Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

Bild:
<< vorherige Seite


len, und wann sie ihn nicht zu einem mäch-
tigen Tyrannen der Menschen, und zu ei-
nem Leibpächter aller Bosheiten machten.
Der Teufel ist bey den Geistlichen ein rech-
ter Eulenspiegel. Wann unsre Knechte sechs
Pfennige in der Carte verliehren, so ist er
gewiß dabey gewesen, und hat dem Ver-
spieler zu dem Verluste verholfen.
Muffel. Ums Himmels willen, Cathrine, wer
hat eure arme Seele mit solcher Vernunfts-
seuche angesteckt.
Cathrine. Jch kan es der Frau von Birken-
hayn Tochter nicht genug verdanken, daß
sie mich, als ich vor einigen Jahren bey
ihrer Frau Mama diente, ein wenig klug
aemacht hat.
Muffel. Ein Teufelskind hat sie aus euch ge-
macht. Jhr gute Cathrine! ach eure blin-
de, unschuldige Seele! die jammert mich.
Doch wir haben jetzt etwas wichtigers zu
bedenken, sagt mir nur, wie wir mit Eh-
ren aus unserm Handel kommen?
Cathrine. Ja Herr, ich weiß keinen andern
Rath, als daß wir je eher, je lieber, Hoch-
zeit mit einander machen.
Muffel. Nein, Cathrine, nein, ihr würdet euch
nicht in den geistlichen Stand schicken.
Cathrine. Mir dünkt, die Frau Pastorin sollte
mich so gut kleiden, als sie der Herr Pastor.
Ueberdem werden die Priesterfrauen doch
wohl nicht auch auf die Universität ziehen
müssen.


