quoque juncta fuiſſe
Dicitur Italiæ, donec confinia pontus
Abſtulit, et media rellurem reppulit
unda.

Desglei-
G
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[97/0111] in den alleraͤlteſten Zeiten. weit von meinem Zwecke ableiten. Es iſt genug, daß man zugeben muß: es ſeyen dieſes ehemals wuͤrkliche Thie- re geweſen; und daß ehemahls, wo ſie gefunden werden, Waſſer geſtanden haben muͤſſe. Es mag nun dieſes von einer allgemeinen oder beſondern Ueberſchwemmung ver- ſtanden werden. Daß es aber wuͤrklich in denen alten Zeiten dergleichen beſondere Ueberſchwemmungen gegeben habe, davon will ich einiges aus dem Rajus anfuͤhren. Plato erzehlet in ſeinem Timaͤo, daß die egyptiſchen Prieſter, Soloni, dem athenienſiſchen Geſetzgeber, der ohngefehr 600. Jahr vor Chriſti Geburt gelebet, berichtet; welchergeſtalt vor uralten Zeiten auſſerhalb der Straſſe von Gibraltar, ein groſſes Eyland, noch groͤſſer als Africa und Aſien zuſammen geweſen, ſo Atlantis geheiſ- ſen, welches nach der Zeit durch ein gewaltiges Erdbeben und grauſame Waſſerfluth, in einem Tage und Nacht voͤllig uͤberſchwemmet, und von dem Meer unter Waſſer geſetzt worden. Woraus man muthmaſſen mag, daß die alte und neue Welt zuerſt aneinander gelegen, oder doch wenigſtens vermittelſt dieſer darzwiſchen kommenden In- ſeln nicht eben gar weit von einander entfernt geweſen. Daß die Inſel Sicilien vor alten Zeiten durch Austre- tung oder Einbrechung des Meers von Italien abgeriſſen worden, wird insgemein geglaubet; und es iſt noch ein Denkmahl ſelbſt an dem Nahmen der Stadt Rhegio davon beybehalten, die auf dem Freto oder der Meerenge lieget, ſo Italien und Sicilien von einander abſondert, wel- ches ſo viel als abreiſſen bedeutet. Ovid. Metam. lib. 15. ‒ ‒ Zancle quoque juncta fuiſſe Dicitur Italiæ, donec confinia pontus Abſtulit, et media rellurem reppulit unda. Desglei- G

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/111>, abgerufen am 22.11.2024.