Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

Bild:
<< vorherige Seite


Peter. (für sich) Nein, es ist doch kein Va-
gant, wie ich dachte. Vielleicht ist es aber
eine Vagantin, die Kerls werden auch
wohl Frauen haben, wie andre Menschen.
Brigitte. Jst dieses nicht des wohlehrwürdigen
und hochgelahrten Herrn, Herrn Pastor
Muffels, Behausung?
Peter. (für sich) Sie spricht schon in dem
Bettlerthone, das hör ich an dem Titul.
(zu ihr) Nein, dis Haus gehört zur
Pfarre. Der wohlehrwürdige und hochge-
lahrte Herr, Herr Pastor Muffel, hat im
Dorfe kein eigenes.
Brigitte. Jhro Wohlehrwürden wohnen doch
aber hier?
Peter. Ja, mit Leib und Seele, und mit sei-
nem treufleißigen Hausknechte Petern,
das bin ich, und mit der weiland gewese-
nen Jungfer, Jungfer Cathrine, seiner
Haushälterin.
Brigitte. Also bestehet seine ganze Haushal-
tung nur aus dreyen Personen?
Peter. Nein, aus vieren. Jch bin eine Per-
son, mein Herr ist auch eine, aber Cathri-
nen muß ich gewisser Ursachen wegen für
zwey Personen rechnen. Aber, mit Er-
laubniß, wollen sie etwan einen Zehrpfen-
ning von meinem Herrn auf die Wander-
schaft, oder haben sie vielleicht den morgen-
den Kirchmeßbraten gerochen?
Brigitte. Ey! ihr ungeschliffner Flegel, meynt
ihr, daß ihr eine gemeine Küsterfrau oder
eine
F 2


