Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Cathrine. Den hab ich selbst nicht, ob ich ihn gleich höchstnöthig habe. Daß Peter nun von meiner Heyrath nichts wissen will, das hab ich ihnen zu dancken. Muffel. Nein euch selbst, Cathrine. Jhr hättet verschwiegener gegen ihn seyn sollen, Jhr wolt ja einen Prediger heyrathen, so klug dünkt ihr euch, und seyd doch so offenherzig, und - - Cathrine. Er wolte aber alles mit Gewalt wissen. Muffel. So hättet ihr ihm so lange was anders für die Wahrheit verkaufen sollen. Nein die Predigerfrauen müssen schweigen und lügen können. Cathrine. So sind wir ja beyde verlohren. Muffel. Mir fält noch etwas für euch bey. Es pflegen in der Kirchmesse arme Stu- denten bey mir einzukehren. Unter denen wird sich keiner ein Gewissen aus dem bis- gen Hahnreyschaft machen. Des Herrn von Rosenecks Guth hat keinen Prediger, ich muß versuchen einen von den Vaganten da anzubringen, und ihr werdet auf die Art doch noch eine Predigerfrau. Wir haben alle beyde dadurch noch mehr Vor- theile. Denn der arme Schelm, den ich zur Pfarre helfe, muß hernach immer mei- ne Parthie halten, und ihr könnet auch mehr Herrschaft über ihn haben, weil er durch euch zur Pfarre gekommen ist. Ge- het
Cathrine. Den hab ich ſelbſt nicht, ob ich ihn gleich hoͤchſtnoͤthig habe. Daß Peter nun von meiner Heyrath nichts wiſſen will, das hab ich ihnen zu dancken. Muffel. Nein euch ſelbſt, Cathrine. Jhr haͤttet verſchwiegener gegen ihn ſeyn ſollen, Jhr wolt ja einen Prediger heyrathen, ſo klug duͤnkt ihr euch, und ſeyd doch ſo offenherzig, und ‒ ‒ Cathrine. Er wolte aber alles mit Gewalt wiſſen. Muffel. So haͤttet ihr ihm ſo lange was anders fuͤr die Wahrheit verkaufen ſollen. Nein die Predigerfrauen muͤſſen ſchweigen und luͤgen koͤnnen. Cathrine. So ſind wir ja beyde verlohren. Muffel. Mir faͤlt noch etwas fuͤr euch bey. Es pflegen in der Kirchmeſſe arme Stu- denten bey mir einzukehren. Unter denen wird ſich keiner ein Gewiſſen aus dem bis- gen Hahnreyſchaft machen. Des Herrn von Roſenecks Guth hat keinen Prediger, ich muß verſuchen einen von den Vaganten da anzubringen, und ihr werdet auf die Art doch noch eine Predigerfrau. Wir haben alle beyde dadurch noch mehr Vor- theile. Denn der arme Schelm, den ich zur Pfarre helfe, muß hernach immer mei- ne Parthie halten, und ihr koͤnnet auch mehr Herrſchaft uͤber ihn haben, weil er durch euch zur Pfarre gekommen iſt. Ge- het
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Cathrine. Den hab ich ſelbſt nicht, ob ich ihn
gleich hoͤchſtnoͤthig habe. Daß Peter nun
von meiner Heyrath nichts wiſſen will, das
hab ich ihnen zu dancken.
Muffel. Nein euch ſelbſt, Cathrine. Jhr
haͤttet verſchwiegener gegen ihn ſeyn ſollen,
Jhr wolt ja einen Prediger heyrathen,
ſo klug duͤnkt ihr euch, und ſeyd doch ſo
offenherzig, und ‒ ‒
Cathrine. Er wolte aber alles mit Gewalt
wiſſen.
Muffel. So haͤttet ihr ihm ſo lange was anders
fuͤr die Wahrheit verkaufen ſollen. Nein
die Predigerfrauen muͤſſen ſchweigen und
luͤgen koͤnnen.
Cathrine. So ſind wir ja beyde verlohren.
Muffel. Mir faͤlt noch etwas fuͤr euch bey.
Es pflegen in der Kirchmeſſe arme Stu-
denten bey mir einzukehren. Unter denen
wird ſich keiner ein Gewiſſen aus dem bis-
gen Hahnreyſchaft machen. Des Herrn
von Roſenecks Guth hat keinen Prediger,
ich muß verſuchen einen von den Vaganten
da anzubringen, und ihr werdet auf die
Art doch noch eine Predigerfrau. Wir
haben alle beyde dadurch noch mehr Vor-
theile. Denn der arme Schelm, den ich
zur Pfarre helfe, muß hernach immer mei-
ne Parthie halten, und ihr koͤnnet auch
mehr Herrſchaft uͤber ihn haben, weil er
durch euch zur Pfarre gekommen iſt. Ge-
het
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