Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.Geschichte der Erde nur der gemeine Mann, sondern auch einige Steinver-ständige in den Gedanken stehen, es müsten dieselben vor dem weich gewesen seyn. Bey den Welbesholze in der Grafschaft Mannsfeld befindet sich ein Stein von dieser Art, darinnen in der mitten ein grosses Loch anzu- treffen ist. Will man wissen, wie es hineingekommen; so dienet zur Antwort: es habe Graf Hoyer von Manns- feld vor der Schlacht beym Welbesholze mit der Hand hineingegriffen als in einen Wäitzenteig. Könnte man wohl einen überzeugernden Beweiß, als dieser ist, anführen, um darzuthun, daß die Steine ehemals flüßig gewesen? §. 51. Noch vielmehr scheinen sich diejenigen zu betrügen, er-
Geſchichte der Erde nur der gemeine Mann, ſondern auch einige Steinver-ſtaͤndige in den Gedanken ſtehen, es muͤſten dieſelben vor dem weich geweſen ſeyn. Bey den Welbesholze in der Grafſchaft Mannsfeld befindet ſich ein Stein von dieſer Art, darinnen in der mitten ein groſſes Loch anzu- treffen iſt. Will man wiſſen, wie es hineingekommen; ſo dienet zur Antwort: es habe Graf Hoyer von Manns- feld vor der Schlacht beym Welbesholze mit der Hand hineingegriffen als in einen Waͤitzenteig. Koͤnnte man wohl einen uͤberzeugernden Beweiß, als dieſer iſt, anfuͤhren, um darzuthun, daß die Steine ehemals fluͤßig geweſen? §. 51. Noch vielmehr ſcheinen ſich diejenigen zu betruͤgen, er-
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Geſchichte der Erde
nur der gemeine Mann, ſondern auch einige Steinver-
ſtaͤndige in den Gedanken ſtehen, es muͤſten dieſelben vor
dem weich geweſen ſeyn. Bey den Welbesholze in
der Grafſchaft Mannsfeld befindet ſich ein Stein von
dieſer Art, darinnen in der mitten ein groſſes Loch anzu-
treffen iſt. Will man wiſſen, wie es hineingekommen;
ſo dienet zur Antwort: es habe Graf Hoyer von Manns-
feld vor der Schlacht beym Welbesholze mit der Hand
hineingegriffen als in einen Waͤitzenteig. Koͤnnte man
wohl einen uͤberzeugernden Beweiß, als dieſer iſt, anfuͤhren,
um darzuthun, daß die Steine ehemals fluͤßig geweſen?
§. 51.
Noch vielmehr ſcheinen ſich diejenigen zu betruͤgen,
welche in den Gedanken ſtehen, daß alle, auch die hoͤch-
ſten Berge, durch die Suͤndfluth hervorgebracht worden
waͤren. Selbſt das Gebuͤrge Ararat worauf ſich der
Kaſten Noaͤh niedergelaſſen, ſoll davon nicht aus-
genommen ſeyn. Tournefort hat dieſen Berg beſtie-
gen, und vielleicht wird es meinen Leſern nicht unange-
nehm ſeyn hier die Beſchreibung einer ſo ſeltſamen Reiſe
anzutreffen, beſonders da ſich in ſeiner Erzaͤhlung einige
Umſtaͤnde befinden, die zur Beſtaͤtigung deſſen, was wir
noch abzuhandeln geſonnen ſind, dienlich ſeyn koͤnnen.
Wir machten, ſchreibet dieſer Schriftſteller, des nachmit-
tages um zwey Uhr den Anfang, den Berg Ararat zu
beſteigen, doch nicht ohne Schwierigkeit. Wir muſten
in loſen Saͤnde klettern, wo wir nichts fanden als Wach-
olderſtauden und Bockskraut. Dieſer Berg hat einen
der traurigſten und unangenehmſten Anblicke, die auf der
Welt zu finden ſeyn moͤgen. Es giebt auf demſelben we-
der Baͤume noch Gebuͤſche, noch einige Moͤnchskloͤſter.
Struyß wuͤrde uns einen groſſen Gefallen gethan haben,
wenn er uns gemeldet haͤtte, wo die Einſiedler, deren er
gedenket, ſich aufgehalten. Denn das Volk dieſes Landes
er-
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