len, und wann ſie ihn nicht zu einem maͤch-
tigen Tyrannen der Menſchen, und zu ei-
nem Leibpaͤchter aller Bosheiten machten.
Der Teufel iſt bey den Geiſtlichen ein rech-
ter Eulenſpiegel. Wann unſre Knechte ſechs
Pfennige in der Carte verliehren, ſo iſt er
gewiß dabey geweſen, und hat dem Ver-
ſpieler zu dem Verluſte verholfen.
Muffel. Ums Himmels willen, Cathrine, wer
hat eure arme Seele mit ſolcher Vernunfts-
ſeuche angeſteckt.
Cathrine. Jch kan es der Frau von Birken-
hayn Tochter nicht genug verdanken, daß
ſie mich, als ich vor einigen Jahren bey
ihrer Frau Mama diente, ein wenig klug
aemacht hat.
Muffel. Ein Teufelskind hat ſie aus euch ge-
macht. Jhr gute Cathrine! ach eure blin-
de, unſchuldige Seele! die jammert mich.
Doch wir haben jetzt etwas wichtigers zu
bedenken, ſagt mir nur, wie wir mit Eh-
ren aus unſerm Handel kommen?
Cathrine. Ja Herr, ich weiß keinen andern
Rath, als daß wir je eher, je lieber, Hoch-
zeit mit einander machen.
Muffel. Nein, Cathrine, nein, ihr wuͤrdet euch
nicht in den geiſtlichen Stand ſchicken.
Cathrine. Mir duͤnkt, die Frau Paſtorin ſollte
mich ſo gut kleiden, als ſie der Herr Paſtor.
Ueberdem werden die Prieſterfrauen doch
wohl nicht auch auf die Univerſitaͤt ziehen
muͤſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CAT">
            <p><pb facs="#f0019" n="15"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
len, und wann &#x017F;ie ihn nicht zu einem ma&#x0364;ch-<lb/>
tigen Tyrannen der Men&#x017F;chen, und zu ei-<lb/>
nem Leibpa&#x0364;chter aller Bosheiten machten.<lb/>
Der Teufel i&#x017F;t bey den Gei&#x017F;tlichen ein rech-<lb/>
ter Eulen&#x017F;piegel. Wann un&#x017F;re Knechte &#x017F;echs<lb/>
Pfennige in der Carte verliehren, &#x017F;o i&#x017F;t er<lb/>
gewiß dabey gewe&#x017F;en, und hat dem Ver-<lb/>
&#x017F;pieler zu dem Verlu&#x017F;te verholfen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MUF">
            <speaker>Muffel.</speaker>
            <p>Ums Himmels willen, Cathrine, wer<lb/>
hat eure arme Seele mit &#x017F;olcher Vernunfts-<lb/>
&#x017F;euche ange&#x017F;teckt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAT">
            <speaker>Cathrine.</speaker>
            <p>Jch kan es der Frau von Birken-<lb/>
hayn Tochter nicht genug verdanken, daß<lb/>
&#x017F;ie mich, als ich vor einigen Jahren bey<lb/>
ihrer Frau Mama diente, ein wenig klug<lb/>
aemacht hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MUF">
            <speaker>Muffel.</speaker>
            <p>Ein Teufelskind hat &#x017F;ie aus euch ge-<lb/>
macht. Jhr gute Cathrine! ach eure blin-<lb/>
de, un&#x017F;chuldige Seele! die jammert mich.<lb/>
Doch wir haben jetzt etwas wichtigers zu<lb/>
bedenken, &#x017F;agt mir nur, wie wir mit Eh-<lb/>
ren aus un&#x017F;erm Handel kommen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAT">
            <speaker>Cathrine.</speaker>
            <p>Ja Herr, ich weiß keinen andern<lb/>
Rath, als daß wir je eher, je lieber, Hoch-<lb/>
zeit mit einander machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MUF">
            <speaker>Muffel.</speaker>
            <p>Nein, Cathrine, nein, ihr wu&#x0364;rdet euch<lb/>
nicht in den gei&#x017F;tlichen Stand &#x017F;chicken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAT">
            <speaker>Cathrine.</speaker>
            <p>Mir du&#x0364;nkt, die Frau Pa&#x017F;torin &#x017F;ollte<lb/>
mich &#x017F;o gut kleiden, als &#x017F;ie der Herr Pa&#x017F;tor.<lb/>
Ueberdem werden die Prie&#x017F;terfrauen doch<lb/>
wohl nicht auch auf die Univer&#x017F;ita&#x0364;t ziehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0019] len, und wann ſie ihn nicht zu einem maͤch- tigen Tyrannen der Menſchen, und zu ei- nem Leibpaͤchter aller Bosheiten machten. Der Teufel iſt bey den Geiſtlichen ein rech- ter Eulenſpiegel. Wann unſre Knechte ſechs Pfennige in der Carte verliehren, ſo iſt er gewiß dabey geweſen, und hat dem Ver- ſpieler zu dem Verluſte verholfen. Muffel. Ums Himmels willen, Cathrine, wer hat eure arme Seele mit ſolcher Vernunfts- ſeuche angeſteckt. Cathrine. Jch kan es der Frau von Birken- hayn Tochter nicht genug verdanken, daß ſie mich, als ich vor einigen Jahren bey ihrer Frau Mama diente, ein wenig klug aemacht hat. Muffel. Ein Teufelskind hat ſie aus euch ge- macht. Jhr gute Cathrine! ach eure blin- de, unſchuldige Seele! die jammert mich. Doch wir haben jetzt etwas wichtigers zu bedenken, ſagt mir nur, wie wir mit Eh- ren aus unſerm Handel kommen? Cathrine. Ja Herr, ich weiß keinen andern Rath, als daß wir je eher, je lieber, Hoch- zeit mit einander machen. Muffel. Nein, Cathrine, nein, ihr wuͤrdet euch nicht in den geiſtlichen Stand ſchicken. Cathrine. Mir duͤnkt, die Frau Paſtorin ſollte mich ſo gut kleiden, als ſie der Herr Paſtor. Ueberdem werden die Prieſterfrauen doch wohl nicht auch auf die Univerſitaͤt ziehen muͤſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/19
Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/19>, abgerufen am 23.11.2024.