Peter. (fuͤr ſich) Nein, es iſt doch kein Va-
gant, wie ich dachte. Vielleicht iſt es aber
eine Vagantin, die Kerls werden auch
wohl Frauen haben, wie andre Menſchen.
Brigitte. Jſt dieſes nicht des wohlehrwuͤrdigen
und hochgelahrten Herrn, Herrn Paſtor
Muffels, Behauſung?
Peter. (fuͤr ſich) Sie ſpricht ſchon in dem
Bettlerthone, das hoͤr ich an dem Titul.
(zu ihr) Nein, dis Haus gehoͤrt zur
Pfarre. Der wohlehrwuͤrdige und hochge-
lahrte Herr, Herr Paſtor Muffel, hat im
Dorfe kein eigenes.
Brigitte. Jhro Wohlehrwuͤrden wohnen doch
aber hier?
Peter. Ja, mit Leib und Seele, und mit ſei-
nem treufleißigen Hausknechte Petern,
das bin ich, und mit der weiland geweſe-
nen Jungfer, Jungfer Cathrine, ſeiner
Haushaͤlterin.
Brigitte. Alſo beſtehet ſeine ganze Haushal-
tung nur aus dreyen Perſonen?
Peter. Nein, aus vieren. Jch bin eine Per-
ſon, mein Herr iſt auch eine, aber Cathri-
nen muß ich gewiſſer Urſachen wegen fuͤr
zwey Perſonen rechnen. Aber, mit Er-
laubniß, wollen ſie etwan einen Zehrpfen-
ning von meinem Herrn auf die Wander-
ſchaft, oder haben ſie vielleicht den morgen-
den Kirchmeßbraten gerochen?
Brigitte. Ey! ihr ungeſchliffner Flegel, meynt
ihr, daß ihr eine gemeine Kuͤſterfrau oder
eine
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0087" n="83"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#PET">
            <speaker>Peter.</speaker>
            <stage>(fu&#x0364;r &#x017F;ich)</stage>
            <p>Nein, es i&#x017F;t doch kein Va-<lb/>
gant, wie ich dachte. Vielleicht i&#x017F;t es aber<lb/>
eine Vagantin, die Kerls werden auch<lb/>
wohl Frauen haben, wie andre Men&#x017F;chen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRI">
            <speaker>Brigitte.</speaker>
            <p>J&#x017F;t die&#x017F;es nicht des wohlehrwu&#x0364;rdigen<lb/>
und hochgelahrten Herrn, Herrn Pa&#x017F;tor<lb/>
Muffels, Behau&#x017F;ung?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PET">
            <speaker>Peter.</speaker>
            <stage>(fu&#x0364;r &#x017F;ich)</stage>
            <p>Sie &#x017F;pricht &#x017F;chon in dem<lb/>
Bettlerthone, das ho&#x0364;r ich an dem Titul.<lb/><stage>(zu ihr)</stage> Nein, dis Haus geho&#x0364;rt zur<lb/>
Pfarre. Der wohlehrwu&#x0364;rdige und hochge-<lb/>
lahrte Herr, Herr Pa&#x017F;tor Muffel, hat im<lb/>
Dorfe kein eigenes.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRI">
            <speaker>Brigitte.</speaker>
            <p>Jhro Wohlehrwu&#x0364;rden wohnen doch<lb/>
aber hier?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PET">
            <speaker>Peter.</speaker>
            <p>Ja, mit Leib und Seele, und mit &#x017F;ei-<lb/>
nem treufleißigen Hausknechte Petern,<lb/>
das bin ich, und mit der weiland gewe&#x017F;e-<lb/>
nen Jungfer, Jungfer Cathrine, &#x017F;einer<lb/>
Hausha&#x0364;lterin.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRI">
            <speaker>Brigitte.</speaker>
            <p>Al&#x017F;o be&#x017F;tehet &#x017F;eine ganze Haushal-<lb/>
tung nur aus dreyen Per&#x017F;onen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PET">
            <speaker>Peter.</speaker>
            <p>Nein, aus vieren. Jch bin eine Per-<lb/>
&#x017F;on, mein Herr i&#x017F;t auch eine, aber Cathri-<lb/>
nen muß ich gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen fu&#x0364;r<lb/>
zwey Per&#x017F;onen rechnen. Aber, mit Er-<lb/>
laubniß, wollen &#x017F;ie etwan einen Zehrpfen-<lb/>
ning von meinem Herrn auf die Wander-<lb/>
&#x017F;chaft, oder haben &#x017F;ie vielleicht den morgen-<lb/>
den Kirchmeßbraten gerochen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRI">
            <speaker>Brigitte.</speaker>
            <p>Ey! ihr unge&#x017F;chliffner Flegel, meynt<lb/>
ihr, daß ihr eine gemeine Ku&#x0364;&#x017F;terfrau oder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0087] Peter. (fuͤr ſich) Nein, es iſt doch kein Va- gant, wie ich dachte. Vielleicht iſt es aber eine Vagantin, die Kerls werden auch wohl Frauen haben, wie andre Menſchen. Brigitte. Jſt dieſes nicht des wohlehrwuͤrdigen und hochgelahrten Herrn, Herrn Paſtor Muffels, Behauſung? Peter. (fuͤr ſich) Sie ſpricht ſchon in dem Bettlerthone, das hoͤr ich an dem Titul. (zu ihr) Nein, dis Haus gehoͤrt zur Pfarre. Der wohlehrwuͤrdige und hochge- lahrte Herr, Herr Paſtor Muffel, hat im Dorfe kein eigenes. Brigitte. Jhro Wohlehrwuͤrden wohnen doch aber hier? Peter. Ja, mit Leib und Seele, und mit ſei- nem treufleißigen Hausknechte Petern, das bin ich, und mit der weiland geweſe- nen Jungfer, Jungfer Cathrine, ſeiner Haushaͤlterin. Brigitte. Alſo beſtehet ſeine ganze Haushal- tung nur aus dreyen Perſonen? Peter. Nein, aus vieren. Jch bin eine Per- ſon, mein Herr iſt auch eine, aber Cathri- nen muß ich gewiſſer Urſachen wegen fuͤr zwey Perſonen rechnen. Aber, mit Er- laubniß, wollen ſie etwan einen Zehrpfen- ning von meinem Herrn auf die Wander- ſchaft, oder haben ſie vielleicht den morgen- den Kirchmeßbraten gerochen? Brigitte. Ey! ihr ungeſchliffner Flegel, meynt ihr, daß ihr eine gemeine Kuͤſterfrau oder eine F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/87
Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/87>, abgerufen am 24.11.2024.